box 25/5
20. Zwischenspiel
ntsbuts Auch den.
Aus dem Inhalt unserer Beilagen:
brückung ihrer wahret. Empfindungen. Er sieht im Grundeschem zu vergelten gesonnen ist, daß ihr
genommen ganz gleichgültig auf einen harmlosen jungen heißungen erblüht sind, daß neue Schicksale
Unterhaltungs=Beilage (Seite 19 u. 20): Heim Neu¬
Freund seiner Frau, benutzt aber ihre Freundschaft mit! Erwartungen auf ihrem neuen Wege liegen, de
land. Ein Noman von der Wasserkante und aus Deutsch¬
dem für einen österreichischen Aristokraten merkwürdig
*
Kraze.
Südwest. Von Friede
Um eine
weichen sie heute nicht mehr gesonnen ist. Doch
keuschen Jüngling, um seiner Frau Dinge anzudichten,
Königskrone. Von Gräfin Elisabeth v. Reischach,
nur im Rückblick auf ihre verletzte Liebe und di
an die er selber noch nicht glaust. Und sie, die die bereits halb anbewußt vertretene Herrenmoral.
geb. v. Eicke und Polwitz. — Bunte Chronik. — Zum
28.„Dezember 1908. Von Th. Keller.
ein Jahr andauernde Ehelosigkeit ihres Mannes demuts=I darin wieder liegt ein wenig Komödie. In
voll harrend erduldet und seinen vollen Abfall passiv
Rundschau über Natur und Technik (Seite 21): Die
nimmt sie die Versuchungen allesamt, die sich
fürchtend kommen sieht, gehi, in ihrem Frauenstolz,
Erde bebt. Von Dr. Tezät. — Wandlungen des
und noch nahen werden, nicht sehr ernst. Fern v#
wenn auch voll tiefen, doch verborgenen Leides, mit ge¬
Verztestandes in den letzten fünfzig Jahren. —
sie ihre heiße Liebe zu ihm überwunden und sich
spieltem Gleichmut auf die Verdächtigung ihres Mannes
Miscellen.
neingelebt in den Gedanken der Freundschaft
ein, ja sie läßt ihn sogar fälschlich glauben, daß ihr der
einer stolzen, reinen Freundschaft, die kein
andere nicht gleichgültig ist. Vielleicht in der schwachen,
Gedanke trüben soll. Nun aber sieht sie ihn,
trügerischen Hoffnung, ihn dadurch für sich zurückzu¬
Das ersie Gastspiel der Münchner
nicht reif zur Ehe, nicht reif zur Freundschaf
zugewinnen.
ihre Erzählung von lockenden Abenteuern.
Freunde wollen sie aber trotzdem fortan sein, auf¬
„Uim (Residenztheater.
seinen, beginnen auch ihre Sinne wieder ihm
richtige, einander alles beichtende Freunde, frei aber von
Zwischenspiel.
zufliegen, und sie erliegt nach heftiger
allem ehelichen Zwang. So lautet der Pakt, den sie auf
seiner heißen Begier — zum letzten
Kgmnödie von Arthue Schninler
sein Drängen schließen. Ihre Künstlerehe soll hinfort
P 0
Erliegen ist ihrer Gemeinschaft letztes
rein musikalisch, d. h. rein und nur musikalisch sein.
Spricht Pilatus zu ihm:
vordem von ihm die Ehe, so ward nun von ihr
Täglich sehen wir es: Keine unserer vermeintlichen
Und das Zwischenspiel beginnt — hinter den Kulissen.
die Freundschaft gebrochen, die schöne, lauter
Wah#heiten ist rund und ganz.
Was wir Wahrheit
Zum erstenmal macht er seine Sommerreise nicht mit
schaft, die sie sich so groß erträumt hatte un
nannten, ist nur Meinung. Wir täuschen uns über die
seiner Frau, sondern mit seinem Freunde Albertus,
auch besudelt ist. Das muß sie von ihm, de
anderen wie über uns selber. Ohne uns zu verstehen,
dem Treuhänder, dem witzigen Raisonneur des Stückes,
Wankenden und keinerlei Treue wohl je z
gehen wir auch in engster Gemeinschaft nicht mit, son¬
einem Dramatiker und Librettisten, der die Menschen,
Vermögenden, trennen auf immer.
