II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 50

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19. Der Ruf s Lebens
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Ausschnitt aus:
•8 2 Sftassburger Post
PL:
Berlin, 26. Febr. Am Samstag wurde im Lessingtheater
Arthur Schuitzters Schauspiel in drei Akten „Der Ruf des
Male gegeben. Der Ruf des Lebens ergeht an
ein junges Mädchen, das wie eine Sklavin von ihrem alten kranken
Vater gehalten wird. Sie geht in der Nacht, bevor das Regiment der
blauen österreichischen Kürassiere in den Krieg zieht, zu einem jungen
Leutnant in die Kaserne, nachdem sie vorher ihren Vater vergiftet und
einen treuen Bewerber abgewiesen hat. Im Zimmer des Leutnants
wird sie hinter einem Vorhang Zeuge des Abschieds, den dieser von
seiner Geliebten, der Frau seines Obersten, nimmt. Der Oberst be¬
lauscht hinter einem anderen Vorhang die Szene und erschießt die Un¬
getreue. Dem Leutnant überläßt er, wie er aus dem Leben gehen
will. Als dieser die Pistole zieht, springt Marie vor, und die beiden
verbringen die Nacht zusammen, worauf Max sich an der Leiche der
erschossenen Frau den Tod gibt. Auch an andere Personen ergeht der
Ruf des Lebens. Katharine, eine Verwandte Mariens, die von einem
Forstadjunkten verführt und verlassen worden ist, fühlt sich krank und
da sie weiß, daß ihr Leben nur noch zwei Jahre dauern wird gibt sie
sich, um diese Zeit auszunutzen, allen Männern hin, die sie haben
wollen, bis sie wahnsinnig wird. Die Aufführung mit den ausgezeich¬
neten Kräften des Lessingtheaters (Irma Trinsch — Maria, Herrg
Bassermann — Oberst, Herr Stieler — Max) konnte nur hervorragend
sein. In den Beifall mischte sich besonders am Schluß starker Wider¬
spruch. Jedoch konnte sich Arthur Schnitzler nach allen drei Aktschlüssen
unter lebhaftem Beifall vor dem Vorhang zeigen.