II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 461

20. Zuischenspiel
box 25/5
(Quellens be ehine Gewähr.)
Nachrieht.
Ausschnitt aus: eud Tnerehneg Wane
3- 9. 1013 Frankturt 4. u.
vom:

tumatee
n u, n n

An wertvolleren Menschen, die für ihr Lebens¬
stalt mit verbindlichen Formen und jener naiven
glück auch einen ernsthaften Kampf gegen die mo¬
„m Aauin- niener.

Unverfrorenheit, wie sie eben der gesellschaftliche
derne Dekadenz und den Pessimismus in der Liebe
und gefühlsmäßige Wirrwarr einer galant ange¬
Bereits am zweiten Abend der neuen Spiel¬
aufbringen könnten, würde sich weit interessanter
kränkelten Zeit erzeugt. Der humorvollen Gestalt!
zeit brachte das Neue Theater seinen Be¬
und tiefgründiger der Satz erläutern lassen, daß
des Textdichters Albertus, des einzigen Mannes,
suchern in einem älteren Wer## Artur Schnitz¬
gegen den Riß innerer Entfremdung bei auseinan¬
der von gesunder Vogelschau=Perspektive aus diese
lers, der dreiaktigen Kemödie „Imtschenspiel",
der wachsenden Charakteren noch kein Kitt gemischt
kleine Welt der Komödie überschaut und philoso¬
eine Erweiterung des Repertoires. Um eine
worden ist. Amadeus und Cäcilie lieben sich wirk¬
phierend die richtigen Formen findet, gab Herr
andere und im literarischen Plane sogar weit
lich, aber als sie damals mit halben Worten
Großmann wirksamen, trockenen Humor. Der
interessantere Form der „Liebelei“ handelt es sich
und in einer Art Selbstverständlichkeit von ander¬
Beifall galt offensichtlich der Darstellung. Man
in diesem Stücke, aber der Dichter hat seine Auf¬
klatschte nach den beiden ersten Akten interessiert
weit angeknüpften Beziehungen redeten und so
gabe nicht mit gleich tauglichen Mitteln zu er¬
und in Erwartung des Ausgangs, beschränkte sich
taten, als ob dieser Ausgang das natürlichste von
schöpfen vermocht, und darum konnte das Werk sich
der Welt wäre, da hätten sie sich nach der späteren
aber zum Schluß darauf, den Darstellern für ihre
auch nicht im gleichen Maße durchsetzen. Schnitz¬
Erkenntnis der Frau ihren Schmerz und ihre Ver¬
ehrlichen Mühen höflich zu danken. Das Werk
ler schildert ein Ehepaar, das sich in „ewiger
zweiflung zuschreien müssen, dann wäre alles an¬
selber fiel zum Schlusse ab.
M. N
Liebe“ verbunden hat und seine Gemeinschaft auf
ders geworden.
estrenger Wahrhaftigkeit“ aufzubauen vereinbart.
So weit wäre dies merkwürdige Verhältnis
In dem Vorsatze, nun wechselseitig keine Geheim¬
noch zu verstehen, aber daß es nach einer Wieder¬
nisse vor zinander zu dulden, sich alles zu beichten,
vereinigung und der beiderseitigen Erkenntnis, wie
was im Laufe des Zusammenlebens ihr seelisches
eigentlich doch noch recht wenig zwischen ihnen sich
Gleichgewicht stören würde, glaubt das Paar den
verändert hat und die Frau bei einem platonischen
gcheimnisvollen Kitt zu besitzen, um allen Ge¬
Verhältnis zu einem Fürsten von kindlich rühren¬
fahren gegenüber sein Glück vor Schaden zu be¬
wahren.
der Bravheit trotz der Crkenntnis ihrer Liebe zum
Gatten aus bloßem Mißtrauen gegen die Dauer
Aber in diesem Offenheitsversprechen liegt,
ihrer Gefühle die Partie verloren geben kann, das
namentlich in Künstlerkreisen eine große Gefahr,
gibt der inneren Logik des Stückes den entscheiden¬
und dieser erliegen Ge beide. Sie sehen die
den Stoß und niemand ist von dem selbstverschul¬
burschikose, leichtfertig oberflächliche Lebensauf¬
deten Trennungsschmerz erschüttert.
fassung ringsum und geben sich nun in falscher
Unter Dr. Pfeiffers Regie war auf die
Scheu vor einer Wahrhaftigkeit, die sie „senti¬
Aufführung viel Fleiß verwendet worden. Alle drei
mental“ erscheinen lassen könnte, vor einander
Akte spielen im gleichen Salon, in einer Kapell¬
weit burschikoser und freier, als sie sind. Als der
meisterwohnung. Frau Hertha von Hagen
graue Alltag auch ihrem Zusammenleben den
vom Hoftheater in München gastierte als Cäcilie
ersten Duft abgestreift hat und kleine Koketterien
und gab sich alle Mühe, den problematischen Cha¬
ihren Reiz an ihnen erproben, da nehmen sie ihre
rakter auf literarischer Höhe zu halten. Daß es
„Anlage“ tragisch als „Schicksal“ sie schwärmen
ihr nicht gelang, die Wandlung zur schmerzhaften
einander Freiheitsphrasen vor und merken nicht,
daß die Entfremdung zwischen ihnen fortschreitet
Entsagung überzeugend vorzutragen, ist nicht ihre
und ein falscher Freiheitsdünkel sie auf Wege
Schuld, was daran fehlte, ist Schnitzlers Schuld.
führt, nach denen ihr Herz gar nicht begehrt und
Besser war Herr Senius daran. Sein Ama¬
deus war schon eher zu verstehen, aber auch dieser
ihre Leidenschaft sie nicht drängt. Sie werden
Komödianten aus ihrem Milieu heraus und ver¬
Mann wirft die Flinte ins Korn ohne ernsthaften
stricken sich in Unnatur, um nur nicht als Spießer] Kampf um sein Glück. Ausgezeichnet war der Fürst
zu wirken.
des Herrn Hellmer; eine echt wienerische Ge¬
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