II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 512

20. Zuischensniel
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K
diesem Unsinn liegt, schärfer zutage treten. Oder
aber: Schnitzler hat sich gescheut, allzu deutlich zu
werden und das Schauspielhaus hat sich gehütet,
allzu lustig zu werden. Daran hat aber wiederum
nur Schnitzler Schuld obwohl er das Stück eine
die nennt. Er ist für einen Dichter viel zu:
gescheit und viel zu sehr Weltmann. Er versteht!
alles, und daher kommt es nirgends zu Bränden,
kaum zu Feuer und Funken, sondern nur zu einer
wohl temperierten Wärme und zu einem behag¬
lichen Leuchten. Es bleibt nirgends an der Ober¬
fläche, aber es geht auch nirgends ganz in die Tiefe.
Es pendelt zwischen Lustspiel und Trauerspiel, ohne
besonders lustig oder besonders traurig zu werden,
schürft an ein paar Fragen herum, die eigentlich
keine sind und ist immer bemüht, einem p. t. Publi¬
kum wohl zu gefallen. Eine Komödie der Worte,
aber doch vielleicht eine Nora=Travestie, der unver¬#
standene Mann in weltmännisch=wienerischem Stil)
Dann mußte aber ein ganz anderes Tempo hinein
wo nich
im Schauspielhaus,
als gestern
außer
es als Schauspiel gab, wobei es
Frau Sonntags Kostümen allerdings wenig
zu schauen gab, weil nicht mehr geschieht
un¬
als in dem nordischen Gegenstück der
verstandene Frau. Frau Sonntag=Blume
deren wundervolles Organ wie ein Silberglöcklein“
in den Worten läutete war ein so liebes, so ent¬!
zückendes Frauchen, daß man ihren Mann für ein
Luder halten müßte, oder für einen ., na ja,
für unklug. Aber wenn man schon nicht der Mann !
ist, hat man leicht reden. Das war Beder=Bern=I
hards aber das Reden fiel ihm doch nicht schwer.
Schon eher das Gestalten. Und das war nicht seine
Schuld. Da die Regie im Zweifel zwischen Schau¬
spiel und Lustspiel nicht schlüssig geworden war,
mußte er mitschwanken. Er hätter leichter, leicht¬
lebiger, österreichischer sein dürfen. (Guckelhupf
und so würde Alfred Kerr sagen.) Als Freund
Rhon hätte Glasemann noch etwas spöttischer
sein dürfen, boshaft überlegener, mehr Trennungs¬
zeichen als Bindestrich. Er war ein lieber, braver
Junge aber wirklich lieb. Käte Nevill übte ihre
Verführungskünste; recht mollig, recht ein Sphiur¬
Gehrock, zugeknöpft bis oben, Hand in der Hosen¬
tasche. Fürst? Ach ne! Und von Wien nicht eine
Spur. Höchstens Lehramtsassessor in einer mittel¬
deutschen Kleinstadt. Dem Theateradreßbuch zu¬
folge heißt er jetzt übrigens Charles, woraus man
— Der Bei¬
ersieht, daß er doch ein Schauspieler ist.
K. N.
fall übrigens war sehr stark.
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