II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 491

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20. Zuischensbiel
Und in dieser „Esther"=Aufführung feierte auch die
khaltung, vielleicht
Inszenierungskunst Herrn Alexander Wilkes ihren ganz
den männlichen zum
besonderen Triumph. Hätte die Zürcher Bühne noch über
en gezeigt. So kann
bessere Beleuchtungseinrichtungen verfügt, um der farbigen
iefer, eindringlicher,
Nuancierung der in lauter Vorhängen bis in die Tiefe der
als dies bei Herrn
Bühne hinein geheimnisvoll=üppig sich aufbauenden Deko¬
n manches schuldig
ration des zweiten Aktes in alle Feinheiten gerecht zu werden,
. Dann aber lernt
so würde die unvergleichlich sinnvolle Pracht dieses Bühnen¬
als Haman und
schenspiel“ treffliche
bildes noch um einen Grad entzückender zur Geltung ge¬
und auch Herr
kommen sein. Und wie geistvoll modern klang in ihrer
Medea“ über eine
farbigen Intensität und ihrer kubisch=linearen Schlagkraft
des Gestus aus.
die Dekoration, in der sich die Szene zwischen Esther und
r Jahren als noch
Mardochai abspielt. Ein Meisterstück sicher berechneter
schauspiel angehört.
Milienkunst stellt die enge, niedrige Bauernstube dar, in der
die drei Personen des Schönherrschen Dramas zu furchtbar¬
ung heischte, das
dumpfem Kampf vom Dramatiker gegeneinander geführt
ind Rundung des
werden. In klarster Silhouette zeichnen sie sich von den
Regisseure (Treßler,
hellen Wänden des Raums ab. Mit ihrer schweren Körper¬
den hohen Dramen
lichkeit — man denke nur an die Hünengestalt Herrn
gsvollen Dichtung
Marrs — füllen sie die Stube, scheinen sie sprengen zu
en Konversations¬
wollen wie einen Kerker, der sie umschließt, unentrinnbar.
vie in dem knapp
Von dem Biedermeierzimmer in Hofmannsthals stimmungs¬
Wo sich dieses
schwerem Jugendwerk, wie von den modernen Interieurs
en rekrutierte, wie
bei Schnitzler und Salten geht vornehme, geschmackvolle Be¬
ollkommenheit des
haglichkeit zwingend aus. In der „Medea aber bot der
als sie ganz selbst¬
imposante Hof mit den acht gewaltig hohen ernsten dorischen
Selbstverständliche
Säulen und dem blaugrundigen, dunkelfigurigen Fries¬
nur das Höchste,
band den Wänden entlang eine wahre Augenweide. Die
feine, bei aller Rücksicht auf das Historische durchaus frei
em sich die rein
gestaltende Phantasie in den Kostümen trat in der „Medea“
mit der Bühnen¬
und der „Esther“ aufs glänzendste zutage. Und überall ist
ne Besinnen das
auf das schöne, unter Umständen auch sinnvoll kontrastie¬
beglückendes
rende Zusammenklingen des Farbigen aufs weiseste Bedacht
dieser Schöpfung
genommen. So fühlt man sich durchgehends einer echt
ein vollkommenes
künstlerisch überlegenden und gestaltenden Inszenierungs¬
istorso im Neapler
kunst gegenüber, die aber nirgends Selbstzweck sein will,
Abend mehr.
sondern sich stets als die Dienerin und Helferin des Dichters
fühlt und benimmt.
Die Aufführung von Artur Schnitzlers „Zwischen¬
spiel“ bedeutete für Zürich eine Novität. So vortrefflich die
Wiedergabe dieser Ehekomödie mie schmerzlich=resigniertem
Ausgang gelang, so sehr sie einen lebendigen Begriff ver¬
m#telte, wie fein und sicher man im Burgtheater die
Afnosphäre eines solchen mödernen Gesellschaftsstückes ein¬
zifangen und fühlbar zu machen versteht: eine starke
Werbung für das Werk als solches sprang nicht heraus. Es
hefremdete mehr, als es interessierte; es überraschte mehr,
fils es überzeugte. Mit der Darstellung eines Dramas wie
Der einsame Weg“ zum Beispiel hätten die Wiener ihrem
ausgezeichneten Dichter, dessen dramatische Schöpfungen —
von den „Anatol“=Szenen an — sich in Zürich stets einer
dankbaren Pflege erfreuten, einen größeren Dienst erwiesen.
Dies nur als kritisches Zwischenspiel.
Alles in allem: ein reicher, schöner Genuß von
bleibendem Wert, den das Züricher Gastspiel des Burg¬
theaters beschert hat. Die Theaterfreunde bezeugten ihr
warmes Interesse durch ausdauernden, fleißigsten Besuch,
so daß jeweilen kaum ein paar Plätze leer blieben. Und
immer klang der herzlichste Beifall den Gästen aus der
österreichischen Kaiserstadt entgegen. Auch mit der Gast¬
freundschaft, die außerhalb des Theaters ihnen entgegen¬
gebracht wurde, dürften sie nicht unzufrieden gewesen sein.
Ein wertvolles Band gegenseitigen Sichkennenlernens ist
geknüpft worden. Eine schöne Frucht, auf die die Züricher
stolz sind, ist bereits gereift: die „Concordia“ hat eine
Einladung zu einem Gastspiel auf einer Wiener Bühne an
das Züricher Stadttheater gelangen lassen. Ende April soll
es stattfinden. Für solche geistigen Wechselwirkungen hat
man nie mehr als in diesen trüben Zeiten von Herzen!
dankbar zu sein allen Anlaß.
M H. Trog.
Zürich.