20. Zuischensniel
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in Berlin. Budapest, Chicago. Christiania. Genf. Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-Vork. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm. St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewahr.)
Ausschnitt aus Der Bühnenbote, Karlsruhe
2- 72.
vom:
Wiener Theaterbrief.
()) Prager Theaterbrief. Prag, 22. November 1905.
„Zwischenspiel“, Komödie in 3 Akten von Arthur
Schnitzler. Regie: Kurt Stern.
Eine interessante Premier — eine Komödie Schnitzlers,
wer geht nicht mit gerechtfertigter Erwartung ins Theater?!
Es war ein Erfolg der nicht nur einem guten Bühnenwerke,
sondern einem Drama von literarischer Bedentung galt. Das
Meisterhafte in Schnitzlers Komödie ist die Sprache, der Dialog,
in dem er von keinem Anderen unserer Modernen übertröffen
wird. So leicht, so einfach klingt die Rede dim Ohre des Zu¬
schauers, und doch so tief, so reich an prächtigen Gedanken. —
In Künstlerkreisen spielt sich die Handlung ab, Kapellmeister
Amadeus Adams, der fünf Jahre lang in glücklichen Verhält¬
nissen mit seiner Frau Cäcilie — einer Operettensängerin —
gelebt, will sich scheiden lassen, da es ihm scheint, sie könnten
kein ehrliches Leben mehr miteinander führen. Doch kaum wo
diese Stimme in seinem Innnern wach wird, da ergreift ihn
ein Gefühl, das ihm sagt, er könne von „Cäcilie nicht lassen
er kann sich nicht hineindenken, ohne ihr zu leben, und
doch ist es sein innigster Wunsch, frei und ungebunden leben
zu können. Aus dem Ehebündnis wird ein Freundschaftsver¬
hältnis zweier Kameraden. Jeder geht seiner Wege, jeder
handelt und lebt wie es ihm beliebt — doch kein Geheimnis
herrscht zwischen Beiden. Der Sommer trennt die Kameraden;
und als Cäcilie heimkehrt, da sieht Amadeus in ihr eine An¬
dere. Aus ihren Augen ein, von ihm nie gesehenes Feuer.
Der Ton ihrer Stimme klingt ihm so süß — da erfaßt ihn
ein Neid, daß einem Andern dies Weib gehöre, daß es ein
Anderer lieben soll und von neuem entbrennt eine hinreißende
Liebe für Cäcilie; doch Cacilie glaubt nicht an seine treue, -
ser liebe sie jetzt nur weil sie ihm als eine Andere erschien —
doch die Zukunft würde die früheren Verhältnisse wiederbringen.
Eine Wahrheit, Aufrichtigkeit herrschte nie in ihrem Zusammen¬
sein. — Da scheidet Amadeus von Cäcilie, ein Schluß der an
Ibsens „Nora“ erinnert.
Die Aufführung unter der Regie des Herrn Stern war
eine gute, künstlerische, wie sie Schnitzler gebührt. Herr
Steil suchte der schwierigen Rolle des Amadeus mit allen
Mitteln — Spiel und Sprache, gerecht zu werden, was ihm
besonders trefflich am Ende des zweiten Aktes gelang.
Obwohl er keine lange Künstlerlocken trug, verriet doch
4Kleidung und Maske den Musiker. So was ist Studiam.
Frau Buska als Cäcilie gab sich redlich Mühe, ihre Darstel¬
lung, der ich manchmal mehr Terperament wünschte, ist sonst
gewiß lobenswert.
Einen wohlverdienten Beifall bei offener Szene erntete
das war ein
Herr Lengbach, als Fürst Sigismund,
charakterisieren, unancieren, wie ich es selten sah. Herr Faber,
entfaltete in der Rolle des Rhon einen feinen köstlichen Hu¬
mor. Lobend zu nennen sind: Fel. Wolf und Frl. Nied. Die
Dekorationen entworfen und eingerichtet von Herrn Parcioval¬
'de Vry, war ohne aufdringlich zu werden künstlerisch durch¬
geführt.
