II, Theaterstücke 20, Zwischenspiel. Komödie in drei Akten (Neue Ehe, Das leichte Leben, Cäcilie Adams, „Nicht mehr zu dir zu gehn …“, Adagio), Seite 543

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Hätten wir damals einander unseren Zorn, unsere Er¬
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bitterung, unsere Verzweiflung ins Gesicht geschrien, statt
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die Gefaßten und Ueberlegenen zu spielen, dann wären
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wir wahr gewesen, Amadeus — und wir waren es nicht.
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(Sie geht über die Terrasse ab und verschwindet im
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Garten.)
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Amadeus (vor sich hin): Gut denn — wir waren es
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nicht. (Nach einer Pause.) Und wenn wir's gewesen
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Aber zugegeben, daß ein vorübergehendes Sichmißver¬
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stehen, das auf Grund der gegenseitigen Eifersucht ent¬
stand, zu jenem merkwürdigen Pakt zwischen den Ehe¬
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gatten führen konnte! Muß man trotzdem aber nicht doch
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sagen, daß das nachherige Nebeneinanderleben zweier
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Menschen, die im Grunde ihres Herzens einander lieben¬
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und die beide warmblütig sind, etwas Widernatürliches
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an sich hat?
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In Wirklichkeit würde sich eine derartige unhaltbare
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Situation zwischen zwei Ehegatten ganz prosaisch durch
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eine Aussprache lösen.
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Schnitzler gibt aber eine ververse Lösung des Ehe¬
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konfliktes: Der Mann wird zum Geliebten der eigenen
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Frau!
Dadurch hat der Mann durch den legitimen ehelichen
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Verkehr seine Frau zur Dirne gemacht! Und damit ist
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die definitive Lösung des Ehebundes gegeben.
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Man wird nicht umhin können, die Originalität in dem
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Aufbau des „Zwischenspiels“ voll anzuerkennen.
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Auch der Dialos ist geistvoll und pointiert.
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So z. B. ein Wort, das der Dichter dem Freunde des
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Amadeus in den Mund legt, wert als Sentenz behalten
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„Horch' auf die Verleumder, so wirst Du die Wahrheit 13qvjuswporgab anaix atpijohe sia scju cau 30a1F und
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über Dich erfahren. Das Gerücht weiß selten, was wir
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tun, aber immer, wohin wir treiben.“
Alles in allem ist das Schnitzlersche „Zwischenspiel“ ein
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Werk, dessen Aufführung man mit berechtigtem Interesse
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entgegensehen kann. Hoffentlich bekommen wir in der
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großen Fastenzeit das deutsche Gastspielensemble unter
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Philipp Bock nach Petersburg; dann wäre uns eine
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mustergültige Aufführung dieses hoch interessanten Werkes
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