II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 337

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20. Zwischensniel


Telephon 12801.
D.
JUDSEAVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
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7 75
Cheater, Kunst und Litratun.
Deutsches Theater in Pilsen.
„Zwischenspiel“, Komödie von Schnitz=5
ler. Ein volles Haus lauschte gestern mit an¬#
haltender Spannung den Offenbarungen Schnitz=g
.
lerischer Muse, die aber kaum den meisten zur e
Freude oder zum Genuß gesprochen haben dürfte.
9
Die Probleme, welche Schnitzler in seinem
g.
Stücke aufrollt, und mit eleganter Klinge ver=16
teidigt, sind wohl zu hohl und unglaubwürdig,
als daß sie erwärmen könnten. Mehr als In¬
teresse, welches der Autor für sich zu beanspru¬
chen berechtigt ist, wecken sie nicht. Gestern stand
überdies noch zu sehr der Wiener Gast, Frl.
Lotte Witt im Vordergrunde, deren vollen¬
detes Spiel das Auditorium zu frenetischem
Beifall hinriß. Zwei Blumenspenden gaben
Kunde von den Sympathien, die sich Frl. Witt
im Publikum erobert hat. Die übrigen Darstel¬
ler taten was sie konnten.
M.
imr
Telephon 12801.

„ObsuRvER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienaypübe ehne Gewähr.)
Ausschnitt aus: —ne7
„aekoll
vom:

Theater, Kunst und Literatur.
Deutsches Theater in Pilsen.
Zwischenspiel“, Komödie von Schnitzler.
Frl. Lotte Witt vom k. k. Hofburgtheater als
Gast. Zu der sanften, aber ganz entschiedenen ##
Ablehnung, welche das Stück in Wien bei der
Kritik gefunden, hat sich auch eine solche in Pil¬
sen zugesellt. Schnitzler kommt uns hier mit 7
geistreichelnden Sophismen über Ehe, Freund=7
schaft und Liebe, eifert durch zwei und einen hal¬
ben Akt für die selbstlose Freundschaft zwischen
Gatten um zu dem banalen, tausendmal und
zumeist besser gehörten Schluß zu kommen, daß
es ein solches Gefühl zwischen Mann und Weib
platterdings nicht gebe. Den Kapellmeister
Amadeus und seine Frau, die Sängerin Cäcilie,
hat Liebe zum Altar geführt. Ein Knabe ist
deren Siegel. Sieben Jahre sind die Gatten in
Glück und Harmonie vereint. In dem absolut
sicheren Besitz der geistigen und körperlichen
Schönheit seines Weibes ist Amadeus gegen
deren Reize immer mehr abgestumpft und wurde
zum Platoniker, zum Freund. Cäcilie folgt ihm
scheinbar willig auf das Glatteis der sinnlichen
Entsagung und so einigen sich schließlich die
Gatten, daß jedem bei ungestörter Fortdauer
ihrer Freundschaft die vollste Willensfreiheit ge¬
wahrt bleiben soll. Hauptbedingung: Unbe¬
dingte gegenseitige Wahrhaftigkeit. Wie man
sieht, ein idealer Zustand dessen, was man etwa
freie Liebe nennen könnte. In Amadeus ist der
Mann aber nicht erstorben. Er geht der koketten
4.Gräfin Friederike in die Netze, wird darin ver¬
Pilsner Tägölatt Nr. 510.
strickt und fällt. Cäcilie wieder hat an dem
Fürsten Sigismund, so etwas von einem un¬
möglich adeligen Sproß, Gefallen gefunden und
kompromittiert sich mit ihm. So weit wäre
Alles in schönster Ordnung: Die Gatten stehen
gleich zu gleich. Eine längere Entfernung stört
diese bei den Haaren herbeigezogene Harmonie.
Amadeus sieht wieder sein Weib und wird sich
plötzlich ihrer Schönheit und Begehrlichkeit be¬
wußt. Und nun begeht er, wie alle Verliebte,
eine Tummheil um die andere. Er gesteht ihr
seine Liebe, wird aber zurückgewiesen; er will
den Fürsten sogar fordern, denselben Fürsten,
dem er Cäcilie förmlich an den Hals geworfen:
schließlich packt er nach einer großen Zwiesprach
die Koffer und geht. Cäcilie bricht geknickt zu¬
sammen. Sie hat im Innersten den Gatten im¬
mer geliebt, hat dem Fürsten nichts gewährt,
ist aber in ihrer Frauenwürde oder welches Ge¬
fühl da entscheidet, zu tief verletzt, um dem sinn¬
lich erwachten Manin wieder hingebend sein zu
können. Sie sagt es selbst. Wer bürgte ihr da¬
für daß die Freundschaftskomödie, Ehebruch 2c.
nicht nach kurzem wieder anfangen könnten?
Also Schluß! Und Gottlob auch Schluß des
Stückes, das auf dem Trugschluß aufgebaut ist,
daß bei Charakteren vom Schlage des Amadeus
und Cäcilie ein Zustand wie der angenommene,
möglich ist. Das sieht ja beinahe gegenseitiger
Verkuppelung mit dem Preise der eigenen Frei¬
heit ähnlich. Natürlich ist der ganze Aufbau¬
auch trügerisch, durchsetzt von Unmöglichkeiten.“
Die Komödie in eigentlich ein dreiaftiger Dig¬