II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 310

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20. Zwischenspiel
Stellung dieser zwei Männer
Hermann Bahr!), da sich Schnitzler gar nicht bemüht
Dies Stück hier ist eine Art Weltmanns=Nora. Noch
einer Außerlichkeit verändert.
hat, sie zu verbergen.
.. Schnitzler gibt keine
alles Gute wünschen, und dem di
anderes spielt hinein
Die Frau des Freundes und der Freund sind
einmütig seit langer, langer Z
Konventionslösungen, er gibt keine übertriebene
nur Abladestellen: um sich erzählen zu lassen
Schlußtragik, er gibt keine Rührsachen, keine
hat nun für das Grundstück des
oder was zu erzählen. Es gibt Monologe, mit
Katastrophen: sondern er gibt die ganze Schlichtheit
gebracht — und die Banken hab
solchen Stellen wie: „... daß der Gedanke an den
des ... Lebens? Nein; des psychologisierenden Gesell¬
uns allen gepriesener Tüchtigkeit
andern mich toll macht...“ oder: „Da könnte ja
schaftsstücks. Wie es etwan in Gallien heut bei diesem
jene Bodenflächen der Wertsteig
am Ende manches wieder güt werden.... Nein, sie
und jenem Capus, aber leichter und schlanker, besteht
Wir sagen: Quod felix faustumqu
ist nicht bei ihm ... Wie nur solch ein Gedanke —“.
(wobei leichter ein Nachteil ist, schlanker ein Vorzug).
uns an die künstlerischen Leistun
Artur Schnitzler tut sich keinen Zwang an.
Und das der Schlichtheit des Lebens allerdings etwas
Brahms Schnitzler=Aufführung
Schlimmer ist für mein Gefühl der oft peinliche Lust¬
näher kommt als die früheren. Diese Leute in
seinen allerbesten... was tut
spielton. Ich stelle diesen Schriftsteller so hoch, er hat jetzt
Frankreich machen keine so derben Hinweise wie
nicht zu unterschätzende Macht.
in Deutschland einen so wichtigen Platz; daß ihm dies
Schnitzler, der es durch eine Gestalt den Leuten aufs
dümmsten Artikel zugunsten Rei
alles anzuhören Pflicht ist. Es ist ein Ton, wo die Leute,
Butterbrot schmieren läßt (für den zarteren Geschmack
die längsten, in denen aus Wut
nach Schwerfälligkeiten, Langatmigkeiten, anfangen,
eine Maulschelle): daß er nicht mit Versöhnung endige,
bedeutenden Mann der Ibsen
sich gezirkelt mit etwas frostiger Lustspielsymmetrie zu
auch nicht mit Muttertränen (es gibt da einen Knaben
periode Unglaubliches zusammeng
benehmen. Eine Zeitlang (nein: eine lange Zeit)
Peterl), auch nicht mit Katastrophen: sondern klein¬
dem Brahm solche nicht beabsi
denkt man: Aha, der durch Eifersucht Kurierte. II y
laut verebbend, wie das Leben hinebbt... ich muß
dargebracht werden, ist sehr d
adu Fulda, lädedans! Etwas, wo der Zuschauer weiß: es
für diese Gattung auf ein Kapitel des Davidsbündler¬
aber, junge Leute, die ihr
ist gar nicht Ernst, wo aber die zwei Personen des
buchs „Das neue Drama“ verweisen ... nur daß
seid heiter, betrachtet dies alles
Stücks tun, als wär' es das. „Lustspiel“!
Schnitzler sich trotzdem die Darstellung etlichen Bühnen¬
scheidet wohl: Man soll den pf
Seien wir offen. Dieses Stück ist mit einigen
schmerzes am Schlusse nicht versagt. Nur daß dies
loben, weil man sein Aufkon
seelisch verborgenen Feinheiten ausgestattet; unschein¬
alles, das Verebbende, das Schlichte, das Kleinlaute
aber, weil man vor Brahm
bare Besitztümer von innerem Wert. Und an den
zuletzt gar nicht schlicht herauskommt: weil er doch
zittert... Der Unterschied zwi
Linien, die Schnitzler sieht, hängen Tropfpunkte: hübsch
„Kritik“ und einer geistigen Kri
schon gar viel Ibsen gelesen hat...
gesagte Worte, Wendungen (aus dem besten Wiener
Die Frau fängt an wie ein Buch zu reden, wie ein
die geistige, grollt dem Brah
Feuilleton). Auch die Attrappe zum Schluß (daß
Schwächen; die andre wegen
norwegisches. „Denn dann waren wir um nichts
die Frau sich abwendet) scheint mir architektonisch
besser als all die, die wir verachtet haben.“ Sie wollte
Ecco.
gut, nämlich in der Linienüberraschung: bloß die
nichts anderes, „als daß das Ende ... unserer Liebe
Also das Tempo war vorzügli
Ausführung ist schwach. Das meiste bleibt für mich
für das Darlegende mancher
würdig wäre". (O, o, o.)
doch ohne Grazie, langwierig und spielerisch (bis auf
Und bei all diesem Gespreche bleibt mir das Gefühl:
gab den Musiker. Er ging vol
die Attrappe ... mit der schlechten Ausführung) — und
Aus diesem Grunde brauchten sie nicht auseinander¬
Jungen“ aus, der in ihm steckt
das glänzende Brio der Darstellung ändert nicht viel
zugehen; zweitens: das ist gar nicht der Grund, wes¬
mit Fug, jedenfalls mit großem
daran. Kern der Sache: es ist an dem großen Nora¬
halb sie auseinandergehen. Der entscheidende Punkt
seiner Darstellung war die leich
Baum ein recht feiner Ast. Eine Popularisierung.
bleibt was Theoretisches statt einer Überzeugungs¬
sehr widerstandsfähigen Chara
Immerhin eine von den vielen Komplikationen, von
macht, etwas Gedrucktes statt jener „Schlichtheit des
Warme einer solchen Natur; ein
den ehelich=seelischen Möglichkeiten; eine Unterart der
Lebens“. Der Vize=Schnitzler, der Darleger, der
lichterloh, sondern ungezogen u
Gattung; ein speziellerer Fall.
Erklärer, der Dramatiker, Albertus Rohn ruft ins
die Psyche eines Menschen,
Aber den Schnitzler, der heut in Lebensstücken
Künstlerschaft verwöhnt ist. (Te
Parkett: „Hier, Publikum, ist kein Theaterstück!“
unserer Tage hinter dem Dichter der „Rose Bernd“
Linien dieser räkelnd-launenhaf
Doch, lieber Rohn — hier ist eins.
kommt, den suche man hier nicht.
lag es. Sogar in den Linien
III.
gezogenen Tönen, einer ungezog
An der Aufführung bei Brahm war vor allem das
Sogar eins mit schwacher Technik. Ungroßmütig,
die Schwächen dieser Machart bloszulegen (hier ist] Tempo rühmlich, — so straff wie bei Reinhardt. Die nicht gut anders kann, die sich