II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 519

34
pf= u
infad
Rolle
0
einen
chor
——
box 25/6
20. Zuischensniel
Zeitung
t. M.
1 Philinen=Episode — Cäcilie sagt das nicht genau, aber es klingt i später im Norden gewinnt. Wenn sie herzlich sein durfte,
atmete man auf, wenn das Weib aufbegehrte, wurde man er¬
doch das Thema von der doppelten Moral leise hinein —
wärmt, um die haarscharfe Kopf= und Seelendialektik mühte sie
zum Teil wegen der einst geschlossenen Freundschaft, die
hauspielhaus.
sich. Der Kapellmeister des Herrn Lengbach, in der Komödie
eine Unaufrichtigkeit war zum Teil, weil die Frau weiß,
der einfacherr Mensch, hatte einfacheres Spiel. Das Gutherzige,
von Arthur Schnitzler.
daß Amadeus in ihr heute eine andere begehrt als vor
Leichtlebigere des Mannes traf er ohne Zwang, er untermalte nur,
sieben Jahren zum Teil wegen Cäciliens neugewonnener Er¬
soweit es seine unbefangenre Rolle verlangte, und war im übri¬
17. August.
fahrung an sich selbst. Sie hat im Vorschauer neuer Leidenschaft
gen ein guter Kerl, der geneigt ist, die Dinge nicht zu tragisch zu
ung des Unheilbaren ist (daher
gestanden, sie fühlt sich angesengt, sie witterte den Geruch des
nehmen und nun bestürzt einsieht, daß er eine achtzehnkarätige Frau
Dramen zu sehen), so die
Abenteuers, sie sah in neue Verheißungen. Und deshalb macht
hatte. Gut war der geschwätzige, Lösungen findende Albertus des
zwar Verschobenen und Ver¬
sie Schluß, nimmt Abschied in Schönheit, um dem nächsten Ab¬
Herrn Bauer; ein neuer Künstler, Herr George wußte als
Aneinandergeratenen, aber doch
schied und dem übernächsten und dem allerletzten zu entgehen.
Fürst Sigismund in einer kleinen, doch nicht leichten Aufgabe,
Komödie „Zwischenspiel“
Darüber kann kein Mann hinweg. So läuft Amadeus denn,
die ihn eine Viertelstunde auf einem Fleck hält, durch wohlgeord¬
fihres Verstandes guten Willens
nachdem er eingesehen hat daß diese Ehe menschlich=ordinär nicht
nete Rede und leise aufbrechende Herzlichkeit stark zu interessieren.
ologisieren sich da zu Tode —
wieder aufzubauen ist, davon. Der Hörer aber sagt: diese
Man darf neugierig sein, wie sich der Herr mit dem durchgebil¬
Oesterreicherin hat sich längere Zeit in Skandinavien aufgehalten.
deten Kopf bei anderen Gelegenheiten benehmen wird.
Sie hätte nicht einmal nötig gehabt fünf gerade sein zu lassen,
Der Beifall klang nach achtungsvoller Aufnahme“. Man
in den Beziehungen von Mann
— dessen alle Menschen
sie brauchte nur den Willen zum Glück,
kommt vom Krieg nicht los und hat andere Sorgen als die seelen¬
daß es dem Seelenbarometer
sie lehnt ab aus Angst vor der Zukunft,
alle Tage bedürfen
eständig“ vorzudringen, schwebt
schürfende Frau Cäcilie da oben. Wir sind so sehr an das Ge¬
sie wünscht ein reine Etinnerung. Zum Teufel auch!
ts darin, man gibt sich nur
brüll gewöhnt so von den Aufregungen dieser Zeit zerfetzt, daß
uns das an den Haaren herbeigezogene Schicksälchen der Dame
schließt seelische Verträge,
Wenn Menschen auseinandergehen, so gebrauchen sie dazu
Emt schließlich zu der Einsicht,
samt ihrem Ober= und Unterbewußtsein fast lächerlich vorkommt.
