II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 459

20. Zuischenspiel
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(Quellenangabe ohne Oewähr.)
schnitt außannoverscher Anzeisen Man
3- Mfl.1913
Ausdruck kam. Hierin sahen wir immer Alice Alt¬
Theater und Musik.
man=Halls unbestrittene Domane. Ihre Hilde
Wangel darf uns als Prototyp unvergeßlich bleiben
Deutsches Theater.
in ihrem ganzen Liebreiz, ihrer animalischen Kraft
und doch durchaus geistvollen Auffassung.
Zum ersten Male:
Zwischen¬

Der Beifall des glänzend besuchten Hauses war
spiel“. Abschiedsverstelluntman¬
Hall.
nun gestern von größter Herzlichkeit. Blumen füll¬
ten schließlich die Bühne, und mit der sich verab¬
Mit einer Erstaufführung verabschiedete sich am
schiedenden Hauptdarstellerin nahm auch der Direk¬
Mittwochabend die Diriktion Dr. Altman,
tor berechtigterweise den Dank seines Publikums für
und Schnitzlers mit dem Grillparzer=Preis ausge¬
das mehrjährige künstlerische Wirken entgegen. Eine
zeichnete Komödie, eine anspruchsvolle Aufgabe für
interessante Statistik, die das Bureau der Bühne
Regie und Darstellung, machte den würdigen Be¬
verausgabte gestattet einen bequemen Ueberblick
schluß. Das Werk selbst, diese recht tragische Ko=dieses Wirkens. Die praktische Notwendigkeit hat
mödie von zwei Menschen, die im Grunde einander
ja manches Opfer gefordert, und besonders die letzte
über alles lieben, aber aus zu hochgeschraubtem
Saison war nicht die glänzendste. Aber den rüh¬
Loyalitäts= und Freiheitsgefühl sich gegenseitig ein
menswerten Stempel des Programms, das aus der
gefährliches „Zwischenspiel“ gestatten, ist fast ein
Statistik hervorschaut, geben doch die wahren Dich¬
einziger Dialog der beiden Hauptpersonen, und ge¬
ter, die im Deutschen Theater eine würdige Heim¬
wisse gar nicht zu verkennende, technische Mängel der
stätte besaßen: Eulenberg, Hauptmann, Ibsen
dramatischen Arbeit betonen eindringlich den ern¬
Schnitzler. Daneben erinnern die Namen Strind¬
sten, literarischen Charakter, den überwiegenden
berg, Stucken, Wedekind, Tolstoi, Shaw an beson¬
Wert des psychologisch so interessanten Hauptthemas.
dere und ernste literarische Taten. Hannover dar
Die Lösung des Seelenrätsels hat schon manches
Herrn Dr. Altman und den mit ihm scheidenden
Kopfzerbrechen verursacht, und auch die Besucher des
trefflichen Künstlern allen aufrichtige Anerkennun
Deütschen Theaters werden eine lang anhaltende
zollen und ein ehrendes Andenken bewahren. Ein
uid manchen geistig belebten Disput bewirkende
heitlichkeit, Stilgefühl, Ernst und künstlerische Ge
Anregung mitgenommen haben. Alice Altman¬
II,
diegenheit waren das Zeichen alles Guten, was si
die den Abend unbedingt künstlerisch be¬
geboten haben. Möchten die Berliner durch sie er
herrschte, ging sichtlich von der Auffassung aus, daß
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fahren, daß auch in Hannover echte Kunst zu Haus
die Frau zunachst allein in der Absicht, ihren Mann
wer und übrigens auch bleiben soll.
zu kuvieren, dessen übertriebenen Freiheitsideen nach¬
H. SIK.,
gibt, dann aber, selbst entfesselt, zwar ihrer Ehre
reifbg nichts vergibt, jedoch auf dem Wege des
WWuxsches ebenfalls seelisch entgleist. Die Krö¬
chinlee aus:
nunt dieses sittlichen Falls der beiden bedeutet dann,
daß sie die eigene Liebe zum Abenteuer der Wollust!
Tmanzherold, Frankfurt alt.
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1313
Egradieren. Zur Sühne müssen sie leiden, und der
S
Mann geht in Verbannung, — damit gewiß eines

* Tages alles wieder gut werde.
Dr. Altmans Regie hatte noch einmal das Beste
an Ausstattung wie geistiger Arbeit aufgeboten.]
Aus den Theatern.
Max Ruhbeck und Paul Müller verkörperten
mit gewohnter Kunst, wenn auch beide nicht mit letz¬
Noch ist’s Vorsaison, und schon drängen
ter Ausgeglichenheit aller Momente, den Mann und
sich die Premièren. Die Bühne besiegt den All¬
seinen Freund. Julins Arnfeld gab den Ver¬
tag, wird zum „Leben“, und der Regisseur des
ehrer der Frau mit der ganzen Komik dieser Figur,
Welttheaters da droben im Blauen, der bisher
die ehrenwertestes Kavalierstum mit leichter Indolenz
vereint. Alice Altman=Hall, wie gesagt, dominierte
noch keinem Hervorruf Folge leistete, wird am
durchaus und gab mit aller Feinheit und doch psy¬
Ende der irdischen Konkurrenz nicht mehr ge¬
chologisch deutlich genug die komplizierte Frau, der
wachsen sein. Es wird immer schwerer Wirk¬
man — dies war der schönste Eindruck des Abends —
lichkeit und Schein voneinander zu halten. Der
vor allen Dingen auch die Hauptbedingung Schnitz¬
Satyriker Jung-Wiens, Arthur Schnitzler, macht
lers glaubte, daß sie nämlich bedeutende Künstlerin
im „Zwischenspiel“ ein Pieemalitiöse An¬
und Persönlichkeit sei. Den Inbegriff der eigensten
Vorzuge der Darstellerin selbst konnte die Rolle nach
spielungen auf dies Kunterbunt. Das Stückchen
deren Charakter nicht geben. Denn immer hatten
war bisher in Frankfurt nicht bekannt. Das
wir besonderen Grund
zur Freude, wenn das
lachendfrohe Element glücklicher Jugend, ja möglichst
Neue Theater
sogar gemischt mit einer gewissen Burschikosität, zum
brachte es mit Saisonbeginn als Novität. Es
ist vieles ein wenig problematisch darin, und
der Dichter ist schwerblütiger, redseliger und
pathetischer als man ihn sonst kennt. Das trat
schärfer hervor, da die Aufführung, die Dr.
Pfeiffer im Uebrigen sehr geschmackvoll in¬
szeniert hatte, einen Zug ins Sentimentale
Tragischschwere trug. Richard Senius so¬
wohl wie der Münchener Gast, Hertha von
Hagen, schufen das Kapellmeisterehepaar mit
ein wenigg zu düsterem Ernst, aber beide stark
und packend in der Leidenschaft. Die Münchener
Künstlerin offenbart eine vornehme darstelleri¬
sche Begabung, sie vertieft ihre Gestalten und
ihre Tragik ist echt. Sie wird an mehreren
Abenden im Neuen Theater gastieren, in Ver¬
tretung von Frl. Ollv, die offenbar der Ab¬
wechslung halber wieder einmal auf einer
„Extratour“ Eine sehr feine Charaktercharge
war der Fürst Direktor Hellmers, im Stil
wohl am treffendsten. Auch Grossmann als
Dichter in der Schnitzlermaske wirkte mit dis¬
kreter Komik. Der Beifall war sehr lebendig.
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