II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 332

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20. Zuischensniel
Große Erregung.
Die Zwischenrufe und Gegenrufe werden nun
eine Tragödie, wenn sie nicht wieder kommt? DerTon der Sinnigkeit. Ihre Cäcilie ist am allerwenigsten
immer heftiger und erregter bis sie sich zu förmlichen
das, was man von einer Opernsängerin erwarten
Trennungsschmerz muß nicht zur Verzweiflung führen;
Sturmszenen steigern.
diese Ehe kann durch lauter Zwischenspiele ersetzt wer=könnte; sie verbirgt die rascheren Schläge ihres Pulses,
Abg. Baxa: Soweit Ihre bürgerlichen Rechte in
Isie beherrscht sich mit ungewöhnlicher Kraft und gerade
Frage kommen ist ja nichts geschehen. Wenn sich eine
den; es wird eine ganz freie Ehe.
Herde deutscher Studenten —
Immerhin ist es ein großer Vorzug des jüngstens in dem, was sie nicht zeigt, was sie nur andeutet. ver¬
Abg. Pacher: Aber Herr Dokior, gebrauchen Sie'
Schnitzler, daß er uns sehr viel zu raten gibt, sehr viel rät sich ihr Inneres. In dieser Auffassung, die den
anständigere Worte. Das sind keine Herden sondern
zu spüren; vielleicht der größte. Denn das Stück gehi besten Seiten ihres Können angepaßt ist, durfte denn
Studierende.
Frau Buska des Erfolges sicher sein. Auch Herr
Abg. Kalina: Also Bummel.
eigeutlich um eine Handlung herum. Auch wenn man
Abg. Baxa (fortfahrend): anderswo das erlau¬
[Steil als Adams war für die leidenschaftliche Erregt¬
seelische Vorgänge für Handlung nimmt, ist das Stück
ben wollte was sicher unter das Versammlungsgesetz
heit des von den Impulsen des Augenblicks hin und
zu handlungsarm. So kompliziert die Frauenseele ist,
fällt.
hergeworfenen Künstlers der richtige Mann; nur die
Abg. Breznovsky: Aber das sind ja nicht Deutsche,
so einfach liegt sie doch in diesem Falle vor uns. Aber
daran ist eben zu erkennen, wie groß Schnitzler als Einleitungs Szene mit der Gräfin spielte er gar. zu
das sind ja Juden. (Große Heiterkeit.)
sehr ohne Hintergedanken. Man müßte doch schon in die¬
Abg. Iro: War Dr. Stransty auch antisemi¬
Dichter ist. Was Handlung! sagt er. Nun hörr mir
mal zu — und man hört und ist gebaumt. Er setztlser Szene das Schicksal vorausahnen und zugleich die tischer Studant? (Heiterkeit bei den Deutschen.)
Abg. Breznovsty: Das können Sie doch nicht
sich noch ganz besonders auseinander durch den Dra=große Erfahrung Adams in Weibersachen erkennen, die
leugnen, daß es Juden sind. Bei uns ist es nur der
matiker Albertus, der ihn personifiziert und der den Ifreilich gerade im entscheidenden Moment scheitert. Herr
Stransch, bei Ihnen 80%.
[Lengbach als Fürst Sigismund hatte nach der ein¬
Abg. Pacher: 800 antisemitische Studenten gibt
Chorus des Stückes bildet. Aber während in der alten
es in Praa und da wagt Breznovsky so etwas zu sagen.
zigen Szene, die er zu spielen und auf die er freilich bis
Tragödie der Chorus dazu dienr, einen Ruhepunit in der
Reiyigen Sie lieber Ihren Wiener Klub vom Stransky.
zum dritten Akt zu warten hat, einen glänzenden Ab¬
wuchtig fortschreitenden, hinreißenden Tragik zu bilden,
Abg. Iro: Da hört bei den Tschechen der Jude
gang. Diese Figur ist — in gutem Sinne — das
den Gegensatz zur Handlung, ist Schnitzlers Chorus die
auf. (Auf Abg. Breznovsky weisen): dem Dr. Stransty
Handlung, während die Helden des Stückes die Be=Itheatralisch dankbarste an dem neuen Stück. Diskret
hörchen Sie andächtig zu und klatschen ihm Beifall.
und doch mit genügendem Humor gab Herr Faber den
trachtung sind. Immerfort sagt Alberius: So könnte
Abg. Baxa: Hier in Prag erlaubt man den deut¬
Albertus; die Damen Wulf (Gräfin) und Niedt
schen Stdenten die ganze Hauptstraße einzunehmen bis
es sein, so könnte es kommen — er dichtet, er kritisiert,
(Marie) verkörperten die auffälligsten Gegensätze des
sie die Passage hemmen.
er frozzelt — die handelnden Personen und ein wenig
Abg. Peschta: Prag ist doch eine gemischtsprachige
Wesens und der Erscheinung ganz sinnfällig. Der Bes
auch das Publikum. Aber das Publikum ist gutmütig,
fall war nicht stürmisch, aber allgemein und ehrlich Stadt.
denn — es unterhält sich.
Abg. Größl: Prag ist ja die Landeshauptstadt.
u. r.
Abg. Baxa: Wenn es sich um einen tschechischen
Die Novität. fand eine sorgfältige und gute
Aufzug in einer Stadt wie Krumman oder anders mo
Darstellung. Frau Buska war von wohltnender Ein¬
Abg. Stranecky: Das ist eine Präventivmaßregel.
fachheit. Sie stellte die Rolle von Anfang an auf den
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