II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 450

20. Zuischenshiel
box 25/5
welthe den Krieg aufgenommen hal, muß sich in andsdie Gesthälte in Babrof geplundert und ein kürtischer!
Resultate fügen, das ist eine Pflicht, die nicht ver= General wurde sogar dabei von seinen Soldaten
Man will hier wissen, daß, w#
gessen werden darf. Man darf weder auf Siege stolz mißhandelt.
auf die Gebietserweiterung ve
Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends. sich das Gefühl der Frau — ein
Zwischenspiel.
Wir wissen nichts von andern, nichts von uns.] Dichter läßt uns einen tiefen Bl
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.
tiefer und stärker als das des
Komödie von Arthur Schnithzler.
Um die zwei ringenden Seelen zweier erhöhten
Bald ist der Rausch, nach
Menschen, zweier Künstler, hat Arthur Schnitzler
Zum erstenmal im Kgl. Schanspielhause.
Natur des Mannes langte, ver
kleine und kleinste Seelchen gruppiert. Der geist=der nach der landläufigen Au
Die feine Komödie, die Schnitzlers dichterische
reiche Schriftsteller Albertus Rhon, der an dem „Rechts"auffassung keinen Grun
und denkerische Wesensart gleichsam in einem
großen Problem nur höchstens einmal knabbert, auf Eifersuchtsgefühlen. Von e
reinen Kristall zeigt, ist in den acht Jahren seit
weil er sich bei seinen andern derben Organen die Triumphen kehrt ihm die Ga
ihrem Entstehen nicht allzuoft auf deutschen Bühnen
zu allen Genüssen bereiten Zähne scharf halten will, Freundin, heim. Er beargwöhn
sichtbar gewesen. Neue Komödien, dabei die Ein¬
seine im engen Kreis zufriedene Frau, die eine
man sich gegenseitig gewährleiste
akter mit dem „Puppenspieler", „Der Ruf des
Talgängerin bleibt ihr Leben lang, vertreten ge¬
sucht, die ihn Cäcilie in einem
Lebens“, die von napoleonischen und wienerisch¬
wissermaßen die lebenspraktischen Grundsätze der
anders als die gesicherte Ehege
biedermeierischen Lichtern wie ein seltsamer, far¬
öffentlichen Convention über Liebe, Ehe und Ver¬
erhebt sich in dem Manne wieder
biger Garten am Abend übersäten Medardus¬
wandtes. Daueben steht die gröber organisierte
gilt. Und er zwingt die unend
Scenen, boten den Theaterleitern Gewähr für
Gräfin Moosheim, die ihrer Liebhaber Skalpe am
sierte und bedeutendere „Freun
stärkeren, äußeren Erfolg. Daß das Hoftheater
Gürtel trägt mit der Zärtlichkeit eines leidenschaft¬
seines Begehrens. Man fühlt,
nach der Neueinstudierung der „Liebelei“ in einer
lichen Trophäensammlers. Ihr ist die Ehe eine
nung werden muß, was im b
sehr reizvollen Aufführung das „Zwischenspiel“
Form, die Liebe ein angenehmes Gesellschaftsspiel,
versöhnte. Die Frau hat das
herausbringt, erscheint mir höchst verdienstlich.
der Mann eine wechselnde Auswahl. Der Reigen
genommen, will keine Concessic
Dieses capriccio doloroso — denn es ist eine
um die zwei, die sich im Tiefsten zu umfassen sehnen
verführte Freundin muß sich
schmerzhaft wehmütige Komödie — gehört zum
und abstoßen, um sich vielleicht am Ende der Leiden¬
trennen. Sie weiß, daß auch ei
Schnitzler=Repertoire.
Und dieses schmerzlich
schaft wieder zu umfassen, wird geschlossen durch
Freund, der ehedem ihr Gatte w
lächelnde Capriccio mit seinem Ignorabimus, aus¬
den jungen Fürsten Sigismund zu Maradas=Lohsen¬
unbewachten Moment ihrer 2
gesprochen (am Schlusse der Kämpfe) von einem