denn neben einander, und meist, wenn wir uns gefunden
mit denen er umgeht, als Schauspielgestalten ansieht
Zwei französische Spaßmacher suchten un
zu haben glauben, haben wir uns verloren. So stiftet und allen ihren Erlebnissen einen dramatisch wirksamen,
klar zu machen, daß die Liebe über die Re
alle unsere Scheinwahrheit viel Unheil und ist oft ge=faber zugleich untheatralisch originellen, lebensmöglichen
Weibes wacht. Schnitzler führt hier mit fein
fährlicher als eine runde Lüge. In jeder unserer soge. Schluß andichtet. Dann aber steigt der ehefesselfreie
render Spitzfindigkeit den für einen jenseits a
nannten Wahrheiten steckt etwas Luge, und in jeder Ehemann hernieder in ein schönes Tal — zu einer
tionellen Moral wandelnden Weltstadtweiberken
unserer Lügen etwas Wahrheit. Und unsern Wünschen, andern Frau.
raschenden Nachweis, daß die Ehe heute imme
welcher Art sie auch sein mögen, schieben wir gern schön
Doch der Sommernachtstraum mit seiner koletten
sichersten über die Reinheit der Frau wacht, di
klingende Motive unter.
Verführerin verfliegt gar schnell, und da er zurückkehrt,
der, um ein Wort Luthers zu gebrauchen, ein
Schnitzler zeigt uns in seinem „Zwischenspiel“ drei
trägt er seine ganze neu ermunterte Liebe seiner Gattin
Person ihr Amt tut, was ihr gebührt —
Akte aus dem Leben von Leuten, die sich selbst betrügen,
entgegen, die, der Uebereinkunft gemäß, den Sommer
körperlich.
da sie wahr sein wollten.
zu einer Gastspielreise benutzt hat, die ihr, der Sängerin,
Die Ehe, so theoretisiert aber weiter Sch
Kapellmeister Adams und Frau haben ihre Ehe aufl erhebliche Triumphe brachte. Aber das Blatt hat sich
das komplizierteste, weil unduldsamste Verhäl
Wahrheit und unbedingter Aufrichtigkeit aufgebaut. Sol inzwischen vollkommen gewendet. Bisher spielte er mit
schen zwei Menschen. Sie duldet weder der
glauben sie. Und doch ist's ihre große Lebenslüge. In der Freiheit, nun spielt die Freiheit mit ihm. Er, der
bloße Freundschaft noch der Ehegatten volle W
schrankenloser Freiheit des Individuums wollen sie ihres sich erhaben über die Durchschnittsmenschen fühlte und
keit, aber auch nicht deren Lüge; und ebensowen
Ehe führen bei ungestörter seelischer Gemeinschaft. Er,
darum glaubte, eine Art Ueberehe führen zu können,
Art von Doppelmoral.
ein ziemlich oberflächlicher und schwächlicher, dabei leicht¬
ist im Grunde ein gar schwachmütiges, dem alten Ehe¬
Aber der Dichter weist zugleich auf eine Zu
blütiger, von schönen Frauen verwöhnter und umgirrter
joche froh zusteuerndes kleines Philisterlein. Zwar
die das haltbarste Verhältnis zwischen Mann
Sanguiniker und Augenblicksmensch, hat sich nach sieben, sieht er keineswegs ein, daß er sich über sich selbst ge¬
jenseits der unleugbar zu manch böser Qual u
seiner gegenwärtigen Auffassung zufolge ziemlich
täuscht hat, daß er ein anderer, freierer zu sein glaubte,
führenden Ehefesseln liegen sieht, auf eine Ze
mageren Ehejahren diese Abart ehelicher Treue aus¬
der er in Wahrheit nicht ist; das aber sieht er, daß sie in¬
es Verwickelungen wie die von ihm hier vo##
gedacht, weil er nichts verbergen kann und doch gelegent¬
zwischen eine andere geworden ist, daß sie nicht mehr die
nicht mehr geben kann, Verwickelungen, die he
lich ganz vorwurfsfrei sans gene über den hegenden stille, gütige Frau von früher ist, der Engel von ehedem,
schwieriger, umso herzbrechender sich gestalten
Ehezaun hüpfen möchte. Und nun spielen diese vermeint¬
ehrbar und ein wenig langweilig, wie alle Engel, daß ihre
ständiger, d. h. je befangener in herkömmlichen
lich rückhaltlosen und doch so blinden Wahrhaftigkeits¬
Stimme, ihre Schönheit, ihre Blicke anders geworden sind,
ungen die sie Erlebenden sind. Wie diese erträ
geloten, die eine Art Ueberseelentum sich und andern vor¬
nicht besser, eher grausamer, aber beglückender. Und kunft beschaffen sein wird, das wagt er freilich
heucheln, einander eine Lügenkomödie vor unter Unter=Isie gesteht ihm unumwunden, daß sie Gleiches mit Glei= mal anzudeuten.