meistens einige Jahre. Hier geschieht es in drei Bühnenstunden,
eil eine neue Blutwelle alles
Das „Zwischenspiel“ stammt schon aus einer anderen Welt.
in ein paar Monaten, das Sichvoneinanderentsernen des Paares
—ck.
nnt auch, daß keine Abmachung
ist verdichtet. Um damit fertig zu werden sprechen sie Aphorismen,
Offenheiten gibt es nicht oder
hämmern sie lange Erwägungen in einen Satz — jeder eine
nd auch sie verhängnisvoll (ob¬
seelische Wandlung. Sehr feine Vemerkungen gibt es da, für
e Aufrichti eit mit Brutalität
sehr verfeinerte Ohren, Blicke fallen auf den Urgrund, aus dem
Ebe neu anblasen können). Bei
die Wünsche phosphoreszierend aufsteigen, die Luft zittert von
k einmal gesagt: „Wir spielen
schmerzhaften Enthüllungen. Sehr geistreich und sehr — künst¬
Es ist also so: Wenn wir uns
lich. Man weiß genau, daß der Stückschreiber Albertus, den
dank der Handhabe, die wir
Schnitzler durch die Komödie schleift, damit er den Faden halte
besonderen Merkmale“ unseres
und den erfrischenden Lebensklugen spiele, ein platter Kerl ist
nicht, so treiben wir im Un¬
mit seinen Witzen und seinem praktischen Getue, und doch freut
man sich seiner beinah, weil ihm der Schnabel nicht literarisch ge¬
wachsen ist. Er und seine beinahe überflüssige Frau tragen das
gs stützt die Sängerin Cäcilie
Wienerische und den gelegentlichen Lustspielton in die Komödie,
nt. Sie hat reichlich Ursache
aus der Schnitzler ein gut Teil seiner Grazie, seiner Süße, seiner
par ihr an Philine entglitten,
zarten Melancholien herausnorwegisiert hat, weil es ihn einmal
Fürsten Sigismund zu verlieren.
nach einer „hohen Aufgabe“ gelüstete. Und er zeigte, wie zwei
spielen immer. Sie war auf
von Haus aus für einander geschaffene Menschen an der — derb
nmal sein können. Immerhin:
Ueberspanntheit einer Frau, an ihrer Sucht nach dem
einmal ein Ganzes waren,
gesagt —
„schönen Abschluß“ an ihrer Angst vor dem Zukünftigen un¬
sie „Freundschaft“. In voller
abänderlich scheitern. Teure Cäcilie — wir können nicht mit!
und auf Grund gegenseitigen
undschaft natürlich nicht aus.
Die Aufführung, von Herrn Lengbach geleitet, mit bangen
en Möglichkeit, verliebt er sich
Pausen, dumpfen Stimmungen durchsetzt, mit beziehungsvollem
ganz normal eifersüchtig. War
Klavierspiel versehen, (kein Wunder, wenn die Helden Amadeus
so hätte sie einfach beidrehen
und Cäcilie heißen) mit langsam fließenden Blicken und an¬
chaft wäre aus dem Hirn der
deutenden Bewegungen gesättigt, wollte herausholen" Frl.
die zweite Ehe begonnen. Es
Aschenbach (Cäcilie), die ihre quicke Natur zu verleugnen
verzeihen gewesen, denn der
hatte, mehr Divachen als Diva, versah sich mit der nötigen
Fürsten als Sachwalter seines
Schwerblütigkeit, formte klug ihre Sätze, durchfühlte sie auch —
sem erfahren, daß Sigismund
wir glauben es ihr Nur belastete sie ihre Worte gleich zum
daß Cäcilie ohne Fehl ist.
Ansang zu sehr mit Bitterkeit und der Ahnung, wie's gehen würde,
wieder ins Gleichgewicht kom¬
wegen der nicht bestrittenen nur sprach aus ihren Augen zu hart Unerbittlichkeit, die sie