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s C
20. 20 nspiel
Telechon 12831.
□ 5
„UUSENVEN
österr. bshördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin. Budapest, Chicag, Christiania, Genf, Kopenlagen,
Londen, Madrid. Mailand, A.nneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Fräncisco, Stockhoim, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Iglader Volksblatt
vom:
10Z. 1906
12
Theater
Schnitzler ist ein Moderner. Wie ein sezessioni¬
stescher Manr die Natur malt er in seiner Komödie
„Zwischenspiel“ das Seelenleben in einer ganz
absonderlichen Art. Wir selen da ein junges Ehe¬
paar, das trotzgegenseltiger Zuneigung aus tausenderlei
Vernunstgründen Schwonken zwischen sich aufbaut, um
schließlich ohne nennenswerten Grund in dem Augen¬
blick=, wo sie sich wieder gefunden zu haben scheinen,
Uendgiltig aus inander zu gehen. Der Dialog beherischt
das ganze Stück und in demselben liegt auch die
damatische Kraft, die den Zuhörer die Anfregung
#mit teill, in welche sich die Hauptakteure hineinreden.
Befriedigt wud man am Schlusse aber nicht, das
war auch gar nicht die Absicht des Autors, wilcher
ja selbst einen herlömmlichen Schluß persifliert. Die
Komödie ist mehr für überspannte Naturen geschrie¬
ven, denn in normalen Verhältnissen nimmt das
Leben kompaktere Formen an. Mann könnte fast
glauben, daß die Freude, in dim sich selbst verur¬
sachten Schmerz zu wühlen, die Triebfeder ist, weiche
die Heldin veranlaßt, ihren Gatten aus dem ehelichen
Glücke hinauszufloßen. Am Ansange denkt sie bereits
an das Ende, das kommen muß. Und als dieser
Zeitpunkt in ihrer Ehe gekommen scheint, beschle¬
ßen beide, der begabte Komponist Amadeus und die
gefeierte Künstlerin Cäcilie Adams=Ortenburg ihre
Liebe durch eine solide Kameradschaft zu ersetzen und
sich in ihren Libschaften keinerlei Zwang anzutun.
Gewiß modern nach modernen Begriffen. Wie aber
der Reiz an dem Verbotenen schwindet, wenn es er¬
laubt wird, so bildet sich von selbst die alte Liebe
wieder zurück und erreichte ihren Höhegunkt in einer
Szene hochauflodernder Leideuschaft, welche die beiden!
Gatten vereinigt. In der folgenden Reaktion gibi!
die empfindsame Natur Cäciliens den Ausschlag und 1
b beide trennen sich, trotzdem sie miteinander hätten e
glücklich sein können. Die Aufführung war eine rechtd.
ls lobenswerte. Frl. Seyffert und Hr. Lenhart, beson¬
ders erstere, bewiesen ihre hohe Begabung an dieserje
schwierigen Aufgabe, welcher sie vollends gerechtld
*
wurden. Hr. Rinner (Albertus Rhor) charakterisierteb
die Ungenierihrit des genialen, eiwas saloppen!?
Schriftstellers sehr richtig. Hr. Starkmann machtesb
für den ersten Moment einen ganz guten Eindruck,
1
leider aber hult dieser durch die sade, jämmerliche
Art, wie er den Fürsten gab, nicht an. Frl. Riviell
(Gräfin Friederick) und Hr. Schweiger (Marie)sk
führten ihre Rollen gut durch.
7
Talephon 12801.
„OBSERVER‘
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitts
Wien, I., Coneordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid. Mailand, Minneapolis, New-York „Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Gesilenangabe e#se Gevahr.)
Ausschnitt ausfährischer Grenzbote, iglau
11. 2 1606
vom:
Daß auch geniale Dichter langweilig werder
können, das bewies uns Schnißler in seiner „Ro¬
mödie“ „Zwischenspre lange Autsg
—
hindurch mühen sich zwei Leute ab, sich gegenseitig
zu beweisen, daß es besser sei, wenn sie auseinan
dergehen; sie ziehen sich an und stoßen sich ab, un
schließlich sich doch zu trennen Schnitzler wollts5
im Gegensatze zu Bacos „Untreu“ den Nachweis)
liefern, daß die Ehe denn doch auf etwas Höherem?
und Reinerem aufgebaut sein müsse als auf dem;
bloßen sinnlichen Rausche. Die Aufführung war
eine durchaus lobenswerte. Die Damen Seyffert,
Rivrel und Schweiger sowie die Herren Len¬
hart, Renner und Starkmann gaben sich
redlich Mühe, das Interesse des Publikums zu
wecken; vergebens. Im dritten Akte wurde das
Publikum schon unruhig; man fingg.selbst in den
ernstesten Szenen zu lachen an und als der Vor¬
hang fiel, war das Stück auch schon zu Grabe
getragen. Hier wird sich wohl Niemand nach seiner
Wiederaufführung sehnen.
