II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 427

§ C
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San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
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Ausschnitt aus
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— W. W. — Dienstag, den 4. d. M. zum
Benefize des Frl. Wender „Zwischenspiel“ von
A. Schnitzler. — Kapellmeister Awadeus und seine
e sind schon sieben Jahre verheiratet, kein

Wunder, daß ihre Liebe vollständig erkaltete. Sie be¬
schließen, fortab nur mehr als Freunde nebeneinander
zu leben, im übrigen aber einander volle Freiheit zu
gönnen. Cäcilie unternimmt eine Gastspielreise. Nach
ihrer Rückkehr erscheint sie ihrem Manne verändert,
als eine andere, als eine, die ein anderer besessen, und
## findel sie von neuem begehrenswert. Sie gibt sich
ihm hin. Aber am nächsten Morgen nimmt sie von
ihm Abschied für immer, denn sie empfindet das Ent¬
würdigende ihrer Lage; daß ihr Mann nichtsie als
bestimmte Persönlichkett liebt, sondern polygam für
Abwechslung schwärmend sie nur deshalb begehrt, weil
er glaubt, sie habe ihr Wesen verändert. Albertus, der
Freund des Kapellmeisters, sagt ihm einmal: „Wenn
jemand Phantasie hat, bringt ihm seine Gattin, ohne
daß sie es ahnt, lauter uneheliche Kinder zur Welt.“
Doch Cäcilie will keine solchen unehelichen Kinder, deshalb
geht sie. Wie man sieht, ist das Stück kein Bühnendrama.
Diese überseine Seelenkunft, diese Gedankenperverfitäten,
diese psychologischen Schleichwege, diese erklügelten
Sophismen, diese Sublimitäten und Subtilitäten gehören
(so führte es einst der Kritiker W. in der N. Fr. Pr.
aus) nicht auf die Bühne, sie sind (nach F. Servaes)
wider die Natur der Bühne, denn auf dieser wirken
sie nicht, oder höchstens künstlich, unklar oder brutal.
So urteilte man, lange bevor das Stück mit dem Grill¬
parzerpreis ausgezeichnet wurde. Jedenfalls waren die
damaligen Urteile objektiver als die heutigen. Den
Grillparzerpreisrichtern sollte man zu rufen: Den Grill¬
parzerpreis den Dramatikern, nicht den Novellisten!
Der alte Lichtenberg gab einmal den Witz von sich:
Darf man Schauspiele schreiben, die nicht zum Schauen
sind, so möchte ich sehen, wer mir wehren wollte, ein
Buch zu schreiben, das nicht zum Lesen ist“. Nun viel¬
leicht kommt noch die Zeit, da auch Bücher, die nicht
zum Lesen sind, preisgekrönt werden! Die Darstellung
war recht annehmbar. Frl. Ott (Marie) war zufrieden¬
stellend, Herr Ferrari (Sigismund) sehr gut, Herr
Koppé (Albertus) nur ein wenig zu steif, trocken und
kalt, Frl. Wender (Cäcilie) oft viel zu laut und
Herr Rübsam (Amadeus) beherrschte seine Rolle nicht.
Der Darsteller, besonders Frl. Wender wurden durch
rauschenden Beifall des vollen Hauses geehrt.