II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 520

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20. Zuischenspie-
Frankfurter ####richten
und Intelligenz Blatt
Frankfurt a. M. a6 19
Arihun Schnitzler: „Zwischenspiel“
Erstrunffthrung-im Schauspielhaus.
die schlechte Dichtung einer vergangenen
ie scheint uns Heutigen blutlos,
Gesteration.
schemenhaft, leer und nur reich an fließenden
[Gesprächen. Ein Labyrinth vieler Worte, ein
Irrgarten von Empfindungen, die uns kalt
lassen und unbeteiligt.
Beifälliges Interesse bleibt nur wach durch
die peinlich gezeichnete Ornamentik eines fleißig:
verschlungenen Dialogs.
Die seelischen Konflikte einer Ehe zwischen
Zwei Künstlern. Nach sieben miteinander ver¬
brachten Jahren sind sie aneinander müde ge¬
worden, wollen als Freunde, jedes frei in seinem
Tun, künftig nebeneinander leben. Es beginnt
ein Verlieren, Suchen, Finden und Wiederver¬
lieren. Die einzigste unbestechliche Gemeinsam¬
keit bleibt das Kind der beiden, zuweilen noch
verankern sie sich flüchtig in eine rasche Stunde,
in der sie sich in der Leidenschaft ihrer Leiber
wieder als untrennbar verbunden glauben. In
Wirklichkeit durchschauen sie das Sviel ihrer
Whantasien, aber sie umklirren sich mit tausend
Möglichkeiten, tändeln in einer endlosen Kette
von Gesprächen mit dem einen zweifellosen: ihrer
Liebe.
Der Kapellmeister Amadeus: kindlich, ehrlich,
zuversichtlich. Die Sängerin Cäcilie: frauenhaft
klüger, beweglicher, latenter in ihrer Empfind¬
samkeit, wissender. Um die beiden ein befreun¬
detes Ehepaar, eigentlich überflüssig und dem
verlegenen Verfasser doch zu allerlei nützlich, und
ein Prinz mit Blumenstränßen, Heiratsanträgen
Im Hintergrund
und sehr viel Korrekthe..
wird Musik bereit gehalten, die wacker eingreift,
wenn irgendwo eine Rührseligkeit unterstützt
werden soll: am Ende kritischer Aussprachen und
bei Abschieden.
Eine Welt, mit der wir keine Fühlung haben.
Eine Dichtung, die wir nicht anerkennen und
die uns nichts zu sagen hat, weil nichts in uns
mitklingen kann. Ihre Probleme sind keine
Probleme, sondern nur Situationen, in einem
besonderen Licht gesehen, die gar keine Konflikte,
also auch keine Leiden und Seelenschmerzen nötig

haben. Hier wird durch drei Akte hindurch
nichts getan, sondern nur gesprochen, und zwar
gesprochen ohne Berechtigung. Das Feuerwerk
dieser Reden erlischt mit dem Hall ihrer Laute.
Es ist nicht einmal stark genug, um für Minuten
zu blenden und einen mit dem Geräusche sehr
schöner und geistreicher Worte zu verblüssen.
Weder dies, noch anderes. Also nichts.
Georg Lengbach verfiel allzusehr dem
Lustspielton des Stückes. Sein Kapellmeister
schwankte hilflos zwischen Komik und Ernst. Es
ging dem Publikum bei ihm, wie bei dem ganzen
Stück überhaupt: es wußte nicht, wann es zu
lachen und wann es zu weinen hatte.
Kitty Aschenbach: munter, herzhaft, er¬
freulich hier, erfreulich dort, im gangen: sehr er¬
träglich. Fritta Brod sprach so leise, daß man
sie vom Orchestersessel an nicht mehr verstand.
(„Die Schauspielerin der kommenden Genera¬
Pelleicht
tion“ Herr Kornfeld? Vielleicht —
auch nicht. Wir werden sehen.)
Margarethe Swoboda und Arthur Bauer
als Ehepaar. Heinrich George: der Prinz aus
dem Film, gewaltig, gebogener Cutaway, Ein¬
glas, Korrektheit, jedoch die Seele erstickte im
Stehkragen.
Man ging im allgemeinen und im besonderen
unbeteiligt von dannen.