II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 325

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20. Zuischensniel
Telephon 12801.
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„UBSERVEN
I. Seterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:p
rager Tagblatt
vom:
— 19 1005

1— Die Musik im „Zwischenspiel“. Die leiden¬
schaftliche Musikliebe Schnitzlers kommt im „Zwischen¬
spiel“ verschiedenfach zum Ausdruck. Es ist kein Zufall,
52
daß die Helden dieses Dramas Musiker sind und daß.
sich dem Dichter das Problem des Stücks in der musika=2
lischen Bezeichnung „Zwischenspiel“ verdichtet. Vonx
Rechtswegen sollten die Darsteller des Kapellmeisters,
seiner Frau und der Gräfin Sänger sein, da an ihr
musikalisches Können große Anforderungen gestellt+
werden. In früheren Zeiten, als die Trennung von?
Oper, Singspiel und Schauspiel auf der deutschen
Bühne noch nicht durchgeführt war, gab es bedeutende
Künstler, die zugleich Sänger und Schauspieler waren.
Im „Zwischenspiel“ muß man sich helfen und die
Rollen teilen: was Frl. Wulf als Philine zu singen
hat, das singt Frau Reich hinter der Szene und den
Anfang des Brahmsschen Liedes „Nicht mehr zu Dir zu
geh'n beschloß ich“, das Frau Buska singen soll,
singt Frau Langen=Langendorf. Der Dar¬
stellerin der Cäcilie wird ihre Rolle durch diese Teilung
nicht wenig erschwert, denn die mächtige Ergriffenheit,
die sie bei diesem Liede, dessen Text so sehr zu der
ganzen Situation paßt, zeigen soll, vermag sich bei ihr
nur durch Miene und Geberde, nicht aber durch das
wirkungsvollste Mittel, die Stimme, zu offenbaren.
Kann man von den Schauspielerinnen nicht verlangen,
daß sie Sängerinnen sind, so kann man noch weniger dem
Darsteller des Kapellmeisters zumuten, daß er Klavier¬
virtuose ist. Schnitzler hat in seinem „Zwischenspiel“
ein theatralisches Novum geschaffen; er hat mitten ins
Schauspiel ein wirkliches musikalisches Zwischenspiel
hineingelegt und dem Kapellmeister die Aufgabe ge¬
stellt, seine stürmischen und widerstreitenden Eripfin¬
dungen durch ein Musikstück zum Ausdruck zu bringen.
Da Schnitzler nicht Komponist ist, so muß dieses Musik¬
stück neu komponiert werden und für den Kapellmeister
Adams trat Kapellmeister Blech ein, der ein sehr
charakteristisches und wirkungsvolles Klavierstück kompoz
niert hat. Da aber Herr Steil, sonst in mancher
schönen Kunst bewandert, das Klavier nicht meistert,
so muß auch für ihn hinter der Szene gespielt werden
und während er vor dem Flügel sitzt, tritt auchffürf!
ihn ein Kapellmeister ein, Dr. Teller, dey die
Blechsche Komposition meisterhaft vorträgt
Telephon 12801.
FS5
„UBSEHVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
Londen, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr)
Ausschnitt aus: SOHEMIA, PRAG
10. 72.1905
vom:
Matt= u. Klumpfug, versteifte Gelente, Kinderlahmungen.
„Anstalt Dr. Eckstein, Prag, Graben 27.2
:
70
Theater.
I. Gastspiel Josef Kainz.
(Im Neuen deutschen Theater am 9. Dez. 1905.) „
Schnitzlers dreiaktige Komödie „Zwischen=5
spiel“, die sich bis jetzt bei uns mit der stilleren?
Wirkung eines nur interessanten Werkes bescheiden:
mußte, hat gestern einen lauten, stürmischen Er¬
folg davongetragen. Wollte man gegen den Dichter
ein wenig ungerecht sein, so könnte man behaupten,
es sei Josef Kainz gewesen, der Schnitzler so
ehrenvoll bestehen ließ. Aber der gestrige Dar¬
steller des Kapellmeisters und Komponisten Ama¬
deus Adams ist ein zu großer Künstler, als daß
man ihn auch nur teilweise auf Kosten des geisti¬
gen Urhebers seiner Rolle bewundern müßte.
Ihm mag und wird das Bewußtsein des Zu¬
schauers genügen, daß es Kainzens hohem Auf¬
fassungsvermögen zu danken war, wenn die Figur
des Helden aus dem Bereiche einer bestrittenen
Möglichkeit in fesselnde und erschütternde Wirk¬
lichkeit versetzt wurde. Dem Spiele mit Worten,
zu dem der feine, spitze und witzige Dialog nur
allzu leicht verführt, wich der Gast mit geniali¬
scher Sicherheit aus, indem er individualisierte,
das Angedeutete bedeutsam machte, jede Wendung
im Gespräche persönlich färbte und die Ausein¬
andersetzungen der Gatten so leidenschaftlich über¬
flammte, daß alles seltsame Geschehen begreiflich
wurde. In jedem Akte ein Anderer, bot er drei
Phasen eines Künstlerromanes, die zusammen
zwar keine Komödie ergaben, aber dafür mehr:
das ergreifende Erlebnis eines Sondermenschen,
der sein eigenes Schicksal dirigieren wollte und
über die Natur nicht hinauskam.
Schon im ersten Aufzug trat Ueberraschendes
ag psychologischer Kleinarbeit zu tage: der über¬
rizte, blasierte Nervenmensch verriet sich durch
Schroffheiten im Ton, durch plötzliche Wallungen,
durch eine mühsam bekämpfte und immer wieder
hervorbrechende Unruhe, die sich schließlich zur
Ueberlegenheit zu sammeln suchte. Man fühlte,
daß dieser unberechenbare und in letzter Stunde
doch ehrliche Charakter nur einige Saiten seines
Temperamentes schwingen lasse, daß er mit sich
selber ein wenig Komödie spiele. Ein Verwandelter
trat Amadens im zweiten Akte entgegen: ganz
Gefühlsmensch, ganz Künstler, der im Rausche
seiner Schaffensfreude die Welt in neuen Farben
sieht, ein Fiebernder, der voller Sehnsucht ist und
das Leben nunmehr mit der Sprache der Herz¬
lichkeit meistern möchte. Wie er wahrnimmt, daß
die heimkehrende Gattin die kühlere Atmosphäre
der Eutfremdeten verbreitet, da verfärbt sich sein
Selbstgefühl zu Sarkasmus und seine Fragen
klingen wie ein Verhör, seine Geständnisse wie
Abbitten. All das erscheint im Rahmen einer
Selbstbeherrschung, die aerue die Oberband ae=