II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 305

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20. Zuischensner
unmöglich geworden ist. Sie fühlt, daß sie selbst nicht mehr die ist,
die sie war,g daß sie selbst sich verbrannt hat, als sie mit dem Feuer
Jae“ Schnitzlers „Zwischenspiel“.
spielte. „Wir sind einander so viel gewesen,“ sagt sie, „daß wir uns
die Erinnerung daran erhalten müssen. Wenn das“ (daß sie sich nach allem,
Man trifft zuweilen überzarte Mädchengestalten, die mit ihrer
was vorgefallen, ihm noch einmal hingegeben hat,) „ein Abenteuer war, sind
weißen, durchsichtigen Haut, ihren blutleeren Lippen und jenem fiebrigen
wir auch unser vergangenes Glück nicht wert. War es ein Abschied,
Glanz in den großen Augen, aus dem die Fackel eines frühen Todes
sind wir vielleicht doch zu einem künftigen bestimmt ... viel¬
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vorleuchtet, so wesenlos erscheinen, daß man unwillkürlich geneigt ist,
leicht.“ — So nimmt sie ihr Kind und geht davon.
in ihrer Nähe leise zu sprechen und auf den Fußspitzen einherzugehen.
Dieser kritische Zustand zweier Menschenherzen mochte einen Dichter
Von dieser Art ist der jüngste Sprößling der Schnitzlerschen Muse¬
von der Feinsinnigkeit Schnitzlers wohl reizen. Aber er hätte ihn zum
Kein Tropfen Bühnenblut rollt in seinen Adern, man sieht
Gegenstand einer Novelle machen sollen. Auf der Bühne wirkt das
auf den ersten Blick, daß ihm kein langes Leben beschieden
alles so unklar, und dabei wirkt es zynisch. Man kann keine
sein wird, aber man fühlt sich doch merkwürdig angezogen
Sympathie haben für diesen Mann, der sich so frivol über die heiligen
von seiner Zartheit, man möchte ihn dem grellen Bühnenlicht,
Forderungen der Ehe hinwegsetzt, und auch nicht für die Frau, die sich
für das er nicht geschaffen ist, entreißen und ihn mit sich nehmen in
nicht einmal bemüßigt fühlt, wenigstens den Versuch zu machen, ihre
ein stilles Winkelchen, um im milden Schein eines rosig gedämpften
Stellung im Herzen des Vaters ihres Kindes zu behaupten. Manches,
Lampenlichtes seine gefährliche Schönheit zu genießen. Schnitzler ist in
was da gesprochen wird, wirkt auf der Bühne geradezu verletzend, und
diesem Stücke ganz Seelenmaler, ganz Stimmungsmensch. Er verzichtet
wenn der Fürst Sigismund, mit dem Frau Cäcilie flirtet, gar erscheint,
dabei auf alles, was auf der Bühne wirken kann, auf Handlung, auf
um von ihrem Gatten ihre Hand zu erbitten, so ist sogar ein bedenk¬
Situationen, auf Steigerung, ja selbst auf sogenannte Geistesblitze.
licher Einschuß unfreiwilliger Komik dabei. Kurz, als psychologische
Aber in dem Bestreben, alles zu verinnerlichen, hat er die Forderungen
Studie ist dieses „Zwischenspiel“ unzweifelhaft interessant, als Theater¬
des Theaters vergessen, das nun einmal seine eigene Logik hat, seine
stück ist es verfehlt, schon aus dem Grunde, weil es beinahe unmöglich
eigene Optik, seine eigene Sprache.
ist, diese Rollen zu spielen.
Er stellt zwei Menschen vor uns hin, zwei freie, selbständige
Die Darstellung wußte denn auch nur zum Teil etwas damit anzu¬
Menschen, Künstlernaturen, die nach siebenjähriger glücklicher Ehe dem
fangen. Frl. Triesch half sich damit, daß sie die unklare Gestalt der
Wahn verfallen, daß der Frühling ihrer Liebe zu schwinden beginnt.