K. B. Sch. (Prag).
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in Berlin. Budapest, Chicago. Christiania. Genf. Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-Vork. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm. St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewahr.)
Ausschnitt aus Der Bühnenbote, Karlsruhe
2- 72.
vom:
Wiener Theaterbrief.
()) Prager Theaterbrief. Prag, 22. November 1905.
„Zwischenspiel“, Komödie in 3 Akten von Arthur
Schnitzler. Regie: Kurt Stern.
Eine interessante Premier — eine Komödie Schnitzlers,
wer geht nicht mit gerechtfertigter Erwartung ins Theater?!
Es war ein Erfolg der nicht nur einem guten Bühnenwerke,
sondern einem Drama von literarischer Bedentung galt. Das
Meisterhafte in Schnitzlers Komödie ist die Sprache, der Dialog,
in dem er von keinem Anderen unserer Modernen übertröffen
wird. So leicht, so einfach klingt die Rede dim Ohre des Zu¬
schauers, und doch so tief, so reich an prächtigen Gedanken. —
In Künstlerkreisen spielt sich die Handlung ab, Kapellmeister
Amadeus Adams, der fünf Jahre lang in glücklichen Verhält¬
nissen mit seiner Frau Cäcilie — einer Operettensängerin —
gelebt, will sich scheiden lassen, da es ihm scheint, sie könnten
kein ehrliches Leben mehr miteinander führen. Doch kaum wo
diese Stimme in seinem Innnern wach wird, da ergreift ihn
ein Gefühl, das ihm sagt, er könne von „Cäcilie nicht lassen
er kann sich nicht hineindenken, ohne ihr zu leben, und
doch ist es sein innigster Wunsch, frei und ungebunden leben
zu können. Aus dem Ehebündnis wird ein Freundschaftsver¬
hältnis zweier Kameraden. Jeder geht seiner Wege, jeder
handelt und lebt wie es ihm beliebt — doch kein Geheimnis
herrscht zwischen Beiden. Der Sommer trennt die Kameraden;
und als Cäcilie heimkehrt, da sieht Amadeus in ihr eine An¬
dere. Aus ihren Augen ein, von ihm nie gesehenes Feuer.
Der Ton ihrer Stimme klingt ihm so süß — da erfaßt ihn
ein Neid, daß einem Andern dies Weib gehöre, daß es ein
Anderer lieben soll und von neuem entbrennt eine hinreißende
Liebe für Cäcilie; doch Cacilie glaubt nicht an seine treue, -
ser liebe sie jetzt nur weil sie ihm als eine Andere erschien —
doch die Zukunft würde die früheren Verhältnisse wiederbringen.
Eine Wahrheit, Aufrichtigkeit herrschte nie in ihrem Zusammen¬
sein. — Da scheidet Amadeus von Cäcilie, ein Schluß der an
Ibsens „Nora“ erinnert.
Die Aufführung unter der Regie des Herrn Stern war
eine gute, künstlerische, wie sie Schnitzler gebührt. Herr
Steil suchte der schwierigen Rolle des Amadeus mit allen
Mitteln — Spiel und Sprache, gerecht zu werden, was ihm
besonders trefflich am Ende des zweiten Aktes gelang.
Obwohl er keine lange Künstlerlocken trug, verriet doch
4Kleidung und Maske den Musiker. So was ist Studiam.
Frau Buska als Cäcilie gab sich redlich Mühe, ihre Darstel¬
lung, der ich manchmal mehr Terperament wünschte, ist sonst
gewiß lobenswert.
Einen wohlverdienten Beifall bei offener Szene erntete
das war ein
Herr Lengbach, als Fürst Sigismund,
charakterisieren, unancieren, wie ich es selten sah. Herr Faber,
entfaltete in der Rolle des Rhon einen feinen köstlichen Hu¬
mor. Lobend zu nennen sind: Fel. Wolf und Frl. Nied. Die
Dekorationen entworfen und eingerichtet von Herrn Parcioval¬
'de Vry, war ohne aufdringlich zu werden künstlerisch durch¬
geführt.
K. B. Sch. (Prag).