20. Zuischensniel
box 25/5
(Quellenangabe oln
bchemhhee
e- raerenche
Ausschnitt aus¬
CAPR1977
vom:
Wener Allgemeine Zeitung, i
Theater, Kunst und Literatur.
Wien, 10. April.
Das Schweizer Gastspiel des
burgtheaters.
Von einem Teilnehmer der Schweizer Gastspielreise,
einem bekannten Burgschauspieler erhielt einer unserer
Mitarbeiter nachstehonde Schilderung:
„Will man den Gesamteindruck des Gast¬
spielsin der Schwenz'in kurzen Wörten zusammen¬
fassen, so kann nian nür sagen, ldöß durch das Gestspiel das
Burgtheater und seine Kunst, soweit dies möglich, im
Ausland noch mehr sich bekannt gemacht und seinen Ruf
bekräftigt hat. Der Erfolgwar beispiellos.
Dies versicherten nicht nur das enthusiastisch gestimmte
Publikum und die Presse, sondern auch die Schweizer
Theaterkollegen. So äußerte sich der Direktor
des Zürcher Stadttheaters, daß das Spiel
des Burgtheaters das Reinhardtsche En¬
semble vielfach übertroffen hat. Die Burg¬
theaterschausvieler wurden denn auch von den Kollegen in
Zürich, Basel und Bern geradezu gehuldigt. Die Theater
waren stets so überfüllt, daß die Schauspieler der be¬
treffenden Bühnen nur im Orchester ein Plätzchen sanden.
Das Eingehen des Publikums auf die spezifische
Kunst des Burgtheaters war bewundernswert.
Im Handumdrehen hatte das Publikum die Eigenart des
Burgtheaterspiels erfaßt und war darauf mit Hingabe
eingegangen. Der Eindruck war zum Beispiel bei der
„Medea“ ein derartiger, daß nach den einzelnen Aktschlüssen
die Zuschauer in sekundelanger stiller Er¬
griffenheit saßen, bis sich dieser Bann in stür¬
mischen Beifallskundgebungen löste.
Schon die Einführung des Gastspiels war sehr ge¬
lungen. Der erste Abend wurde durch einen rethorisch voll¬
endeten Vortrag Felix Salten's im Pfauentheater ein¬
geleitet. R. Lothar hatte eine Programmschrift mit einer
Darstellung der Burgtheatergeschichte von ihren ersten An¬
sängen bis zum heutigen Tage herausgegeben. Unterdessen
hatte Meister Wilke alle Hände voll zu tun, da die mitge¬
brachten Dekorationen trotz aller Vorsicht gelitten hatten
und ausgebessert werden mußten. Wir Schauspieler hatten
jeden Vormittag eine kurze Orientierungsprobe, sonstse
aber hatten wir keine Stunde für uns. Denn wir wurden!t
mit einer Flut von Einladungen überschüttet. Die
Garderoben und Hotelzimmer der Damen glichen stetslg
Blumenhainen, so viele und herrliche Blumen
wurden ununterbrochen als Anerkennungszeichen der Be¬
geisterung über das Burgtheater vom Schweizer Puhlikum
gesandt.
Uebraus großen Anklang fanden auch Hoffmans¬
thals „Der Tor und der Tod“ sowie Schnitz¬
ler, was auch bei den begeisterten Festreden in Bern bei
dem vom Botschafter Murosini veranstalteten Souper zum
Ausdruck kam. Dieser Festabend war auch dadurch merk¬
würdig, daß an ihm ein Neffe von Bethmann Hollweg, einb¬
Neffe von Hindenburg und eine Neffe von Bismarck daran!
teilnahmen. Neben unserem Festsaal war im anschließendensg
Zimmer eine englische Gesellschaft und viele
Franzosen, auf der Straße staute sich eine großeln
Menschenmenge, in der es wie im Turm zu Babel in allen N
Sprachen durcheinanderquirkte, es kam aber nicht zurss
leifesten Reibung, sondern wir wurden in Gegenteill#
einmütiger
Gegenstand
zujubelnderi¬
Kundgebungen.
Physisch stellte freilich das Gastspiel schmere Auforde=st
rungen an die Teilnehmer. Man kam die acht Tage hindurch!s
zu nicht mehr als drei bis vier Stunden Schlaf
Läglich, so daß zum Beispiel Frau Bleibtreu, welche!!
die Medea in Zürich, Basel und Bern spielte, zum Schlußk
nur mehr mit der größten Anstrengung
box 25/5
(Quellenangabe oln
bchemhhee
e- raerenche
Ausschnitt aus¬
CAPR1977
vom:
Wener Allgemeine Zeitung, i
Theater, Kunst und Literatur.
