20. Zwischenspiel box 25/4
willigt, vielleicht weil sie fühlt, daß sie als Weib ihm nichts dere geworden. Wie in Norch
vor. Bisher war sie ihrem
bedeutet, in den sonderbaren Vertrag blutenden Herzens. Und
Aus Kunst und Wissenschaft
fühlte sie seit Berlin ihr B
er begrüßt in ihr die neue Freundin.
Gam# Graz, 11. April 1906.
Lebensdrang in sich erwach
Cäcilie hat ein Gastspiel in Berlin. Fürst Sigismund
eines Liebhabers erlegen
is. ihr nachgefahren. Sie feiert Triumphe, die sie ihm telegra¬
Schnitzier „Zwischenspiel“.
phisch mitteilt, auch von ihrem Landaufenthalte schrieb sie ihmMann. Geradesogut hätte e
täglich seitenlange Briefe. Er wieder hat ihr mitgeteilt, daß die Daß sie ihrem Manne das
Kapettmeister=Amadeus Adams schreibt Sinfonien, will
Geschichte mit der Gräfin zu Ende ist. Zeitungsmeldungen auch er ihr nicht mehr gilt
eine Oper komponieren, ist seit sieben Jahren mit der Opern¬
also mit ihm und er mit i)
wußten zu berichten, daß Cäcilie mit Fürst Sigismund sich
sängerin Cäcilie Ortenburg verheiratet, die ihm einen herzigen
teres Zusammenbleiben ung
verheiraten wolle. Die erste Ehe werde getrennt, dann schreite
Jungen, den nun fünf Jahre alten Peterl, geschenkt hat. Bei
ihren Worten, er geht in st
der Fürst mit Cäcilie zum Altar, die Dispens des Papstes
ihrer Ehe war Ibsen Taufpate. Denn sie wollen in Wahr¬
pult des Flügels breitet
wäre soviel wie sicher, da Sigismunds Vater der Führer der
heit miteinander leben, sich alles anvertrauen, kein Geheimnis
aristokratischen und klerikalen Partei des Herrenhauses ist. (!!) seine letzte ihr gewidmete
vor einander haben. Sie sind nicht nur Ehegatten, auch Kame¬
Für Amadeus würde das eine Entweihung des edelsten Ver=Capriccio doloroso. Schluch
raden, sind Lehrer und Schüler. Musikalisch ergänzen sie sich
Frau Cäcilie ist also i
hältnisses bedeuten. Etwas wie Eifersucht gegen den Fürsten
aufs beste, niemand versteht den Tondichter so gut als sie,
des Professors Forel, jene
regt sich, auch gegen den Tenor, von dem die Briefe der Frau
die gefeierte Opernsängerin, eben erst hat er ein Capriccio ge¬
Liebling der Sozialdemokrat
so begeistert schreiben.
schrieben, auf dessen verborgene Traurigkeit sie ihn aufmerksam
den ist. Der meint nämlich,
Cäcilie kommt zurück. Als Künstlerin zrößer, ihre Stimme
gemacht hat, Capriccio doloroso soll es fortan heißen. Und
würden am besten geheilt
voller und wärmer, der Nachglanz der Triumphe noch in ihren
er ist wieder der beste Korrepetitor für sie, führt sie auf die
man dem Lebensgefährten
Augen. Ein fremdes Weib sieht Amadeus ir ihr, das er
subtilsten Feinheiten in Ausdruck und Auffassung.
anträume. Man müsse es
besitzen, erobern will. Und sie gibt sich seiner Leidenschaft
Frau Cäcilie hat eine Kollegin, die Gräfin Friederike
spiel verweist er auf Goethe
gefangen.
Moosheim, die zwar talentlos, aber sich auch der Bühne ge¬
Der neue Schnitzler w#
Der nächste Morgen findet ihn voll rasender Eifersucht
widmet hat. Auch mit ihr korrepetiert Amadeus und studiert
reformer studieren könnten.
gegen Fürst Sigismund. Er will ihn fordern. Sehr bald hat
die Philine ein. Argerlich bricht er die Musikstunde ab und
daß ihm die Komödie geste
er dazu persönlich Gelegenheit, denn der Fürst kommt zu
stellt ihr seine Frau als unerreichte Künstlerin gegenüber. Die
reitet hat. Und darnach kön
Amadeus und verlangt, er möge von seiner Frau sich scheiden
zudringliche Gräfin weiß aber recht gut, daß er in sie verliebt
reformerei wirklich gar so
lassen, damit sie heiraten können. Die drei Jahre ältere Cäcilie
ist. Cäcilie ist es nicht entgangen, daß Amadeus allen seinen
den duldsamsten Anschauungs
habe zwar gesagt, sie denke gar nicht daran, doch das werde
Schülerinnen den Hof macht, auch die Liebelei mit der Gräfin
Gutes herbeiführen könnte.
sich schon geben. Der gegenwärtige Zustand sei kompromittierend
ist ihr kein Geheimnis. Sie ihrerseits wird von dem hoch¬
Schicksal des Kindes, das d
für beide, er wolle sie als rechtmäßige Gattin zum Altare (!)
aristokratischen Fürsten Sigismund, einem einstigen Schüler
einer harmonischen Familie
führen. Als der Fürst von der Absicht des Duells hört, schüttelt
des Gatten, verehr“.
