II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 408

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20. Zuischensniel
Sprunge steht, es zu erleben. So fand das ganz
4= Bunst und Wissenschaft.
ibseusch gedachte, fast möchte man sagen: gemachte
Stück auf der ausgesprochenen Ibsenbühne eine
1 —u. Im Lessing=Theater ging gestern
Wiedergabe, die an seinem Sinne ganz vorbei¬
Arthur
s Komödie „Zwischen:
tastete. Hätte nicht Reicher als der mit dem
spiel Szene. Der rein ge¬
Leben konkurrierende Dramenschreiber seinen fei¬
dankliche und darum in der Bühnendarstellung
nen Humor spielen lassen und Grunwald in
schemenhaft erscheinende Charakter des Werles
der Episodenrolle des fürstlichen Liebhabers dis¬
trat diesmal im Vergleich zur ersten Aufführung
kreteste Wirklichkeitskunst geboten, man wäre kaum
weniger hervor, weil der gestrige Darsteller des
auf den Gedanken gekommen, einer Darstellung
Kopellmeisters Adams mit derberen theatralischen
des mit Recht viel gerühmten Brahmschen
Mitteln arbeitele als Bassermann, der, seiner Be¬
Ensembles beizuwohnen.
gabung gemäß und im volligen Einklang mit der #.
Schnitzlerschen Konzeption, auch diese Figur ganz
als seelisches Problem gefaßt hatte. Herr Heinz
Monard aus München, der, wohl als Bewerber
um Bassermanns Erbe, gestern gastierte, spielte
den Wahrheitssanatiker der Ehe lediglich im Stile
des gesetzteren, teilweise sogar jugendlichen Lieb¬
habers. Er übernahm dabei viel von den Re¬
quisiten des jungen Kainz und hätte doch, wenn
er schon eines Vorbildes bedurfte, hier aus dem
Telephon 12801.
Arsenal des gereisten Charatteristikers Kainz sich
die Waffen holen müssen. In die äußere Physiog¬
nomie kam ja durch seine träftigen Töne, seine
energischen Bewegungen, seinen stellenweise durch¬
brechenden Humor, der manchmal freilich mehr wie
ne Ereeimn
Selbstverspottung klang, eine größere Belebtheit,
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
aber dem träumerischen, weichlichen Dichter
wurde damit sicherlich kein Dienst geleistet. Viel¬
Wien, I., Concordiaplatz 4.
leicht merkte Frau Triesch dieses Mißverhält¬
nis und beabsichtigte nun, die rechte Schnibler¬
Vertretungen
Stimmung wieder herzustellen. Aber in diesem
0 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
Bestreben verfiel sie in das andere Extrem: sie
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
wurde sozusagen ganz körperlos, gab nur klingende
0 Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Worte und schöne Satzperioden und blieb uns die
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
große Sängerin schuldig, die in Gedanken längst
untreu ist, mit ausgebreiteten Armen des Wun¬
75 Ausschnitt ausgliche Hündschan, Berkte
derbaren harrt und gleichsam iumer auf dem


12.1907
E vom:
Aus dem Kunstleben.
Leeeing-Cheater.
Neu einstudiert kam gestern Schnitzler
4
Komödie „Zwischenspiel“ zur Aufsührang.“
ffein und hübsch manches ist, das Ganze verläuft
ergebnislos im Sande. Weder Zuschauer noch Ver¬
fasser wissen am Ende, wo den Personen auf der
Bühne der Kopf steht. Über Ehe und Freund¬
schaft ist unendlich vieles geredet worden. Aber wo
Auseinandersetzungen über solche Gebiete nicht von
bestimmten Umständen und klar bezeichneten Ver¬
hältnissen ausgehen, werden sie sofort haltlos und
ungreifbar. Hier ist fast alles in den Wind ge¬
sprochen, eben weil fast alles nur Gerede ist, ohne
bestimmtes Rückgrat in den Handelnden oder der
Handlung. Frl. Triesch mit ihrem klagenden,
gedehnten Weheton konnte uns die Frau mit
dem langen Geduldsfaden, die an den Liebschaften
ihres Mannes fast kuppelnd mithilft, auch nicht
näher bringen, und Herr Monard a. G. war ge¬
neigt, mit kleinen Scherzchen und äußerlichem Ton
aus der Naivität seiner Rolle herauszufallen. Herr
Grunwald gab einen jugendlichen Fürsten
recht gezwungen und unfrei in Haltung und Sprache.
Einen saftigen Ironiker aber stellte Herr Reicher
in seinem Schriftsteller hin, der fast schon darüber!
hinaus ist, irgendetwas ernst zu nehmen.
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