II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 80

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19. Der Ruf des Lebens
#ie Bedenten haben. Ein Teit seiner Freundefingung des Voeriommundos gestister haben wie mans einem Gespann zum Bähnhof,“ um das neue Personal)
glauben machen will. Hierüber müßte noch eine Klar-abzuholen, wer beschreibt aber sein Erstaunen, als er
es für richtiger gehalten, wenn die Beratung im
auf dem Bahnhofe zwei Neger und eine Negerin antraf,
stellung erfolgen.
Enhause bis zum Herbst vertagt worden wäre.
und wenn die Direktion ihm keinen zu verleihen weiß,
Jeder dieser drei Getreuen-hat ihm auch im abgelausenen
heus in der Unterwelt“ an zeitgenössischen Dramen
weil sie selbst keinen hat, so ist der Niedergang unver¬
Spieljahr wieder ein neues Stück geschenkt, aber einen
Fhrten, hatte ausnahmslos ein ganz kurzes Leben;
meidlich.“
nachhaltigen Erfolg hat er weder mit Hauptmanns
diese Bühnen trotzdem nach wie vor im Mittel¬
Freilich — woher aus dem tötlichen Stillstand
naturalistisch-romantischem Glashüttendrama noch mit
des theatralischen Interesses stehen und die
unserer dramatischen Gegenwartsproduktion all diese
Sudermanns theatralisch nicht ungeschicktem Milienstück
ung auf eine fruchtbarere Zukunft ihnen gehört, so
verschiedenen Schaumarken bezogen werden sollen, ist
„Stein unter Steinen", noch endlich mit Schnitzlers
diese Tatsache allein für die lebhafte Teilnahme, die
auch dem zuversichtlichsten Optimisten einstweilen ein
weite Kreise einer lebendigen Reform der Bühnen= beiden neuesten psychologischen Spintisirereien, der allzu
verschwommenen Musikerkomödie „Zwischenspiel" und Rätsel. Nicht weniger als vier neue Bühnen sollen
attung und Darstellung entgegenbringen. Einen
noch in diesem Herbst ihre Pforten öffnen: das Schiller¬
Eren, noch überzeugenderen Beweis liefert die nachhaltige dem kräftiger ins Zeug gehenden Schauspiel „Der Ruf
theater in Charlottenburg, das Kronprinzentheater am
des Lebens“ errungen. Mittlerweile scheint dieses hart¬
ung, die von dem Gastspiel der Moskauer aus¬
Nollendorfplatz, das Intime Theater, eine Neugründung Max
näckige Versagen der alten Hausfreunde doch auch den
igen ist. In deren Anerkennung und Bewunderung
Reinhardts auf dem Nachbargrundstück seines Deutschen
sonst so gelassenen Brahm stutzig zu machen; wenigstens
sich einmal wieder alle Berliner Bühnenleiter
Theaters, und ein Marionettentheater, um deren Ein¬
heißt es, daß er in der kommenden Saison sein Heil
mengefunden, und sie und ihre Schauspieler
richtung sich mehrere Berliner Theaterleiter vorläufig
nicht bloß mit einem konsequent ausgebauten Ibsen¬
en schlechte Schüler und noch schlechtere Geschäfts¬
noch mit einem Münchener Konsortium heiligen Eifers
Zyklus versuchen, sondern endlich einmal auch mutiger
sein, wenn sie uns in der nächsten Spielzeit nicht
voll in den Haaren liegen. Nur braucht man darum
und wagelustiger als bisher der jungen Generation
von den Früchten dieses Unterrichtes sehen
wohl keine Sorge zu tragen: Füllen wird die Zwei¬
unserer Dramatiker die Hand bieten wolle.
n.
