II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 339

box 25/3
20. Zuischensniel
Telephon 12801.
A D
593
„UBSENVEN
1. österr. behördl konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussohnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago. Christiania, Genf, Kopenhagen.
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-York. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangab-Pohne Gewähr.)

Kusschitt a 72c4“ 421-222
20.77

#

Stadttheater in Eger. Am Samstag kam Arthur
Schnitzler mit seiner neuen dreiaktigen Komödie
(Zwischenspiel“ zum Wort. Es ist zu bedauern, daß
sich der Dichter, ein trotz seiner Jugend bereits aner¬
kanntes zu den besten Hoffnungen berechtigendes Talent,
auf diesen Novellenstoff geworfen hat. Damit kann er
nie einen Erfolg erringen. Diese mühsam erklügelten,
auf der Spitze einer Nadel tanzenden Sophismen können
niemanden befriedigen, auch wenn man, was fast un¬
möglich ist, das verstehen würde, was der Dichter meint.
Diese überspannte Frau Cäcilie und neben ihr der Ehe¬
krüppel Amadeus wirken so tötlich langweilig, daß auch
die beste Darstellung der Komödie zu keinem Erfolge
verhelfen könnte. Und die Darstellung am Samstag
ließ manches zu wünschen übrig. Abgesehen von Frl.
Eulitz, die sich als Frau Cäcilie Adams=Ortenburg bis
auf die Schlußszene als eine Schauspielerin von bewun¬
dernswerter Gestaltungskraft zeigte, waren die übrigen
Rollen nicht
in den glücklichsten Händen. Nur der
Schriftsteller Rohn des Herrn Helm war eine hübsche
Leistung, allen übrigen Darstellern, wenigstens denen in
den Hauptpartien, fehlte viel, manchen fast alles für ihre
Aufgaben.
Matanc#ir. „
NOHGCAMVEO

13ON3
euf Topenhagen,
—TANACR Nadrid Maland, Minnenpolls, Nem-Tork. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellepz#gabe ehne Gewühz.)
Ausschnitt aus: energs

Theater, Kunst und Literatur.
** (Deutsche Bühne.) Schnitzlers Werke
haben, von der Parteien Gunst und Haß entstellt,
it der Kritik die widerspruchvollsten Meinungen und
Aburteilungen hervorgerufen und keines seiner Büh¬
nenstücke blieb von jener kritischen Sonde verschont,
die mit einer gewissen, beabsichtigten Grausamkeit
in den Schöpfungen des Dichters wühlt. Allerdings
mußte schon nach dem prächtigen Wiener Sittenbilde
„Liebelei“, das auch dem Laibacher Publikum in an¬
genehmer Erinnerung geblieben ist, zugegeben wer¬
den, daß Schnitzler unzweifelhaft ein hochbegabter,
geistvoller, an zarten Einfällen reicher Dichter ist,
der sich nebstbei famos auf die Bühnenwirkung ver¬
steht. Um so größeres Erschrecken trugen seine guten
Freunde zur Schau, als sie nun entdeckten, daß die
Komödie „Zwischenspiel“, nach ihrer natürlich für sie
maßgebenden Ansicht, ein schwaches, langweiliges
Stück, ja, wie ein Kritiker schmerzbewegt bemerkte,
ein „capriccio doloroso“ sei. Der Eindruck, den
das neueste Bühnenwerk bei seiner Erstaufführung
hier fand, stand allerdings mit der zum Teile recht
abfälligen großstädtischen Kritik nicht im Einklange;
er war tiefgehend, die Anteilnahme des Publikums
blieb bis zum Schlusse gefesselt, von Langeweile war
keine Spur zu bemerken. Der Erfolg eines Stückes,
das sich zwischen wenigen Personen abspielt, das
eigentlich nur ein geistvolles Zwiegespräch zwischen
Mann und Frau bildet, ist jedoch auf einer Provinz¬
bühne viel höher zu bewerten, als der Erfolg auf einer
hauptstädtischen Bühne, die mit ganz anderen Mit¬
teln arbeitet, wochenlange Vorbereitungen der Novi¬
tät widmet, hervorragende Künstler ins Vordertref¬
fen stellt und den äußeren Rahmen glänzend aus¬
stattet. Es läßt sich nicht wegleugnen, daß Schnitzlers
Komödie vielseitig an Ibsen gemahnt. Sie beschäf¬
tigt wenige Personen, hat wenig Handlung, und die
drei Akte bewegen sich hauptsächlich im Wechsel¬
gespräche zwischen einemKünstlerehepaare, das aus den
Fesseln der spießbürgerlichen Ehe zu einer freieren
Auffassung derselben hinausstrebt. Gleich Ibsen ver¬
legt Schnitzler die Handlung vor das Stück und läßt
wobei er im Gegensatze zu dem nordischen Rätsel¬
spinner Monologe nicht vermeidet

die Vorgänge
sich allmählich aufwickeln. In mancher Beziehung
kann jedoch die Komödie auch als Lehrstück bezeich¬
net werden. Sie drängt dem Zuhörer die Überzeu¬
gung auf, daß die historische Bedingtheit der Sitten¬
gesetze nicht ungestraft über den Haufen geworfen,
der edle Instinkt im Menschen nicht folgenlos unter¬
drückt werden könne, der Mensch nicht nur äußerlich,
sondern auch innerlich rein sein müsse. Der Gatte hat
sich an eine Kokette weggeworfen, die Gattin hat eine
Gedankenschuld auf sich geladen und beide dadurch —
trotzdem sie scheinbar im gegenseitigen freundschaft¬
lichen Einverständnisse handeln — eine Scheidewand
zwischen sich aufgerichtet, die selbst die wiederer¬
wachende Gattenliebe nicht mehr überbrücken kann.
Um der wahren, sittlichen Läuterung entgegenzu¬
gehen, müssen sie sich trennen; es bleibt ihnen beiden
ein Trost, eine Hoffnung: die Kunst. — Das Stück
birgt die feinsten Einzelheiten und spricht die Sprache
der Gebildeten, verlangt daher das innige Verständ¬
nis eines verständigen, aufmerksamen Publikums,
das auf die Absichten des Dichters eingeht, und über
das Gehörte nachzudenken versteht. Die Aufnahme, die
die Komödie hier gefunden, bewies, daß sie vollem
Verständnis bebegnete. Das Künstlerehepaar wurde
durch Herrn Kammauf und Fräulein Osten