Cäcilie auf die kluge, feinfühlige Frau hinausspielte, die dem leicht¬
Sie beschließen, ihre ehelichen Beziehungen aufzugeben und als Freunde,
fertigen Seitensprung des Mannes mit scheinbarem Gleichmut zuschaut,
als gute, ehrliche Kameraden neben einander weiter zu leben und weiter
während in ihrem Innern das so schwer gekränkte Frauenherz sich auf¬
zu streben. Alles soll bleiben, wie bisher, sie wollen sich alles sein
bäumt. Aber so wundervoll sie diese Aufgabe auch löste, die Forderungen,
und sich alles sagen, nur in ihrem Liebesleben soll in Zukunft jeder
die der Dichter in diese Gestalt hineingelegt hat, erfüllte sie damit nur
seine eigenen Wege gehen. Ist es der Frau Ernst mit dieser frevel¬
zum Teil. Herr Bassermann als Kapell=eister Amadeus aber schien
haften Uebereinkunft? Der Dichter läßt uns darüber im unklaren. Er
mir mit seinen breiten Bewegungen und seiner breiten Sprache,
die
zeigt nur, daß sie den neuen Weg nicht geht, daß sie nur mit einer un¬
oft an das Geschrei eigensinniger Kinder erinnert, gar nicht
bestimmten Sehnsucht nach ihm ausblickt, daß sie mit dem Gedanken nur
am Platze. So meisterlich dieser Künstler zu charakterisieren
spielt, daß sie ihn beschreiten könnte. Der Mann dagegen nutzt die
versteht, so tief er sich in seine Gestalten hineinzuleben weiß, ein Lieb¬
ihm gewährte Freiheit, er wandelt sorglos die gefährliche Bahn. Aber
haber ist er nicht. Und wenn diesem leichtfertigen Bohémien von
bald wird er inne, daß er in eine Sackgasse geraten tst. Er sehnt sich
Wiener Kapellmeister auch noch der Zauber hinreißender persönlicher
zurück nach dem stillen Glück, das er so leichtfertig aufs Spiel gesetzt
Liebenswürdigkeit abgeht, dann wird er unleidlich, und dann kann man
hat. Er wirbt aufs neue um die Liebe seines Weibes. Und im er¬
auch die Frau ganz und gar nicht verstehen, die ihn nach all seinen
sten Sturm der wiedererwachten Leidenschaft wird sie noch einmal sein.
Verirrungen noch einmal erhört. Aber, wie gesagt, vielleicht ist diese
Aber bald wird ihr kiar, daß ein Glück von Dauer für sie beide nun Rolle überhaupt nicht zu spielen, auch Kainz in Wien hat nicht mit
ihr fertig werden können.
„Zwischenspiel“ in Schnitzlers
nicht geben, aber vielleicht wird
* Der Streit um den S
Schulbeginn im Sommer nich
in den vier untersten Volkssc
zahlreicher Eltern, namentlic
die Stadtverordneten trugen
als sie dem Ausschußantrag
zur Erwägung anheimzuge
Schwierigkeit hingewiesen, di
ebenso darauf, daß bei eine
bezirken sich 93 bezw. 96
Schulbeginn (um
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Bezirken dürfte die Abstimm
Aus der Freimaur#
Hier starb im Alter von 78
Schriftsteller und frühere Ver
Leiche wird nach Jena zur
Wunsch des Verstorbenen dür
angelegt werden. Findel ge
der deutsch=latholischen (freir
erzogen war er ein gefürcht
Christiana, 26. Nov
stand Henrik Ibsens sei nicht
sei zwar in der letzten Zeit schwi
einige Stunden auf und zeige I
* Leipzig, 26. November.
Schauspiel von J. Wiegand,
haus (Dir. A. Hartmann) seine
schwächlicher und mißlungener
Leben der Zarin Katharina di
fanden sich mit der Aufgabe da
Beifall an den Aktschlüssen wohl
als „Katharina“, die in dem
Willen, sonst aber stark das Herz
sogar anzuerkennen. Ein kritisch
das Opus wohl abgelehnt.