20. Zuischensniel
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# Ihe Peer Prnn kn16. 11 enhpnch
Der Erfolg war beispiellos.
bekräftigt hat.
Dies versicherten nicht nur das enthusiastisch gestimmte
Publikum und die Presse, sondern auch die Schweizer
Theaterkollegen. So äußerte sich der Direktor
des Zürcher Stadttheaters, daß das Spiel
des Burgtheaters das Reinhardtsche En¬
semble vielfach übertroffen hat. Die Burg¬
theaterschausvieler wurden denn auch von den Kollegen in
Zürich, Basel und Bern geradezu gehuldigt. Die Theater
waren stets so überfüllt, daß die Schauspieler der be¬
treffenden Bühnen nur im Orchester ein Plätzchen sanden.]
Das Eingehen des Publikums auf die spezifische
Kunst des Burgtheaters war bewundernswert.
Im Handumdrehen hatte das Publikum die Eigenart des
Burgtheaterspiels erfaßt und war darauf mit Hingabe
eingegangen. Der Eindruck war zum Beispiel bei der
„Medea“ ein derartiger, daß nach den einzelnen Aktschlüssen
die Zuschauer in sekundelanger stiller Er¬
griffenheit saßen, bis sich dieser Bann in stür¬
mischen Beifallskundgebungen löste.
Schon die Einführung des Gastspiels war sehr ge¬
lungen. Der erste Abend wurde durch einen rethorisch voll¬
endeten Vortrag Felix Salten's im Pfauentheater ein=
geleitet. R. Lothar hatte eine Programmschrift mit einer!
1
Darstellung der Burgtheatergeschichte von ihren ersten An¬
fängen bis zum heutigen Tage herausgegeben. Unterdessen!!
hatte Meister Wilke alle Hände voll zu tun, da die mitge=
brachten Dekorationen trotz aller Vorsicht gelitten hatten
und ausgebessert werden mußten. Wir Schauspieler hatten
jeden Vormittag eine kurze Orientierungsprobe, sonstsé
t
aber hatten wir keine Stunde für uns. Denn wir wurden
mit einer Flut von Einladungen überschüttet. Diesd
Garderoben und Hotelzimmer der Damen glichen stetssg
Blumenhainen, so viele und herrliche Blumen
wurden ununterbrochen als Anerkennungszeichen der Be¬s
geisterung über das Burgtheater vom Schweizer Publikum! ?
gesandt.
Uebraus großen Anklang fanden auch Hoffmans=ssi
thals „Der Tor und der Tod“ sowie Schnitz=?
ler, was auch bei den begeisterten Festreden in Bern bei?
dem vom Botschafter Murosini veranstalteten Souper zumt#
Ausdruck kam. Dieser Festabend war auch dadurch merk¬S
würdig, daß an ihm ein Neffe von Bethmann Hollweg, ein b.
Neffe von Hindenburg und eine Neffe von Bismarck daran I
teilnahmen. Neben unserem Festsaal war im anschließendensg
Zimmer eine englische Gesellschaft und vieless
Franzosen, auf der Straße staute sich eine große'n
3
enschenmenge, in der es wie im Turm zu Babel in allen
achen durcheinanderquirlte, es kam aber nicht zur
à
festen Reibung, sondern wir wurden im Gegenteil
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einmütiger zujubelnder
Gegenstand
Kundgebungen.
Physisch stellte freilich das Gastspiel schwere Anforde¬
8
rungen an die Teilnehmer. Man kam die acht Tage hindurch
zu nicht mehr als drei bis vier Stunden Schlafl
täglich, so daß zum Beispiel Frau Bleibtreu, welcheln
die Medea in Zürich, Basel und Bern spielte, zum Schlußk
nur mehr mit der größten Anstrengungss
ihre Relle durchführen konnte.
Einen besonderen Glanzpunkt bildete in Zürich
Festabend, der von den Aktionären des
1
radttheaters veranstaltet wurde und an dem derse
räsident des Aktionärvereines eine großangelegte Wüydi¬
8
worauf Herr
ungsrede über das Burgtheater hielt,
Heine als Regisseuer in heiterer, lanniger Formjant¬
wortete.
Wir haben aber auch sonst den Eindruck gewonnen,
daß die Oesterreicher große Sympathien in
der Schweiz genießen, wie wir andererseits alss
Künstler freudig feststellen können, daß das Schweizer
Publikum außerordentlich kunstsinnig ist.
Nomttergott waren wir nicht sonderlich begün¬
stigt, nur in Bern hatten wir einen schönen Tag. Das tat
faber unserer Laune keinen Abbruch. Wir waren alle von
einer solchen freudigen Stimmung erfaßt, daß trotz der be¬
ureiflichen körperlichen Abspannung die Heimreise aufs¬
fröhlichste verlaufen ist. Das Wiener Burgtheater und somit
die österreichische Kunst hatte mitten im Krieg einen un¬
fblutigen großen Kultursieg im neutralen
Ausland errungen!"
