II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 44

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box 24/1
19. Der Ruf des Lebens
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das saubere Parchen in tlagranti und schießt sein Weib, verkunden. Der Herr Arzt also tröst
Kunst und Wissenschaft.
ohne sich lange bei der Vorrede aufzuhalten, nieder. Also auf den Sonnenschein, auf die grü
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Berlin, 26. Februar.
die zweite Leiche . . ... Max will sich nun auch erschießen. Blumen pflückende Dorfkinder dami
(beinahe dritte Leiche). Aber da tritt Marie binter dem Vor= auch noch einen anderen Inbalt hat,
*Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten von
Artbur Schnitzler. Erstaufführung im Lessingtheater bang hervor. „Der Ruf des Lebens“ lockt das Pärchen Man sicht das saunische Lächeln d
Vorhang
hiaus
am 24. Februur.
So ist also „der Ruf des Leben
Im dritten Akt lebt Marie ruhig weiter, begreift
Wieder stehe ich vor der peinlichen Verpflichtung, ein neues
phantasie
aber nicht, wie ihr dies nach soviel Schandtaten noch
„Werk“ von Arthur Schnitzler besprechen zu mussen. Ich
Natürlich ist das Machwerk mit sch
möglich ist. Sie lebt auf dem Lande bei ihrer Tante, deren
werde mch — die Leser mögan es mir nicht verdenken! —
durchtränkt. In den Morgenblättern
so leicht wie möglich aus der Affaire zu ziehen suchen. Ber schwindsüchtige Tochter im ersten Akte erklärt hat daß sie vor
ihrem mit Scherheit zu erwartenden Tode keine Lust habe, zu
etzliche Dubyramben auf den „Geda
unappetilichen Dingen hält man sich nicht lunge auf!
„gemale Erfassen tiefer psycholog sche
Der „Ruf des Lebens“ ist bei Schnitzler hier wie in allen versauern, sondern das bischen Rest des Lebens genießen und
„wirklichen Dichter“ und was de
seinen Elaboraten der Ruf zum wusten, uneing=schränkten dem „Ruf des Lebens“ grünrlich folgen wolle. Sie ent¬
Scherze mehr sind. Ich aber fühle n
Sinnengenuß unter Beiseitesetzung jeglichen Schamgefühls. liei also auf die Straße, um im letzten Akte todwund
mi dem parfümierten Faiseur und se
zurückzukehren. Nachdem sie noch mit wurrem Blick Einiges
Das Leben ist das Amüsement unter Ausschluß jeder sittlichen
von ihren galanten Fahrten berichtet, stirbt sie. Also im
noch wener abzugeben. Lassen wir
Pflicht — und zwar das Amüsement auf sexuellem Gebiete.
dritten Akt die dritte Leiche auf der Bühne ...
begraben!
Im ersten Akte sehnt sich ein Mädchen, das seinen schwer
Dem Verdienste seine Kione! Jedem Akte seine Leiche! Im
kranken, 79jährigen Vater pflegen muß und dadurch gezwungen
Hintergrunde erscheinen aber außerdem noch die Gespenster von
ist, sittsam zu Hause zu bleiben, nach diesem Amüsement. Sie
ist in einen Leutnant der blauen Kürassiere verliebt. tausend blutigen Leichen, denn man erfahrt noch, daß der
die blauen Kürassiere haden vor 30 Jahren durch seige Flucht Herr Max sich am Morgen vor dem Todesritt selbst entleibt
den Verlust einer Schlacht bewukt. Jetzt geht es wieder in hat, und daß in der Schlacht das ganze Regiment der blauen
In die
den Krieg. Da schwört das ganze Regiment, um die alte Kurassiere bis auf den letzten Mann gefallen ist
Schmach abzuwischen, sich dem Tode zu weihen. Aber in der Handlung binein spielt noch ein lederner Forstadjunkt, der s#
Nacht vor dem Aufbruch zum Todesritt wollen die Herren im ersten Akt Morie erklärt, daß er ein Weid, wenn er es
liebt, heiraten würde, selbst wenn sie Untreue, Buhlerei und
Offiziere noch einmal „dem Ruf des Lebens“ folgen. Fräulein
Mord begangen hätte. Im dritten Akt begegnet er Marie#
Marie, die ihren Max liebt, möchte dasselbe. Sie muß zu
hoffnungsfroh, geht aber noch für ein Weilchen seitwärts in
diesem Ende ihren Vater vergisten. Der menschenfreundliche
die Busche. Wahrscheinlich wird er demnächst noch das
Arzt bringt ihr auch eine große G siflasche, die sie verständnis¬
Mädchen heiraten. Hat sie doch die geforderten Qualitäten —
innig anwendet. Im ersten Akt die erste Leiche
Der Weis¬
Der zweite Akt bringt wieder eine Leiche. Marie dringt näckte Untrene, Buhlerei und Mord — erfüllt! ..
licherweile in das Zimmer des Lettnants Max und versteckt sich. heit letzter Schluß sind die rührenden Betrachtungen des
Warum versteckt sie sich? Damit vor ihr die schöne Frau des philosophischen Arztes, der Marie einst das Gift für
Obersten dem Herrn Max sich an den Hals werfen kann. Der den Vater in die Hand gegeben. Solche Leute sind ja aucht¬
Oberst aber zerschmettert die Fensterscheibe, steigt ein, erlappt die geeigneisten, die Weltweisheit dem staunenden Publiko zu!