Telephon 12801.
OBSERVER‘
dördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
rlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
don, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewühr.)
Ausschnitt aus:P#i#reburger Herold
24 2 1906
vom:
Theater, Musik und Kunst.
Deutsches Theater der „Palme“
E—
Donnerstag, den 9. Februar, „Zwischenspiel“ von
glersche Komödie schon bei
A. Schnitzler. Da die
anderen Gelegenheiten ausführlich—Frochen worden ist,
so wollen wir uns hier sogleich der Aufführung zu¬
wenden, die das „Zwischensviel“ durch das Ensemble der
„Palme“ gefunden hat. Ida Simon (als Cäcilie) wurde
der Interpretation dieses komplizierten Frauencharakters
in der Hauptsa te aerecht. Weniger können wir dies von
dem Kapellmeister Walter Steinerts sagen. Diese Gestalt
soll auf den Zuschauer den Eindruck einer kraftvollen
und zugleich originalen Persönlichkeit machen. Herr
Steinert brachte es aber nur bis zur Darstellung eines
netten, jungen Mannes aus besserer Familie. Auch
hätte er das Tempo des Dialogs etwas lebhafter nehmen
sollen; stellenweise legte sich der unnatürlich lang ge¬
zogene Dialog wie ein Bleigewicht auf die Seele des
Zuschauers. Das Seine zum — Verderben des Gesamt¬
eindrucks trug Alfred Fischer bei, der aus der Rolle des
Albertus irgendetwas unmenschlich Groteskes machte.
Von den Vertretern der übrigen Rollen läßt sich nichts
Besonderes sagen. Schließlich wollen wir die Bemerkung
nicht unterdrücken, daß auf der Szene wohl gegessen,
aber nicht mit vollem Munde gesprochen werden sollte;
wenigstens nicht in Salonstücken!
Gi
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20. 20 nspiel
Telechon 12831.
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„UUSENVEN
österr. bshördl. konz. Unternehmen für Zeilungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin. Budapest, Chicag, Christiania, Genf, Kopenlagen,
Londen, Madrid. Mailand, A.nneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
San Fräncisco, Stockhoim, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Iglader Volksblatt
vom:
10Z. 1906
12
Theater
Schnitzler ist ein Moderner. Wie ein sezessioni¬
stescher Manr die Natur malt er in seiner Komödie
„Zwischenspiel“ das Seelenleben in einer ganz
absonderlichen Art. Wir selen da ein junges Ehe¬
paar, das trotzgegenseltiger Zuneigung aus tausenderlei
Vernunstgründen Schwonken zwischen sich aufbaut, um
schließlich ohne nennenswerten Grund in dem Augen¬
blick=, wo sie sich wieder gefunden zu haben scheinen,
Uendgiltig aus inander zu gehen. Der Dialog beherischt
das ganze Stück und in demselben liegt auch die
damatische Kraft, die den Zuhörer die Anfregung
#mit teill, in welche sich die Hauptakteure hineinreden.
Befriedigt wud man am Schlusse aber nicht, das
war auch gar nicht die Absicht des Autors, wilcher
ja selbst einen herlömmlichen Schluß persifliert. Die
Komödie ist mehr für überspannte Naturen geschrie¬
ven, denn in normalen Verhältnissen nimmt das
Leben kompaktere Formen an. Mann könnte fast
glauben, daß die Freude, in dim sich selbst verur¬
sachten Schmerz zu wühlen, die Triebfeder ist, weiche
die Heldin veranlaßt, ihren Gatten aus dem ehelichen
Glücke hinauszufloßen. Am Ansange denkt sie bereits
an das Ende, das kommen muß. Und als dieser
Zeitpunkt in ihrer Ehe gekommen scheint, beschle¬
ßen beide, der begabte Komponist Amadeus und die
gefeierte Künstlerin Cäcilie Adams=Ortenburg ihre
Liebe durch eine solide Kameradschaft zu ersetzen und
sich in ihren Libschaften keinerlei Zwang anzutun.
