II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 470

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20. Zuischenspiel
„Loge"; besser scheint mir: Protzkasten — Oskar
Es bleibt hier immer die Linie zu beobachten (mit
Blumenthal saß in so einem Ding, und man dachte,
manchem Gradunterschied): Duse=Sorma=Bartet=Lossen.
daß ein herzhafter Witz von ihm wie „Wenn ick Wasser
Der Mann war kein Kapellmeister; sie aber war
fahre, will ick Aal essen“ die Stimmung noch erhöht
eine Sängerin. Oder: ein Gesang.
Allred Kerr.
hätte.
Beim Schnitzler bleibt alles ein Lustspiel mit Ansätzen
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zur Tiefe.
Weder ganz tief ... noch ganz Lustspiel.
Die Frau von vierzig Jahren.
IV.
Schauspiel von Sil=Vara.
Der Ehemann ist Kapellmeister, die Frau singt.
Erstaufführung im Komödienhaus.
Ein Spielordner müßte davon etwas hineinleuchten
lassen in die Luft. Es fehlte. Die Musik fehlte dem
Im Sonnabend produzierte sich am Schiffbauer¬
Schauspieler Kurt Götz vor allem, der eine vorzügliche
4 damm Sil Vara als Kunstschütz. Ein geradezu auf¬
Kraft sonst (in halb knurrenden, erdgewachsen¬
regendes Schauspiel. Alle irgendwie vorhandenen
trockenen Leuten) war und sein wird.
Lüfte, rechts und links, vorwärts und rückwärts, wur¬
Barnowsky hat zwei Möglichkeiten. Er bringt ent¬
den rücksichtslos, unbarmherzig durchlöchert. Auch
weder Ernstes, gibt Nüsse zu knacken, setzt sich gegen
nicht ein einziger Schuß traf in die Scheibe. Meister¬
die Hörer durch — oder: er macht erfolgreiche Spiele
haft, meisterhaft! In diesen kriegerischen Zeiten ist
nach dem Geschmack der Zahlenden, dann aber
es ordentlich eine Wohltat, einem Menschen zu be¬
vollandet.
gegnen, der so ganz und gar nicht mit seinem Schie߬
Dann mußte Götz noch auf der neunten Probe, was
gewehr umzugehen weiß. Schade nur, daß Sil=Vara
hast Du, was kannst Du, von diesem Platz fortge¬
nicht ein Engländer, Italiener, Franzos ist.
schoben werden auf den ihm frommenden.
Verleumderische Gerüchte erzählten, er habe das Buch
Entweder — oder.
der Karin Michaelis vom gefährlichen Alter und von
den erotisch=epileptischen Wahnsinnszuständen der vier¬
Forest (als Dramatiker Albertus Rhon; als Vize¬
zigjährigen Frauenseele gelesen und den Drang in sich
Schnitzler) sah wie Peter Altenberg aus; ohne leider
verspürt, es noch einmal zu schreiben. So gründlich
Altenberg zu sprechen. Sprach nur pflichtgemäß einen
und beweiskräftig, wie nur eben möglich, hat er sich
von solchem Verdacht gereinigt. Rein und makellos
sich ruhenden Schnitzler von minderer Anstrengung.
Und mit einem Wesen, mit einem Außeren, daß
steht er da in voller Unschuld. Besser wäre es freilich
ihm niemand einen Kartellträger (das muß er zwischen¬
schon gewesen, er hätt's vorher gelesen. Um sich wenig¬
durch sein) geglaubt hat. Immerhin unterhaltsam.
stens einigermaßen darüber klar zu werden, was über¬
(Warum werden Schriftsteller jedesmal so verzerrlich
haupt ein Problem ist, und wie es behandelt werden
will.
gemimt — Donner=und=Doria=Kruzitürken=sakrafuffzig¬
einhalbnochmal?!)
Eines Tages haben sich Leonie und Felix in seligem
Lina Lossen war die Ehefrau.
Liebesrausch gefunden, wollen ewig einander ange¬
Mozartisches im Blick, wenn die Sonne schien.
hören, nie wieder sich trennen, und ihr ganzes Leben
Johannes Brahms, wenn sie westlich unterging
soll in dieser Ekstase verfließen. Doch es kommt ein
um neu aufzusteigen. Himmlisch.
anderer Tag auch, da der Felix sich höchst unglücklich
fühlt und nur eine Sehnsucht ve
sie doch nur wieder los — die
öfters zutragen. Es ist eine a
Weiblein, jedem Männlein kann
Völkern der Erde, in jeglichem I
tausend, und kein Lebensalter sa
Siebzehnjährigen ebensogut wie
rigen kann eine solche Katastro
Warum sollte sie nicht auch die in
treffen?
Armes Fräulein um die Vie
man wohl. Nie durfte es erf
ist? Aber es hofft und hofft. 1
nische Alter kommt, je weiter es
brünstiger das Begehren. Doch
die Verlockung für den Mann.
Fräulein Leonie von Sil=Var
solches Los und Schicksal am alle
ten. Sie ist gerade die Ausnahm
die Auserwählteste. Die Schönhei
Begierde aller Begierden. Wo si
sich die Männerhälse nach ihr u
schlechtsgenossinnen stammeln
Wunder! Selig der Mann, de
Ein Leben könnte sie führen wiel
Auch mit sechzig und siebzig Jah
wie sie nur haben will, von dem
gefangen bis zu dem Neunzigjähr
nicht. Freiwillig, trotz aller tau
als unberührte Jungfrau durch d
Natur ist sie offenbar nonnen
veranlagt. Die zwanzig, vierzig
bei den Schönheits= und Leibesu
begnadeten Frauennatur keine R
Welt, die nach ihrer Liebe sich
verlangt, schreitet sie nur selber
keische Göttin dahin, und ihre
allein scheinen höchst unentwickelt
gefährlichen Alter kann bei ihr
ist überhaupt gefeit gegen jede