II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 517

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20. Zuischensniel
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Der Humorist
Grazer Brief. 7. Februar 1918.
Da wir nun schon den vierten Kriegsfasching erleben, ohne
Tänzchen und Kränzchen, ohne Masken=, Haus=, Hof=, Armen=,
Industriellen=, Kriegsgewinner=, Hamster=, Flau= und Miesmacher¬
Ball, so ist es begreiflich, daß uns tiefes, berechtigtes Mitleid mit
der Faschingsfee erfaßt, die, zu unfreiwilliger Muße und Arbeits¬
losigkeit verdammt, nun das ganze Jahr hindurch Aschermittwoch
und Fastenzeit feiern muß. Daß ihr dieser Zustand nicht gut be¬
kommt, ist eine bedauerliche Tatsache. Es war daher recht schön
und löblich, daß sich die Herren Willner, Oesterreicher und Kalman
zusammentaten, um für die Aermste etwas zu leisten. Ihrem edlen
Streben ist es aber leider nicht gelungen, sie aus ihren unsäglich
dürftigen Verhältnissen herauszubringen. Die beiden Herren, die
schon so viel Textbücher abgefaßt haben, scheuten keine Anstrengung,
aus dem reichen Vorrat eigener und fremder Restbestände alles
zusammen zu suchen, um der heruntergekommenen Fee ein an¬
ständiges Gewand zurecht zu schneidern. Den Schmuck, den Kälman
beistellte, entnahm er dem Nachlaß der Csärdäsfürstin und anberer
Größen seiner Operettenschöpfungen. Trotz alledem hießen unsere
Operettenstammgäste auch diesen neuesten „Stern“ herzlich will¬
kommen. Die Vorbeitungen zur Erstaufführung waren tadellos
Herr Arnold erfüllte auch zum erstenmal das verantwortungsvolle
Amt eines Spielleiters mit Sorgfalt, Umsicht und Schneid. Auch
als Hubert stellte er seinen Mann. Eine Glanzrolle hatte Fräulein
Münchow; sie ersang sich stürmischen Beifall; desgleichen ihr
ebenbürtiger Partner, Herr Agel. Sonst sorgten noch für eine
glatte, gerundete Durchführung des Ganzen die Herren Alpassy,
Koß, Werk und Kaliger, wi Frl. Normann. Für die tadellose
Durchführung des rein musikallschen Teiles gebührt Herrn Kapell¬
meister Voglar volle Anerkennung.
Vor einigen Jahren gelangte hier bereits mit einigen Gästen
Schnitzlers Zwischenspiel“ zur Aufführung. Das ihm in vieler
Hinsicht stark vorbeigelungene Stück hinterließ schon damals einen
matten Eindruck. Da es nicht zur Gattung der Holzbirnen gehört,
ist es durch das längere Abliegen durchaus nicht besser geworden.
Wenn während der Vorstellung etwas über dem Hause lag, das
sich immer deutlicher fühlbarer machte und von unhöflichen Leuten
als Langeweile gedeutet werden könnte, so trifft die Schuld daran
durchaus nicht die Darstellung, die redlich bemüht war, den in
seinen Gedankengängen so eigensinnig geistreichen Ehebruchs¬
dramatiker treulich auf seinen krausen Wegen zu folgen. Die
Damen Gerald, Weiser und Imle mühten sich aufs Beste, ihren
durchaus nicht dankbaren Aufgaben gerecht zu werden. Die Herxen
Otto, Olden und Wagner verdienen gleichfalls hohes Lob.