20. Zuischensniel
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Olmün, Mittwoch
lage der klaren Erkenntnis dessen, daß die
Treue zuerst und ihrem eigentlichen Wesen et¬
(Die 2
was durchaus Innerliches ist, — nicht, daß
bkatte zum
der Treubruch erst durch seine letzte, äußerliche
Heer“ wurder
Konsequenz, sondern, daß er schon — oder
führung der ?
vselleicht besser gesagt: erst — durch den in¬
G
satzreserve in
neren Abfall vollzogen wird. Herrenmoral,
In diesen Be
die nur den inneren Zwang kennt und ganz
bei der Einber
selbstverständlich die unbeschränkte, äußerliche
feßübung derei
Freiheit. Die Ehe scheitert, — nicht an Aeu¬
nisse tunlichst
ßerlichkeiten. Das beseligende Bewußtsein in¬
witte und bei 1
nerer Zugehörigkeit kann unmöglich dadurch
sind
ausgent
getrübt werden, daß der eine oder der andere
größeren Truppe
der beiden Teile nach den verlockenden Erd¬
gezogen werden
beeren in des Nachbars Garten ein Verlangen
nut zu einer
hat. Innere Interessen sind da, die tausend¬
wether sie mit
mal stärker sind als alles andere, äußerliche,
auf die Ernte
physiologische. Aber in dem bedeutungsvollen
Zit Deckung
Augenblicke, in dem die Erkenntnis, vor sich
sind zur Ernte;
selbst erschrocken, erwacht, daß das Band der
oder Reservisten
inneren Solidarität nicht da ist: in diesem
wittschaftliche Fe¬
Augenblicke ist die Ehe gescheitert. Sie schei¬
tert an der inneren Unwahrheit. In diesem
(Der Kön
Augenblicke ist sie vollständig wertlos, mag
dem illustriert
sie nach außen noch so intakt und einwand¬
„Wiene
frei dastehen. Der Augenblick bedingt die
sein in
Notwendigkeit der Trennung, jedes weitere
fuschtbe
Nebeneinander wäre trotz aller äußerlichen
reß.
Intaktheit entwürdigend, wäre eine Ehe
kögigli
wie alle anderen.
vessibt
Es ist ganz klar, daß dieses Sujet allein
auß
abgesehen von der geistvollen Art Schnitz¬
bishlic
lers, die es vollends durchgeistigt, mit hun¬
übtig
derterlei zarten, feuilletonistischen Reflexionen
anf 9
gemütstief durchglüht hat: nicht eine Darstel¬
win
lung finden kann, die sich durch lauter Aeu¬
au
ßerlichkeiten in den gröbsten Widerspruch zum
nn
Geiste der Dichtung stellt, die, statt innere Mo= voh
tivierung, Seele, Wärme und Innigkeit auf= Väl
zuzeigen, verschwendet mit rein äußerlicher St
Technik und stimmlichen Mitteln. Das hat die Fr
gestrige Darstellung getan und ist somit nicht Au߬
zum Interpreten des Werkes geworden. Ja,
me
noch mehr! Sie hat das gerade Gegenteil von
jähr
dem getan, was im Willen des Dichters be¬
zeln
gründet ist. Sie hat z. B. im zweiten Akte,
verse
dessen Hauptgewicht einzig und allein nur in stratzp
der Betonung des psychischen Momentes lie¬
gen kann, — Physiologisches betont. Alles
auf den Kopf gestellt! Die Regie hat hier
Schnitzler total mißverstanden. Röhrende Hir¬
sche, — nicht gemütsvolle Menschen, die vol¬
95 „Mäh
ler seelischer Impulse sind, wurden auf den
Der Kön
Plan gebracht. Das ist falsch. Das hat mit
Bukar
Schnitzler nichts gemein. Die Szene könnte
stabenen König
ruhig geflüstert werden, und müßte doch wir¬
ken. Körperliches auszuarbeiten, wo es sich
Prtugal wurde
sauer angeord
nur um Seelisches handelt, — das heißt, an
Cetinje,
diesem Werke ein sner fizio dell' intelleto be¬
und die Fürst
gehen, wie es brutaler nicht gedacht werden
d& Königin=Muts
kann. Besonders Herr Direktor Rübsam
hates Beileid au
scheint keinen guten Tag gehabt und unter
aish an die Kör
schweren, nervösen Affektationen gelitten zu
an den Herzog #
haben. Es ist unmöglich, dem Träger des
mi.