Spiele.
er gerührt dem Amadeus die Hand. Noch eben hatte er ihm
Herr Amadeus schlägt nun sener Frau einen hyper¬
Die Komödie wickelt sich
erlaubt, daß er als Freund und Kunstkollege Cäciliens jeder¬
modernen Ausweg vor: sie geben einander volle Freiheit, das
als sie von uns erzählt wur
zeit willkommen sei, nun aber beweist Amadeus, daß er seine
Eheband sei gelöst, aber als Kameraden bleiben sie beisammen.
sich ein geradezu ermüdende
Frau doch liebt und da tritt der Fürst zurück. Er werde sich
Keine Trennung, kein Abschiednehmen. Die gemeinschaftliche
kung in einem intimen Ra##
nicht das Leben nehmen, er sei noch jung und könne es wohl
Wohnung wird nicht aufgegeben, der Bube gemeinsam erzogen.
eine novellistische Form das
verwinden.
Schüchtern meint wohl Cäcilie, daß sie aber dann doch Ge¬
dramatische. Denn trotz des
Aus der feingezeichneten grotesken Situation und Unter¬
heimnisse voreinander haben werden. Das dürfe nicht sein,
ist keine Bewegung im Stüg
redung hatte Amadeus den Beweis erhalten, daß seine Frau
entgegnet Amadeus. Für ihn geht nun ein Himmel gegenseitiger
Von hausbackener Nüch
ihrer Ehre nicht das Geringste vergeben hatte, nun scheint bei¬
Zugeständnisse auf. Im trauten Heim wollen sie sich erzählen,
den eine ungetrübte, dem Herzen und der Kunst gleicherweise nicht, wer Schnitzler die A
was sie draußen erlebt, und in ihrer Kunst bleiben sie wie bisher
gerecht werdende Ehe, zu winken. Aber Frau Cäcilie ist eine an= dieser Gestalt zu identifizien
die besten, sich unentbehrlichen Kollegen. Cäcilie, die ihn liebt,
willigt, vielleicht weil sie fühlt, daß sie als Weib ihm nichts dere geworden. Wie in Norch
vor. Bisher war sie ihrem
bedeutet, in den sonderbaren Vertrag blutenden Herzens. Und
Aus Kunst und Wissenschaft
fühlte sie seit Berlin ihr B
er begrüßt in ihr die neue Freundin.
Gam# Graz, 11. April 1906.
Lebensdrang in sich erwach
Cäcilie hat ein Gastspiel in Berlin. Fürst Sigismund
eines Liebhabers erlegen
is. ihr nachgefahren. Sie feiert Triumphe, die sie ihm telegra¬
Schnitzier „Zwischenspiel“.
phisch mitteilt, auch von ihrem Landaufenthalte schrieb sie ihmMann. Geradesogut hätte e
täglich seitenlange Briefe. Er wieder hat ihr mitgeteilt, daß die Daß sie ihrem Manne das
Kapettmeister=Amadeus Adams schreibt Sinfonien, will
Geschichte mit der Gräfin zu Ende ist. Zeitungsmeldungen auch er ihr nicht mehr gilt
eine Oper komponieren, ist seit sieben Jahren mit der Opern¬
also mit ihm und er mit i)
wußten zu berichten, daß Cäcilie mit Fürst Sigismund sich
sängerin Cäcilie Ortenburg verheiratet, die ihm einen herzigen
teres Zusammenbleiben ung
verheiraten wolle. Die erste Ehe werde getrennt, dann schreite
Jungen, den nun fünf Jahre alten Peterl, geschenkt hat. Bei
ihren Worten, er geht in st
der Fürst mit Cäcilie zum Altar, die Dispens des Papstes
ihrer Ehe war Ibsen Taufpate. Denn sie wollen in Wahr¬
pult des Flügels breitet
wäre soviel wie sicher, da Sigismunds Vater der Führer der
heit miteinander leben, sich alles anvertrauen, kein Geheimnis
aristokratischen und klerikalen Partei des Herrenhauses ist. (!!) seine letzte ihr gewidmete
vor einander haben. Sie sind nicht nur Ehegatten, auch Kame¬
Für Amadeus würde das eine Entweihung des edelsten Ver=Capriccio doloroso. Schluch
raden, sind Lehrer und Schüler. Musikalisch ergänzen sie sich
Frau Cäcilie ist also i
hältnisses bedeuten. Etwas wie Eifersucht gegen den Fürsten
aufs beste, niemand versteht den Tondichter so gut als sie,
des Professors Forel, jene
regt sich, auch gegen den Tenor, von dem die Briefe der Frau
die gefeierte Opernsängerin, eben erst hat er ein Capriccio ge¬
Liebling der Sozialdemokrat
so begeistert schreiben.