20. Zwischenspiel
ntsbuts Auch den.
Aus dem Inhalt unserer Beilagen:
brückung ihrer wahret. Empfindungen. Er sieht im Grundeschem zu vergelten gesonnen ist, daß ihr
genommen ganz gleichgültig auf einen harmlosen jungen heißungen erblüht sind, daß neue Schicksale
Unterhaltungs=Beilage (Seite 19 u. 20): Heim Neu¬
Freund seiner Frau, benutzt aber ihre Freundschaft mit! Erwartungen auf ihrem neuen Wege liegen, de
land. Ein Noman von der Wasserkante und aus Deutsch¬
dem für einen österreichischen Aristokraten merkwürdig
*
Kraze.
Südwest. Von Friede
Um eine
weichen sie heute nicht mehr gesonnen ist. Doch
keuschen Jüngling, um seiner Frau Dinge anzudichten,
Königskrone. Von Gräfin Elisabeth v. Reischach,
nur im Rückblick auf ihre verletzte Liebe und di
an die er selber noch nicht glaust. Und sie, die die bereits halb anbewußt vertretene Herrenmoral.
geb. v. Eicke und Polwitz. — Bunte Chronik. — Zum
28.„Dezember 1908. Von Th. Keller.
ein Jahr andauernde Ehelosigkeit ihres Mannes demuts=I darin wieder liegt ein wenig Komödie. In
voll harrend erduldet und seinen vollen Abfall passiv
Rundschau über Natur und Technik (Seite 21): Die
nimmt sie die Versuchungen allesamt, die sich
fürchtend kommen sieht, gehi, in ihrem Frauenstolz,
Erde bebt. Von Dr. Tezät. — Wandlungen des
und noch nahen werden, nicht sehr ernst. Fern v#
wenn auch voll tiefen, doch verborgenen Leides, mit ge¬
Verztestandes in den letzten fünfzig Jahren. —
sie ihre heiße Liebe zu ihm überwunden und sich
spieltem Gleichmut auf die Verdächtigung ihres Mannes
Miscellen.
neingelebt in den Gedanken der Freundschaft
ein, ja sie läßt ihn sogar fälschlich glauben, daß ihr der
einer stolzen, reinen Freundschaft, die kein
andere nicht gleichgültig ist. Vielleicht in der schwachen,
Gedanke trüben soll. Nun aber sieht sie ihn,
trügerischen Hoffnung, ihn dadurch für sich zurückzu¬
Das ersie Gastspiel der Münchner
nicht reif zur Ehe, nicht reif zur Freundschaf
zugewinnen.
ihre Erzählung von lockenden Abenteuern.
Freunde wollen sie aber trotzdem fortan sein, auf¬
„Uim (Residenztheater.
seinen, beginnen auch ihre Sinne wieder ihm
richtige, einander alles beichtende Freunde, frei aber von
Zwischenspiel.
zufliegen, und sie erliegt nach heftiger
allem ehelichen Zwang. So lautet der Pakt, den sie auf
seiner heißen Begier — zum letzten
Kgmnödie von Arthue Schninler
sein Drängen schließen. Ihre Künstlerehe soll hinfort
P 0
Erliegen ist ihrer Gemeinschaft letztes
rein musikalisch, d. h. rein und nur musikalisch sein.
Spricht Pilatus zu ihm:
vordem von ihm die Ehe, so ward nun von ihr
Täglich sehen wir es: Keine unserer vermeintlichen
Und das Zwischenspiel beginnt — hinter den Kulissen.
die Freundschaft gebrochen, die schöne, lauter
Wah#heiten ist rund und ganz.
Was wir Wahrheit
Zum erstenmal macht er seine Sommerreise nicht mit
schaft, die sie sich so groß erträumt hatte un
nannten, ist nur Meinung. Wir täuschen uns über die
seiner Frau, sondern mit seinem Freunde Albertus,
auch besudelt ist. Das muß sie von ihm, de
anderen wie über uns selber. Ohne uns zu verstehen,
dem Treuhänder, dem witzigen Raisonneur des Stückes,
Wankenden und keinerlei Treue wohl je z
gehen wir auch in engster Gemeinschaft nicht mit, son¬
einem Dramatiker und Librettisten, der die Menschen,
Vermögenden, trennen auf immer.
