II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 464

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20. Zuischensniel
nangust dnne Gewant.)
usschnitt aus:
Berliner Lochl Anzen
R2 V. (UI5
Neuaufführungen
Beriiner Bühnen.
M. S. Deutsches Künstler=Theater. Neu¬
aufführung: „Zwischenspiel“, Komödie in
drei Akten von Axthur Schnitzler. Spiel¬
leitung: Dr. Arthur Eldesser#iteine un¬
glaubwürdige Geschichte — aber immerhin: sie
hat einen Dichter stellenweise in gute Laune ver¬
setzt und stellenweise wieder so übermütig ge¬
stimmt, daß er beinahe lustig wurde. Und recht
geschickt traf er's, daß seine Zuhörer überall da¬
lachten, wo ihn persönlich das Lachen ankam
über seinen eigenen Witz und seine eigenen Ein¬
fälle. Aus der Komödie selbst quellen diese
Heiterkeiten nicht. Sie stecken nicht in ihr, sind
ihr vielmehr nur heigegeben in der Figur eines
Stückeschreibers, der die dankbare Aufgabe hat,
immer wieder in drolligen Worten darauf hinzu¬
weisen, was die angeblich dargestellten Lebens¬
vorgänge vom „Theater“ unterscheidet. Dieser
Stückeschreiber wurde in einer Saphir=Maske
von Herrn Forest gespielt, der sich aus den
Schnitzlerschen Ironien und Spöttereien doch
etwas wie eine echte Menschengestalt zurecht¬
machte. Den Pfiff, auf solche Art das als wirk¬
liches Leben erklären zu lassen, was dem natür¬
lichen Empfinden widerspricht, wendet der Dichter
aber gar zu häufig an, und so stellt sich, besonders
in den Szenen, wo das Künstlerehepaar Adams
in allzu vielen Worten über das Recht der Gatten
verhandelt, eigene Wege zu gehen und doch in
Freundschaft nebeneinander zu leben, beim Zu¬
hörer manche a. Verstimmung ein. Denn die¬
ser merkt bald, duß der geniale Kapellmeister ein
Affe und Laffe ist, den man nicht einen Augenblick
ernst nehmen kann, und so bleibt nur ein auf¬
richtiges Staunen darüber, daß die Leutchen auf
der Bühne, zumal die, wenigstens als Sängerin
bedeutende Frau Cäcilie Adams, dem Narren
eine für drei Akte ausreichende Wichtigkeit bei¬
messen können. Herr Kurt Götz gab sich nicht
erst die Mühe, den Hampelmann zu „vertiefen“:
er war der nervöse Primaner, der bis zum Schluß
in keinerlei Männlichkeit hinaufwächst. Fräulein
Lina Lossen war als Frau Adams gewiß um
einige Grade zu gewichtig in ihren verhaltenen
Gefühlen, und die wirklich sehr schön gespielte
Sehnsuchtsszeue, für die der Dichter so gute Worte
findet, wirkte beinahe wie gewollte Verführung.
Fräulein Hegyi war von recht erfreulicher Natür¬
lichkeit. Frau Dumcke=Carlsen eine nette Gräfin,
wenn sie sowohl wie Fräulein Lossen gerade nicht
die Illusion erweckten, gute Opernsängerinnen zu
sein. Den Fürsten des Stückes spielte Herr
Schröder. Man glaubte ihm, daß er nicht der
Geliebte Cäciliens war. Die Aufführung fand
eine freundliche Aufnahme.
Ausschnitt aus: Vossische Zeitmugg. Borti
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Schnitzlers „Zwischenspiel“
Neueinstudierung im Deutschen Künstlertheaker.
Zwei Stunden Arthur Schnitzler — ja, dazu war man im vor¬
hinein geneigt! Auch die große Zeit braucht Zwischenspiele. Jeder
hat ein bißchen Dasein ohne Weltgeschichte dringend nötig!
Aber diese Komödie ist in ein paar Jahren — oder nur in diesem
letzten? — sehr gealtert. Der Herr Kapellmeister Amadäus Adams,
der gewissermaßen sich selbst betrügt, indem er mit der eigenen Frau,
der innerlich Entfremdeten, Ehebruch treibt, ist doch ein allzu ver¬
zwickter, ein unerträglich komplizierter, am Schlusse gar weinerlicher
Bursche. Seine Gattin, die berühmte Opernsängerin, hat sich un¬
zweifelhaft mit psychologischer Literatur den Magen verdorben. An¬
fangs, wenn die beiden einander gegenübersitzen und gegenseitig ihre
Seelen erhaschen und betasten, sich geistig kitzeln, sticheln,
in ihren Seelen herumstochern, bis ein kleinwinziger blasser
Blutstropfen kommt, anfangs amüsiert dieses Beschwatzen der
eigenen Erlebnisse. Man sagt sich sogar: Der deutsche Mensch,
so sicher ruhend in seinem unbewußten Kraftgefühl, kann an
hat das Gefühl: Alles wird hier um mindestens einen Grad bedeu¬
tender gemacht als es ist. Der Musiker sollte nicht Amadäus, son¬
dern Franz, der Schriftsteller nicht Albertus, sondern Arthur heißen,
und vielleicht ist auch der Fürst, der der Opernsängerin nachläuft, nur
ein bescheidener „Ritter von“. Ganz gewiß aber ist der letzte Akt
der Komödie ohne inneres Recht ins Ibsensche erhöht und das nimmt
der Komödie ohne inneres Recht ins Ibsensche erhöht, und das nimmt
Die Aufführung war von Arthur Eloesser inszeniert, also
einem des Ernstes wie der Grazie gleich fähigen Schriftsteller,
der allmählich gewiß erlernen wird, die Mittel des Theaters nach
seinem Geschmack zu gebrauchen. Diese Aufführung geriet noch
ein wenig h'lzern. Ihr Schönstes gab Lina Lossen, die der
Opernsängerin ihre frauenhafte Hoheit und den Schimmer von
Bitterkeit gab, der ein Merkmal dieses gütigen und reifen Men¬
schen ist. Den Amadäus gab der taktvolle, kluge Herr
Goetz. Beide leider nicht genug wienerisch, beide
offenbar „tief angelegt“ tiefer als diese Amadäusse
von Schnitzler und ihre Sängerinnen gemeint sind. Den Schrift¬
steller Albertus stellte Herr Forest als einen Peter Altenberg
aus Tarnopol dar, was ein Unrecht an Albertus, an Altenberg und
an Tarnopol ist. Die ironische Episode des jungen Fürsten, der von
dem noch nicht geschiedenen Gatten die Hand der Frau erbittet,
versagte fast ganz, weil der Regisseur den jungen Darsteller nicht zur