schrieben, auf dessen verborgene Traurigkeit sie ihn aufmerksam
den ist. Der meint nämlich,
Cäcilie kommt zurück. Als Künstlerin zrößer, ihre Stimme
gemacht hat, Capriccio doloroso soll es fortan heißen. Und
würden am besten geheilt
voller und wärmer, der Nachglanz der Triumphe noch in ihren
er ist wieder der beste Korrepetitor für sie, führt sie auf die
man dem Lebensgefährten
Augen. Ein fremdes Weib sieht Amadeus ir ihr, das er
subtilsten Feinheiten in Ausdruck und Auffassung.
anträume. Man müsse es
besitzen, erobern will. Und sie gibt sich seiner Leidenschaft
Frau Cäcilie hat eine Kollegin, die Gräfin Friederike
spiel verweist er auf Goethe
gefangen.
Moosheim, die zwar talentlos, aber sich auch der Bühne ge¬
Der neue Schnitzler w#
Der nächste Morgen findet ihn voll rasender Eifersucht
widmet hat. Auch mit ihr korrepetiert Amadeus und studiert
reformer studieren könnten.
gegen Fürst Sigismund. Er will ihn fordern. Sehr bald hat
die Philine ein. Argerlich bricht er die Musikstunde ab und
daß ihm die Komödie geste
er dazu persönlich Gelegenheit, denn der Fürst kommt zu
stellt ihr seine Frau als unerreichte Künstlerin gegenüber. Die
reitet hat. Und darnach kön
Amadeus und verlangt, er möge von seiner Frau sich scheiden
zudringliche Gräfin weiß aber recht gut, daß er in sie verliebt
reformerei wirklich gar so
lassen, damit sie heiraten können. Die drei Jahre ältere Cäcilie
ist. Cäcilie ist es nicht entgangen, daß Amadeus allen seinen
den duldsamsten Anschauungs
habe zwar gesagt, sie denke gar nicht daran, doch das werde
Schülerinnen den Hof macht, auch die Liebelei mit der Gräfin
Gutes herbeiführen könnte.
sich schon geben. Der gegenwärtige Zustand sei kompromittierend
ist ihr kein Geheimnis. Sie ihrerseits wird von dem hoch¬
Schicksal des Kindes, das d
für beide, er wolle sie als rechtmäßige Gattin zum Altare (!)
aristokratischen Fürsten Sigismund, einem einstigen Schüler
einer harmonischen Familie
führen. Als der Fürst von der Absicht des Duells hört, schüttelt
des Gatten, verehr“.
Spiele.
er gerührt dem Amadeus die Hand. Noch eben hatte er ihm
Herr Amadeus schlägt nun sener Frau einen hyper¬
Die Komödie wickelt sich
erlaubt, daß er als Freund und Kunstkollege Cäciliens jeder¬
modernen Ausweg vor: sie geben einander volle Freiheit, das
als sie von uns erzählt wur
zeit willkommen sei, nun aber beweist Amadeus, daß er seine
Eheband sei gelöst, aber als Kameraden bleiben sie beisammen.
sich ein geradezu ermüdende
Frau doch liebt und da tritt der Fürst zurück. Er werde sich
Keine Trennung, kein Abschiednehmen. Die gemeinschaftliche
kung in einem intimen Ra##
nicht das Leben nehmen, er sei noch jung und könne es wohl
Wohnung wird nicht aufgegeben, der Bube gemeinsam erzogen.
eine novellistische Form das
verwinden.
Schüchtern meint wohl Cäcilie, daß sie aber dann doch Ge¬
dramatische. Denn trotz des
Aus der feingezeichneten grotesken Situation und Unter¬
heimnisse voreinander haben werden. Das dürfe nicht sein,
ist keine Bewegung im Stüg
redung hatte Amadeus den Beweis erhalten, daß seine Frau
entgegnet Amadeus. Für ihn geht nun ein Himmel gegenseitiger
Von hausbackener Nüch
ihrer Ehre nicht das Geringste vergeben hatte, nun scheint bei¬
Zugeständnisse auf. Im trauten Heim wollen sie sich erzählen,
den eine ungetrübte, dem Herzen und der Kunst gleicherweise nicht, wer Schnitzler die A
was sie draußen erlebt, und in ihrer Kunst bleiben sie wie bisher
gerecht werdende Ehe, zu winken. Aber Frau Cäcilie ist eine an= dieser Gestalt zu identifizien
die besten, sich unentbehrlichen Kollegen. Cäcilie, die ihn liebt,