denn neben einander, und meist, wenn wir uns gefunden
mit denen er umgeht, als Schauspielgestalten ansieht
Zwei französische Spaßmacher suchten un
zu haben glauben, haben wir uns verloren. So stiftet und allen ihren Erlebnissen einen dramatisch wirksamen,
klar zu machen, daß die Liebe über die Re
alle unsere Scheinwahrheit viel Unheil und ist oft ge=faber zugleich untheatralisch originellen, lebensmöglichen
Weibes wacht. Schnitzler führt hier mit fein
fährlicher als eine runde Lüge. In jeder unserer soge. Schluß andichtet. Dann aber steigt der ehefesselfreie
render Spitzfindigkeit den für einen jenseits a
nannten Wahrheiten steckt etwas Luge, und in jeder Ehemann hernieder in ein schönes Tal — zu einer
tionellen Moral wandelnden Weltstadtweiberken
unserer Lügen etwas Wahrheit. Und unsern Wünschen, andern Frau.
raschenden Nachweis, daß die Ehe heute imme
welcher Art sie auch sein mögen, schieben wir gern schön
Doch der Sommernachtstraum mit seiner koletten
sichersten über die Reinheit der Frau wacht, di
klingende Motive unter.
Verführerin verfliegt gar schnell, und da er zurückkehrt,
der, um ein Wort Luthers zu gebrauchen, ein
Schnitzler zeigt uns in seinem „Zwischenspiel“ drei
trägt er seine ganze neu ermunterte Liebe seiner Gattin
Person ihr Amt tut, was ihr gebührt —
Akte aus dem Leben von Leuten, die sich selbst betrügen,
entgegen, die, der Uebereinkunft gemäß, den Sommer
körperlich.
da sie wahr sein wollten.
zu einer Gastspielreise benutzt hat, die ihr, der Sängerin,
Die Ehe, so theoretisiert aber weiter Sch
Kapellmeister Adams und Frau haben ihre Ehe aufl erhebliche Triumphe brachte. Aber das Blatt hat sich
das komplizierteste, weil unduldsamste Verhäl
Wahrheit und unbedingter Aufrichtigkeit aufgebaut. Sol inzwischen vollkommen gewendet. Bisher spielte er mit
schen zwei Menschen. Sie duldet weder der
glauben sie. Und doch ist's ihre große Lebenslüge. In der Freiheit, nun spielt die Freiheit mit ihm. Er, der
bloße Freundschaft noch der Ehegatten volle W
schrankenloser Freiheit des Individuums wollen sie ihres sich erhaben über die Durchschnittsmenschen fühlte und
keit, aber auch nicht deren Lüge; und ebensowen
Ehe führen bei ungestörter seelischer Gemeinschaft. Er,
darum glaubte, eine Art Ueberehe führen zu können,
Art von Doppelmoral.
ein ziemlich oberflächlicher und schwächlicher, dabei leicht¬
ist im Grunde ein gar schwachmütiges, dem alten Ehe¬
Aber der Dichter weist zugleich auf eine Zu
blütiger, von schönen Frauen verwöhnter und umgirrter
joche froh zusteuerndes kleines Philisterlein. Zwar
die das haltbarste Verhältnis zwischen Mann
Sanguiniker und Augenblicksmensch, hat sich nach sieben, sieht er keineswegs ein, daß er sich über sich selbst ge¬
jenseits der unleugbar zu manch böser Qual u
seiner gegenwärtigen Auffassung zufolge ziemlich
täuscht hat, daß er ein anderer, freierer zu sein glaubte,
führenden Ehefesseln liegen sieht, auf eine Ze
mageren Ehejahren diese Abart ehelicher Treue aus¬
der er in Wahrheit nicht ist; das aber sieht er, daß sie in¬
es Verwickelungen wie die von ihm hier vo##
gedacht, weil er nichts verbergen kann und doch gelegent¬
zwischen eine andere geworden ist, daß sie nicht mehr die
nicht mehr geben kann, Verwickelungen, die he
lich ganz vorwurfsfrei sans gene über den hegenden stille, gütige Frau von früher ist, der Engel von ehedem,
schwieriger, umso herzbrechender sich gestalten
Ehezaun hüpfen möchte. Und nun spielen diese vermeint¬
ehrbar und ein wenig langweilig, wie alle Engel, daß ihre
ständiger, d. h. je befangener in herkömmlichen
lich rückhaltlosen und doch so blinden Wahrhaftigkeits¬
Stimme, ihre Schönheit, ihre Blicke anders geworden sind,
ungen die sie Erlebenden sind. Wie diese erträ
geloten, die eine Art Ueberseelentum sich und andern vor¬
nicht besser, eher grausamer, aber beglückender. Und kunft beschaffen sein wird, das wagt er freilich
heucheln, einander eine Lügenkomödie vor unter Unter=Isie gesteht ihm unumwunden, daß sie Gleiches mit Glei= mal anzudeuten.