Wien, 10. April.
Das Schweizer Gastspiel des
burgtheaters.
Von einem Teilnehmer der Schweizer Gastspielreise,
einem bekannten Burgschauspieler erhielt einer unserer
Mitarbeiter nachstehonde Schilderung:
„Will man den Gesamteindruck des Gast¬
spielsin der Schwenz'in kurzen Wörten zusammen¬
fassen, so kann nian nür sagen, ldöß durch das Gestspiel das
Burgtheater und seine Kunst, soweit dies möglich, im
Ausland noch mehr sich bekannt gemacht und seinen Ruf
bekräftigt hat. Der Erfolgwar beispiellos.
Dies versicherten nicht nur das enthusiastisch gestimmte
Publikum und die Presse, sondern auch die Schweizer
Theaterkollegen. So äußerte sich der Direktor
des Zürcher Stadttheaters, daß das Spiel
des Burgtheaters das Reinhardtsche En¬
semble vielfach übertroffen hat. Die Burg¬
theaterschausvieler wurden denn auch von den Kollegen in
Zürich, Basel und Bern geradezu gehuldigt. Die Theater
waren stets so überfüllt, daß die Schauspieler der be¬
treffenden Bühnen nur im Orchester ein Plätzchen sanden.
Das Eingehen des Publikums auf die spezifische
Kunst des Burgtheaters war bewundernswert.
Im Handumdrehen hatte das Publikum die Eigenart des
Burgtheaterspiels erfaßt und war darauf mit Hingabe
eingegangen. Der Eindruck war zum Beispiel bei der
„Medea“ ein derartiger, daß nach den einzelnen Aktschlüssen
die Zuschauer in sekundelanger stiller Er¬
griffenheit saßen, bis sich dieser Bann in stür¬
mischen Beifallskundgebungen löste.
Schon die Einführung des Gastspiels war sehr ge¬
lungen. Der erste Abend wurde durch einen rethorisch voll¬
endeten Vortrag Felix Salten's im Pfauentheater ein¬
geleitet. R. Lothar hatte eine Programmschrift mit einer
Darstellung der Burgtheatergeschichte von ihren ersten An¬
sängen bis zum heutigen Tage herausgegeben. Unterdessen
hatte Meister Wilke alle Hände voll zu tun, da die mitge¬
brachten Dekorationen trotz aller Vorsicht gelitten hatten
und ausgebessert werden mußten. Wir Schauspieler hatten
jeden Vormittag eine kurze Orientierungsprobe, sonstse
aber hatten wir keine Stunde für uns. Denn wir wurden!t
mit einer Flut von Einladungen überschüttet. Die
Garderoben und Hotelzimmer der Damen glichen stetslg
Blumenhainen, so viele und herrliche Blumen
wurden ununterbrochen als Anerkennungszeichen der Be¬
geisterung über das Burgtheater vom Schweizer Puhlikum
gesandt.
Uebraus großen Anklang fanden auch Hoffmans¬
thals „Der Tor und der Tod“ sowie Schnitz¬
ler, was auch bei den begeisterten Festreden in Bern bei
dem vom Botschafter Murosini veranstalteten Souper zum
Ausdruck kam. Dieser Festabend war auch dadurch merk¬
würdig, daß an ihm ein Neffe von Bethmann Hollweg, einb¬
Neffe von Hindenburg und eine Neffe von Bismarck daran!
teilnahmen. Neben unserem Festsaal war im anschließendensg
Zimmer eine englische Gesellschaft und viele
Franzosen, auf der Straße staute sich eine großeln
Menschenmenge, in der es wie im Turm zu Babel in allen N
Sprachen durcheinanderquirkte, es kam aber nicht zurss
leifesten Reibung, sondern wir wurden in Gegenteill#
einmütiger
Gegenstand
zujubelnderi¬
Kundgebungen.
Physisch stellte freilich das Gastspiel schmere Auforde=st
rungen an die Teilnehmer. Man kam die acht Tage hindurch!s
zu nicht mehr als drei bis vier Stunden Schlaf
Läglich, so daß zum Beispiel Frau Bleibtreu, welche!!
die Medea in Zürich, Basel und Bern spielte, zum Schlußk
nur mehr mit der größten Anstrengung