Ebenso kon
Grillparzerpreises ein „Wir tun uns lieben“
des portugiesische
oder die Ungeschicklichkeit zuzumuten, sowohl
Nchnen der mont
die Heldin als auch deren Stubenmädchen bei
Petersbu¬
ein und demselben Vornamen rufen zu las¬
de
Petersburger
sen. Es ist ferner unmöglich, daß aus der ed¬
des
gestrigen Sitzt
len, durchaus chevaleresken Figur des Für¬
Aßtrag des Präsis
sten Sigismund, wie es gestern Herr Toni
tu
iesischen Regier¬
Ferrari tat, ein fendaler Geck gemacht
in
Petersburg ihr
wird, der — im Widerspruche zu seiner An¬
Aüdenken des ern
lehnung an die österreichische Pairskammer
Kchnprinzen wurde
in einem exotischen Akzente spricht. Ich prote= poß den Sitzen ges
stiere gegen diese Verdrehung und habe die
sprach Minister des
resignationsvolle Pflicht, d
r
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Olmün, Mittwoch
lage der klaren Erkenntnis dessen, daß die
Treue zuerst und ihrem eigentlichen Wesen et¬
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was durchaus Innerliches ist, — nicht, daß
bkatte zum
der Treubruch erst durch seine letzte, äußerliche
Heer“ wurder
Konsequenz, sondern, daß er schon — oder
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G
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neren Abfall vollzogen wird. Herrenmoral,
In diesen Be
die nur den inneren Zwang kennt und ganz
bei der Einber
selbstverständlich die unbeschränkte, äußerliche
feßübung derei
Freiheit. Die Ehe scheitert, — nicht an Aeu¬
nisse tunlichst
ßerlichkeiten. Das beseligende Bewußtsein in¬
witte und bei 1
nerer Zugehörigkeit kann unmöglich dadurch
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getrübt werden, daß der eine oder der andere
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der beiden Teile nach den verlockenden Erd¬
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beeren in des Nachbars Garten ein Verlangen
nut zu einer
hat. Innere Interessen sind da, die tausend¬
wether sie mit
mal stärker sind als alles andere, äußerliche,
auf die Ernte
physiologische. Aber in dem bedeutungsvollen
Zit Deckung
Augenblicke, in dem die Erkenntnis, vor sich
sind zur Ernte;
selbst erschrocken, erwacht, daß das Band der
oder Reservisten
inneren Solidarität nicht da ist: in diesem
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Augenblicke ist die Ehe gescheitert. Sie schei¬
tert an der inneren Unwahrheit. In diesem
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Augenblicke ist sie vollständig wertlos, mag
dem illustriert
sie nach außen noch so intakt und einwand¬
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Intaktheit entwürdigend, wäre eine Ehe
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Es ist ganz klar, daß dieses Sujet allein
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abgesehen von der geistvollen Art Schnitz¬
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derterlei zarten, feuilletonistischen Reflexionen
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gemütstief durchglüht hat: nicht eine Darstel¬
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Geiste der Dichtung stellt, die, statt innere Mo= voh
tivierung, Seele, Wärme und Innigkeit auf= Väl
zuzeigen, verschwendet mit rein äußerlicher St
Technik und stimmlichen Mitteln. Das hat die Fr
gestrige Darstellung getan und ist somit nicht Au߬
zum Interpreten des Werkes geworden. Ja,
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noch mehr! Sie hat das gerade Gegenteil von
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dem getan, was im Willen des Dichters be¬
zeln
gründet ist. Sie hat z. B. im zweiten Akte,
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dessen Hauptgewicht einzig und allein nur in stratzp
der Betonung des psychischen Momentes lie¬
gen kann, — Physiologisches betont. Alles
auf den Kopf gestellt! Die Regie hat hier
Schnitzler total mißverstanden. Röhrende Hir¬
sche, — nicht gemütsvolle Menschen, die vol¬
95 „Mäh
ler seelischer Impulse sind, wurden auf den
Der Kön
Plan gebracht. Das ist falsch. Das hat mit
Bukar
Schnitzler nichts gemein. Die Szene könnte
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ruhig geflüstert werden, und müßte doch wir¬
ken. Körperliches auszuarbeiten, wo es sich
Prtugal wurde
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nur um Seelisches handelt, — das heißt, an
Cetinje,
diesem Werke ein sner fizio dell' intelleto be¬
und die Fürst
gehen, wie es brutaler nicht gedacht werden
d& Königin=Muts
kann. Besonders Herr Direktor Rübsam
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haben. Es ist unmöglich, dem Träger des
mi.
Ebenso kon
Grillparzerpreises ein „Wir tun uns lieben“
des portugiesische
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Nchnen der mont
die Heldin als auch deren Stubenmädchen bei
Petersbu¬
ein und demselben Vornamen rufen zu las¬
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Petersburger
sen. Es ist ferner unmöglich, daß aus der ed¬
des
gestrigen Sitzt
len, durchaus chevaleresken Figur des Für¬
Aßtrag des Präsis
sten Sigismund, wie es gestern Herr Toni
tu
iesischen Regier¬
Ferrari tat, ein fendaler Geck gemacht
in
Petersburg ihr
wird, der — im Widerspruche zu seiner An¬
Aüdenken des ern
lehnung an die österreichische Pairskammer
Kchnprinzen wurde
in einem exotischen Akzente spricht. Ich prote= poß den Sitzen ges
stiere gegen diese Verdrehung und habe die
sprach Minister des
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