Gewiß modern nach modernen Begriffen. Wie aber
der Reiz an dem Verbotenen schwindet, wenn es er¬
laubt wird, so bildet sich von selbst die alte Liebe
wieder zurück und erreichte ihren Höhegunkt in einer
Szene hochauflodernder Leideuschaft, welche die beiden!
Gatten vereinigt. In der folgenden Reaktion gibi!
die empfindsame Natur Cäciliens den Ausschlag und 1
b beide trennen sich, trotzdem sie miteinander hätten e
glücklich sein können. Die Aufführung war eine rechtd.
ls lobenswerte. Frl. Seyffert und Hr. Lenhart, beson¬
ders erstere, bewiesen ihre hohe Begabung an dieserje
schwierigen Aufgabe, welcher sie vollends gerechtld
*
wurden. Hr. Rinner (Albertus Rhor) charakterisierteb
die Ungenierihrit des genialen, eiwas saloppen!?
Schriftstellers sehr richtig. Hr. Starkmann machtesb
für den ersten Moment einen ganz guten Eindruck,
1
leider aber hult dieser durch die sade, jämmerliche
Art, wie er den Fürsten gab, nicht an. Frl. Riviell
(Gräfin Friederick) und Hr. Schweiger (Marie)sk
führten ihre Rollen gut durch.
7
Talephon 12801.
„OBSERVER‘
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitts
Wien, I., Coneordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid. Mailand, Minneapolis, New-York „Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Gesilenangabe e#se Gevahr.)
Ausschnitt ausfährischer Grenzbote, iglau
11. 2 1606
vom:
Daß auch geniale Dichter langweilig werder
können, das bewies uns Schnißler in seiner „Ro¬
mödie“ „Zwischenspre lange Autsg
—
hindurch mühen sich zwei Leute ab, sich gegenseitig
zu beweisen, daß es besser sei, wenn sie auseinan
dergehen; sie ziehen sich an und stoßen sich ab, un
schließlich sich doch zu trennen Schnitzler wollts5
im Gegensatze zu Bacos „Untreu“ den Nachweis)
liefern, daß die Ehe denn doch auf etwas Höherem?
und Reinerem aufgebaut sein müsse als auf dem;
bloßen sinnlichen Rausche. Die Aufführung war
eine durchaus lobenswerte. Die Damen Seyffert,
Rivrel und Schweiger sowie die Herren Len¬
hart, Renner und Starkmann gaben sich
redlich Mühe, das Interesse des Publikums zu
wecken; vergebens. Im dritten Akte wurde das
Publikum schon unruhig; man fingg.selbst in den
ernstesten Szenen zu lachen an und als der Vor¬
hang fiel, war das Stück auch schon zu Grabe
getragen. Hier wird sich wohl Niemand nach seiner
Wiederaufführung sehnen.
Telephon 12801.
OBSERVER‘
dördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
rlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
don, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quelienangabe ohne Gewühr.)
Ausschnitt aus:P#i#reburger Herold
24 2 1906
vom:
Theater, Musik und Kunst.
Deutsches Theater der „Palme“
E—
Donnerstag, den 9. Februar, „Zwischenspiel“ von
glersche Komödie schon bei
A. Schnitzler. Da die
anderen Gelegenheiten ausführlich—Frochen worden ist,
so wollen wir uns hier sogleich der Aufführung zu¬
wenden, die das „Zwischensviel“ durch das Ensemble der
„Palme“ gefunden hat. Ida Simon (als Cäcilie) wurde
der Interpretation dieses komplizierten Frauencharakters
in der Hauptsa te aerecht. Weniger können wir dies von
dem Kapellmeister Walter Steinerts sagen. Diese Gestalt
soll auf den Zuschauer den Eindruck einer kraftvollen
und zugleich originalen Persönlichkeit machen. Herr
Steinert brachte es aber nur bis zur Darstellung eines
netten, jungen Mannes aus besserer Familie. Auch
hätte er das Tempo des Dialogs etwas lebhafter nehmen
sollen; stellenweise legte sich der unnatürlich lang ge¬
zogene Dialog wie ein Bleigewicht auf die Seele des
Zuschauers. Das Seine zum — Verderben des Gesamt¬
eindrucks trug Alfred Fischer bei, der aus der Rolle des
Albertus irgendetwas unmenschlich Groteskes machte.
Von den Vertretern der übrigen Rollen läßt sich nichts
Besonderes sagen. Schließlich wollen wir die Bemerkung
nicht unterdrücken, daß auf der Szene wohl gegessen,
aber nicht mit vollem Munde gesprochen werden sollte;
wenigstens nicht in Salonstücken!
Gi