stein, den Idealisten ohne Schwert, den Jüngling
können. Und der Frau gelten
tiefen Wisser der Seele und einem Weisen, ist viel¬
der frühreifen Resignation.
Das vollendete Geschehen mag fi
leicht einzig in der Vollendung der Kunst des
In der Mitte aber stehen zwei vollblütige
Mann das Wesentliche sein.
Dialogs.
Menschen, denen nichts Zwischenstufliches anhaftet.
der Cäcilie Adams messen Tr#
Im Grunde geschieht nichts, als eine leifeste,
Ein ganzer Mann. Ein ganzes Weib. Kompromisse
nicht am Geschehen oder Nichtg
äußerste, erhöhteste Zwiesprache zwischen Mann
dünken beide unmöglich. Ihre Ehe, die nun sieben
sich: Der Mann, den die Liebe
und Weib. So, daß man einem nach Europa ver¬
Jahre im Glück dauerte, soll ganz auf Wahrheit ge¬
ausfüllt, hat sich in seinem Wa
sprengten Kanadier, der einen fragte: Was ist das,
baut sein. Darum muß der Kapellmeister Amadeus
einen neuen Weg über alte K
ein Dialog? das Buch in die Hand drücken müßte
Adams seiner Frau, der gefeierten Opernsängerin wollen. Er muß einsehen, daß
als eine Offenbarung dessen, was die Kunst der
Cäcilie Adams=Ortenburg, das Geständnis einer wiederersehnte Ehegemeinschaft
Zwiesprache bedeutet. Dieses Saitenspiel meistert
sehr ir ischen Leidenschaft machen. Darum muß Frau, deren unendliche Zärtlich
Schnitzlers Künstlerhand, wie keines andern. Man
Cäcilie eine leise, nur aus im Stiche gelassenem,
einem wiedererlangten, unbedach
ertappt sich in währender Aufführung bei dem Ge¬
feinstem Zärtlichkeitsbedürfnis keimende Neigung
andre, eine Gefahr aus dem Wege
danken, wie weit wohl die Macht der menschlichen
zu dem sanften und vornehmen Fürsten Sigismund
der Zerstörung des letzten Reste
Sprache lange, wo ihr die Grenzbarrieren gesetzt
bekennen. Amadens will sein Wahrheitssystem
Freundschaft. Es zeigt sich ihr
seien — so stark drängt sich, was gesprochen, was
durchsetzen und die Gattin dennoch nicht verlieren.
ten Versuch zunächst nur eine M
zwischen dem Spiel der Worte greifbar,
Keine bauale Ehescheidung. Höhenmenschen brauchen
schiednehmen. „Wir waren“, sagt
lebendig und heiß ist, ins Bewußtsein. Und dann
keine Zuschauer auf ihrem einsamen Sonnenweg. Klarheit Schnitzlers und mit
steigt aus der unendlichen Fülle dieser dichterischen
Und eine Escapade in fremdes Liebesrevier mit Unterton dieses capriccio dolo
Variationen über ein Thema — „Konflikt zwischen
banaler Versöhnung erscheint ihnen lügenhaft und weder geschaffen, uns ewig in Tr
Ehe und Liebe und Begehren“ — das Dominierende,
häßlich. Amadeus, der seine Musiker, überhört doch
stark genug, um unsre Freunds#
das an Ewiganziehendes, Ewigunlösliches Klopfende,
die allerfeinsten Zwischentöne in den Worten seiner
halten. Andre fänden sich ab.
das große Schnitzler=Motiv herauf. Paracelsus
Frau. Die willigt — von allen Ahnungen gefoltert —

Und du darfst es nicht können
spricht:
in eine Fortsetzung der Ehe ein, die auf Wahrheit,i Versuch ist mißglücki, nehmen wi
Mit Menschenseelen spiele ich. Ein Sinn
Freiheit und Freundschaft gegründet sein soll. hin. Das ist zu ertragen. Aber
Wird nur von dem gefunden, der ihn sucht.
Sie hat zuerst gefühlt, daß, was heute Wahrheit,gierig, zu wissen, wic es schmech
Es fließen ineinander Traum und Wachen, morgen notwendig Lüge sein muß. Und so erweist Ende ist.“

gress K. Neu
2