II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 378

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20. Zuischensniel
Tam. Bacjand noch in San Gennariello, wo ge¬
under berrisst, so müssen Wir 2.
Zwischenhandel auszumerzen bedeutet, daß die Eruptionen iyren gewöhnlichen] stern nur ein starker Aschenregen bei tiefer
garischen Handel direkt den Weltplätzen zu= Charakier annehmen.
Finsternis gefallen ist, hat sich etwas Ernstes
französischen Darstellungskunst und der gesunde Men¬
Wäre es mir gestattet, hier einen Rat zu erteilen, so
sEnsemblegastspiel
würde ich umfassende Goethe= und Grillparzer=Studien
schenverstand eines nüchtern denkenden Mannes, der
empfehlen. Bei diesen Vorbildern, zu denen sich leicht
auch während der Tätigkeit seiner dichterischen Phan¬
ngleichmäßigen Besuche der drei Gastspiel¬
Shakespeare und Anzengruber gesellen, findet Schön¬
tasie die Bedingungen des Alltagslebens im Auge be¬
ger Herren und Damen vom Wiener
herr, was ihm bisher völlig zu mangeln scheint: den
hält. Von einem Zuge keuschester Poesie getragen,
hätte man Studien über die Physiog¬
Humor. Der Humor in jenem edelsten Sinne, in
Prazer Theaterpublikums anstellen können.
weicht die Dichtung doch nicht einen Schritt von jenen
welchem er über allen künstlerischen Gebilden lagert,
Gesetzen der Wahrscheinlichkeit ab, die unser bürger¬
ung der „Familie“ von Karl Schön¬
ohne sie auf das Gebiet der Satire oder Farce herab¬
liches Dasein bestimmen. Sie nimmt sich aus wie das
wuchtige Dramatik uns von früher be¬
zudrücken. Freilich ist auch an diesem neuesten Schön¬
hohe Lied der Bourgeoisie, die nicht zu Grunde gehen
ieb leer: man ließ den biederen Tiroler
herr die Gewalt der gesunden Theatralik und die scharfe
wird, so lange sie solche Blüten treibt. Mit dem Rüst¬
Bei Arthur Schnitzler, der aus der
Plastik seiner Gestalten bewunderungswürdig.
zeuge der alten Dramaturgie fertiggestellt, greift „Das
Schule kommt und dem stets psychologi¬
Schnitzlers „Zwischenspiel“ bietet weder thea¬
schwache Geschlecht“ doch so entschlossen nach dem Mi¬
etionen zugemutet werden, füllte sich das
tralisch wirksame Situationen noch schneidige Charak¬
lieu, daß es als ein realistisches und naturalistisches
s schwache Geschlecht“ von dem
teristik. Man mag überhaupt im Zweifel sein, ob es
Bühnenwerk gelten kann, nur daß es nicht
Prévost, der durch seine Demi vierges
ein Theaterstück im vulgären Wortsinne ist, wie ja
verkommene, sondern brave, edle und gutmütige Leute
tschland bekannt geworden war und von
auch das Ende zu den mannigfachsten Erörterungen
zur Darstellung bringt. Noch gibt es ja auch solche.
ßikanterien aller Art erwartete, brachte
Anlaß bietet. Aber die tiefste Seelenkenntnis hat man
Louis Gourd, George und Germaine verbreiten eine
m Giebel ausverkauften Saal. Ob die
in einem literarischen Produkte selten mit so viel Geist
Sphäre um sich, wie sie etwa in dem reinen Hause
unserer Kunstfreunde richtig war, bleibe
und Anmut gepaart gefunden, wie hier. Niemals sind
einer angebeteten Mutter herrscht. Daß gerade diese
jedenfalls haben manche am ersten Abend
mit mehr Diskretion die letzten Geheimnisse der Che
Menschen untereinander und mit der Nachbarschaft in
säumt, viele sind am zweiten nicht auf
offener aufgedeckt worden. Tiefer ist Schnitzler selbst
Konflikt geraten, führt zur Spannung, die eine senti¬
gekommen und nur der dritte fand unge¬
noch nicht in das Gemütsleben der Geschlechter ein¬
mentale, aber durchaus logische Lösung findet. Ich
ll, obwohl gerade er nichts Pikantes bot.
gedrungen und anschaulicher hat er die Abstände bis¬
habe mich seit vielen Jahren in keinem Theater so be¬
„Familie“ ist ein von Nebenhand¬
her nicht gezeichnet. Die Gespräche zwischen Cäcilie
haglich gefühlt, wie in der Aufführung des „Schwachen
Motivenberichten derart überladenes Werk,
Geschlechts“.
und Amadeus werden lange ein Kulturbild sein. Ich
ständlichkeit der Fabel darunter Schaden
glaube, daß diese Komödie, wie Schnitzler sein „Zwi¬
Außer dem Verfasser mögen hiezu freilich in erster
habe die Empfindung, daß der Dichter,
schenspiel“ nennt, in ihrem Werte nicht überschätzt
ens zu den hervorragendsten Dramatikern
Linie Frau Medelsky, sowie die Herren Frank
werden kann.
rt zähle, zu schwerfällig arbeitet, daß er
und Korff beigetragen haben. Ihnen gegenüber wird
Als ein beredtes Plaidoyer für die legitime Ver¬
die Kritik zum Panegyrikus. Auch die Damen Hae¬
g seines Berufes zu tragisch nimmt, daß
bindung zwischen Mann und Frau kann das jüngste
berle, Kögl und Rub wie die Herren Mura¬
kebenem Pflichtgefühl Arabesken erfindet:
Schauspiel Marcel Prévosts bezeichnet werden. In
tori, Pittschau und Baumgartner sind mit
verzieren und zu verschönern, sondern um
diesem außerordentlich wirksamen Drama finden sich
schuld daran, wenn uns das liebgewordene Östergast¬
ecken, die nur sein empfindliches Auge
Grazie und Verstand zu einer wahrhaft freundlichen
ichterer Konzeption wird er einfacher und
spiel auch heuer eine Reihe schöner Festtage schuf.
Harmonie zusammen. Es ist die Grazie der französischen
Dr. Withalm.
in. Dann wird sich auch jene Selbstbe¬
inden, in der sich erst der Meister zeigt. Weltanschauung, der franzissischen Bühnenfertigkeit, der