II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 516

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20. Zwischensniel
5- 2. 1918
1681ATN

(Schäufspielhaus.) Artur Schnitzlers „Zwi¬
schenspiel“. Sicherlich
Herade dieses Schnitzler=Dramas, das die sener¬
kroten Gluten seiner sonstigen Erotik, wohltuend
mildert und auf den häuslichen Herd beschränkt,
nichts einzuwenden. Aber die Neueinstudierung
wuchs nicht aus sonderlich fruchtbarem Boden auf.
Herrn Ottos Kapellmeister freilich war eine mit
prachtvoller Kleinarbeit bis in die nervösen
Fingerspitzen überzeugend gestaltete echte Schnitzler¬
Figur. Aber schon die Sängerin der Frau Ge¬
rald stand abwegig, war viel zu kräftig angefaßt.
viel zu gesund. Das unsagbar zwischen den Zeilen
Schwingende, über den Worten Tönende blieb aus.
Im dramattichen Ausdruck, namentlich im großen
Auftritte am Schlusse des zweiten Aufzuges.
leistete die Schauspielerin allerdings Anerken¬
nenswertes. Noch weiter vom Wiener Dichter stand
Herr Wagner. Was Wagner auf die Bühne
stellte, war schon eher Ludwig Thoma als
Schnitzler. So fehlte dieser Aufführung der ein
heitliche Stil. Diese Wirkung machte sich auch im
Publikum bemerkbar. Die Schnitzler=Verehrer ge¬
rieten ins Feuer. Ein anderer Teil der Zuhörer
blieb kühl. Von diesem Zwiespalt des Eindruckes
wurde auch Herr Olden betroffen, dessen nett¬
geformter Wiener Aristokrat zwar auf offener
Bühne starken Beifall fand, der aber von anderer
Seite ebenso lebhaft bestritten wurde. Dr. P. H.
Wien, I., Conesraigpfatz
Sriet Srenue Aere
GFEA1OG.
B
Theater und Musik.
Graz, 4. Fehruar.
(„Zwischenspiel“. Komödie in drei Akten von
Schnitzler.) Die Handlung dieses Theaterstückes, das nicht
zu den esten des Tichters gehört, ist in das Gemüls eben eines
Ehepaares verlegt. Zuerst wirbt sie vergebens um ihn, zum
Schlusse ebenso vergebens er um sie, mittendurch finden sie
sich einmal in einer schwachen Stunde, indem sie gewisser¬
maßen, so drollig das klingen mag, Ehebruch miteinander be¬
gehen, an dem ihr Verhältnis dann scheitert. Man sieht, die
Sache ist etwas kompliziert, und sie erfährt eine unbahrschein¬
liche Wendung, weil sich die beiden Leute heiß lieben und weil
ihre glückliche Verbindung, für die überdies die Existenz eines
gemeinsamen Kindes spricht, nur deshalb nicht zustande kommen
darf, weil Schnitzler behauptet, daß gute Abschtüsse nur auf
der Bühne, nicht auch in der Wirklichkeit vorkommen, d. h.
also, weil er durchaus apart sein und einen geistreichen Eindruck
hinterlassen will. Er übersah, daß gerade dadurch seine an¬
gebliche Wirklichkeit, an die er sich hakten wollte, zur Komödie
wurde. Immerhin hätte der Abend bei besserer Darstellung
amüsant werden können. Frau Gerald plaudert zwar sehr
artig, was bei Schnitzler, besonders, wenn seine Eheleute
kein Geheimnis voreinander haben, immer wichtig ist, aus an¬
deren Gründen aber paßt Frau Gerald nicht für die Rolle
der Cäcilie. Ich vorehre sie zu sehr und bin ein zu galanter
Mann, als daß ich diese Gründe erörtern möchte. Wenn sie
mit einem Reengagement rechnet, wird sie gut tun, auf das
Fach der jugendlichen Salondamen zu verzichten. Ahnliches
gilt — mutatis mutandis gesprochen — von Frau Weiser¬
Lauter, deren Gräfin Friederike den unsichtbaren Teil des
Zwischenspiels unverständlich erscheinen ließ Leider war auch
der Liebhaber der beiden Damen im Schauspiele, der Kapell¬
meister des Herrn F. Otto, hilflos bis zur Unzulänglichkeit:
eine unverkennbare Fehlbesetzung. Nicht einmal Frau Imles
(Marie Rhon), die sich sonst bald einmal zu helfen weiß wußte
aus dem ihr zugewiesenen Dummchen ewdas herauszuholen.
Die Herren Olden (Sigismund) und Wagner (Albertus)
hatten zu nebensächliche Aufgaben, als daß sie imstande gewesen
U IRA-AIN N aun un E A R Rat
nären, den verfahrenen Karren ins rechte Geleise zu schieben.“
Alles in allem: man hat sich gelangweilt.
(Opernhaus.) Vorgestern wurde die neue Operette der
Thne Willner österreicher = Kalman. „Die Faschings¬