millionenstadt mit ihrem riesigen Fremdenzustrom all
Das reichhaltigste und bunteste Repertoire von allen
Was sonst auf den Berliner Theatern hervor¬
diese neuen Häuser schon — wo aber werden die Stücke
Berliner Bühnen hat unstreitig das unter der Direktion
ten ist, hat an dem geläufigen Bilde wenig
von Victor Barnowsky stehende „Kleine Theater“ —wachsen, die all diese Spielpläne füllen sollen? Die
dert. Das kgl. Schauspielhaus spielt nach wie vor die
Klassiker, auf die man sich scheinbar zunächst überall
Reinhardts ehemalige Gründung unter den Linden —
fe des zaghaften Wanderers, der sich vor dem nieder¬
stürzen will. tuns auf die Dauer doch auch nicht. Die
gehabt. Auf seinem Spielplan steht der Name Wedekind
den Wetter unter ein Schutzdach flüchtet und nur ab
lebensvolle Teilnahme zumal des großstädischen Publikums
neben dem Gorkis, der Name Oskar Wilde neben dem
zu einmal um die Ecke lugt, ob am Himmel
gewinnt und erhält man sich nur durch eine liebevolle,
bald die alte friedliche Bläue zurückkehrt. Bis des Sophokles, der des Dänen Gunnar Heiberg neben
weitblickende und abwechslungsreiche Pflege des zeit¬
n gibt es möglichst romantische, d. h. möglichst dem des Finländers Adolf Paul, der des jungen Richard
genössischen Dramas. Die neuen Direktoren werden
Fellinger neben dem des Holländers Hermann Heijermans.
klerlose Stücke von Blumenthal, Dreyer und
das bald am eigenen Leibe fühlen, falls sie es nicht
So viele Namen, so viele verschiedene Richtungen und
rich Eckardt und tut so, als erfülle es damit die
schon aus der Geschichte des deutschen Theaters wissen
Stile — kein Wunder also, daß sich ein künstlerischer
spflichtungen gegen die dramatische Produktion der
und von vornherein gesonnen sind, mit ihrer Zeit zu
Charakter des „Kleinen Theaters“ noch nicht heraus¬
enwart, die eine königliche Bühne von rechtswegen
gehen, auch wenn diese, wie augenblicklich, nur eine
gebildet hat, daß es einstweilen im Repertoir wie in
wohl haben sollte. Ob man sich am Schillerplatz
recht schwächliche dramatische Saat auf ihren Feldern
seiner Darstellungsweise vielmehr den Eindruck eines
ort, unter dem neuen Direktor des Schauspiels
stehen hat. Und wer weiß, vielleicht zeigt sich bei dem
Merkwürdigkeiten
Panoptikums macht, das für
wig Barnay, energischer auf sein natürliches
angestrengten Wettbewerb der neuen jungen Kräfte dann
und Absonderlichkeiten da ist, wenn sich auch ein¬
Elungsfeld, die Pflege des klassischen und des national¬
doch, daß ihrer mehr im Verborgenen blühen, als die
mal zwischen die Scharteken und Wachsfiguren ein
ichtlichen Dramas, besinnen wird, als es in dieser
Zagheit der Direktoren und Dramaturgen bis heute hat
echtes Kunstwerk verirrt. Einen Winter hindurch läßt sich
h Grubes Rücktritt gekennzeichneten Übergangszeit
wahr haben wollen.
mit solchem Programm der Programmlosigkeit bei den
lich war, muß die Zukunft lehren.
Nur um eins möchten wir dabei schon jetzt bitten:
Berlinern vielleicht etwas erreichen; auf die Dauer
Unangefochten durch alle ihm und seinen naturali¬
die aufgestachelte Entdeckerfreude der Herren Bühnen¬
aber hat sich ihrer Gunst noch nie ein Haus zu erfreuen
hen Neigungen feindliche Strömungen, verharrt Otto
leiter behüte uns vor der traurigen Zunft der dramati¬
gehabt, das es verschmähte, für eine ausgeprägte Geschäfts¬
hm, der Leiter des „Lessingtheaters“, auf der einmal
ihm gewählten Linie, die durch die Herren Haupt= und Erkennungsmarke zu sorgen. „Ein großes Kunst=schen Mitläufer, vor all jenen Schriftstellern, die nur
in. Sudermann und Schnitzler gekennzeichnet wird institut“. saat schon Laube, „muß einen Charakter haben! deshalb plötzlich ihr Herz für die Bühne entdecken. weil