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Der Erfolg war beispiellos.
bekräftigt hat.
Dies versicherten nicht nur das enthusiastisch gestimmte
Publikum und die Presse, sondern auch die Schweizer
Theaterkollegen. So äußerte sich der Direktor
des Zürcher Stadttheaters, daß das Spiel
des Burgtheaters das Reinhardtsche En¬
semble vielfach übertroffen hat. Die Burg¬
theaterschausvieler wurden denn auch von den Kollegen in
Zürich, Basel und Bern geradezu gehuldigt. Die Theater
waren stets so überfüllt, daß die Schauspieler der be¬
treffenden Bühnen nur im Orchester ein Plätzchen sanden.]
Das Eingehen des Publikums auf die spezifische
Kunst des Burgtheaters war bewundernswert.
Im Handumdrehen hatte das Publikum die Eigenart des
Burgtheaterspiels erfaßt und war darauf mit Hingabe
eingegangen. Der Eindruck war zum Beispiel bei der
„Medea“ ein derartiger, daß nach den einzelnen Aktschlüssen
die Zuschauer in sekundelanger stiller Er¬
griffenheit saßen, bis sich dieser Bann in stür¬
mischen Beifallskundgebungen löste.
Schon die Einführung des Gastspiels war sehr ge¬
lungen. Der erste Abend wurde durch einen rethorisch voll¬
endeten Vortrag Felix Salten's im Pfauentheater ein=
geleitet. R. Lothar hatte eine Programmschrift mit einer!
1
Darstellung der Burgtheatergeschichte von ihren ersten An¬
fängen bis zum heutigen Tage herausgegeben. Unterdessen!!
hatte Meister Wilke alle Hände voll zu tun, da die mitge=
brachten Dekorationen trotz aller Vorsicht gelitten hatten
und ausgebessert werden mußten. Wir Schauspieler hatten
jeden Vormittag eine kurze Orientierungsprobe, sonstsé
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aber hatten wir keine Stunde für uns. Denn wir wurden
mit einer Flut von Einladungen überschüttet. Diesd
Garderoben und Hotelzimmer der Damen glichen stetssg
Blumenhainen, so viele und herrliche Blumen
wurden ununterbrochen als Anerkennungszeichen der Be¬s
geisterung über das Burgtheater vom Schweizer Publikum! ?
gesandt.
Uebraus großen Anklang fanden auch Hoffmans=ssi
thals „Der Tor und der Tod“ sowie Schnitz=?
ler, was auch bei den begeisterten Festreden in Bern bei?
dem vom Botschafter Murosini veranstalteten Souper zumt#
Ausdruck kam. Dieser Festabend war auch dadurch merk¬S
würdig, daß an ihm ein Neffe von Bethmann Hollweg, ein b.
Neffe von Hindenburg und eine Neffe von Bismarck daran I
teilnahmen. Neben unserem Festsaal war im anschließendensg
Zimmer eine englische Gesellschaft und vieless
Franzosen, auf der Straße staute sich eine große'n
3
enschenmenge, in der es wie im Turm zu Babel in allen
achen durcheinanderquirlte, es kam aber nicht zur
à
festen Reibung, sondern wir wurden im Gegenteil
2
einmütiger zujubelnder
Gegenstand
Kundgebungen.
Physisch stellte freilich das Gastspiel schwere Anforde¬
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rungen an die Teilnehmer. Man kam die acht Tage hindurch
zu nicht mehr als drei bis vier Stunden Schlafl
täglich, so daß zum Beispiel Frau Bleibtreu, welcheln
die Medea in Zürich, Basel und Bern spielte, zum Schlußk
nur mehr mit der größten Anstrengungss
ihre Relle durchführen konnte.
Einen besonderen Glanzpunkt bildete in Zürich
Festabend, der von den Aktionären des
1
radttheaters veranstaltet wurde und an dem derse
räsident des Aktionärvereines eine großangelegte Wüydi¬
8
worauf Herr
ungsrede über das Burgtheater hielt,
Heine als Regisseuer in heiterer, lanniger Formjant¬
wortete.
Wir haben aber auch sonst den Eindruck gewonnen,
daß die Oesterreicher große Sympathien in
der Schweiz genießen, wie wir andererseits alss
Künstler freudig feststellen können, daß das Schweizer
Publikum außerordentlich kunstsinnig ist.
Nomttergott waren wir nicht sonderlich begün¬
stigt, nur in Bern hatten wir einen schönen Tag. Das tat
faber unserer Laune keinen Abbruch. Wir waren alle von
einer solchen freudigen Stimmung erfaßt, daß trotz der be¬
ureiflichen körperlichen Abspannung die Heimreise aufs¬
fröhlichste verlaufen ist. Das Wiener Burgtheater und somit
die österreichische Kunst hatte mitten im Krieg einen un¬
fblutigen großen Kultursieg im neutralen
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