II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 97

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19. Der Ruf des Lenan
box 24/2
Lerunder Präsident Castro jetzt, daß er Frankreich
demütigen und sich um die Monroe=Doktrin nicht.
ken 7.25. Mittelfranten 18, ungorsner Ferungen

[Dr. Schindler (Reicher), Tante Richter (Else Lehmann) und Bases selbe romantische Tichtergemüt will uns glauben machen, daß es
Katharina kennen so wenig wie Vater und Bräutigam das Ge=der Ruf des Lebens ist, der diese Verwirrung in den Herzen der
Lebens.“
alte Moser (Hans Marr). Er heimnis dieser Mädchenseele, die hier eing schlossen wird, während] Menschen anrichtet. Wir nähern uns aber damit, das ist nicht zu
junge schöne Mädchen (Irene draußen irgendwo sie irgend wer mit den führerischen Melodienleugnen, schon ganz bedenklich, Werners „vierundzwanzigsten Fe¬
ihm aus einer Zeitung vor= des Lebens lockt. In Gedanten ist sie zu oft diesen Tönen bruar“, Grillparzers „Ahnfrau“ und den übrigen verhängnisvollen
lten. Vor dem Fenster ziehen nachgegangen. In ihrer Seele ist es duntel geworden darüber. Aber Tagen, Messern und Gabeln.
Das Schicksalsdrama ist ohne Iweifel die höchste Staffel, das
Hurrarufe, Militärmusik, dann was der werbende Rainer ihr verzeihen zu können vorgibt: Buh¬
, nur Pferdegetrappel. Das lerei, Treubruch, Mord, hat sich in diese Seelendunkelheit hinein=letzte Ziel jeder dramatischen Poesie. Gerade deshalb aber auch nicht
mit den Augen die Reihen der lgeschlichen. Sie nimt ihn beim Wort, den tühnen Herrn Forst= mit halben Mitteln oder Mätzchen zu erreichen. Es muß vom Dich¬
uf. Es ist ihm, als hätte er einesadjunkten, aber seine schönen Worte hasten nicht einmal dem erstenkter an den Klippen der Hintertreppenromane und denen der un¬
tragischen lächerlichen Charaktere geschickt vorübergesteuert werden.
knute, antwortet Marie auf sein Ansturm stand.
Schnitzler gibt außer diesem ersten sehr geschickt aufgebauten
Marie wird auf ihrem Wege vorwärks getrieben. Sirenen¬
Akt mit seinen reichen Ausblicken in Vergangenheit und Zukunft
chlafen die paar Jahre, die ihm
gejang vorn, hinten Haß, Verachtung, Gelegenheit vor sich, viel¬
mit seinen großen seelischen Zusammenhängen, die schließlich doch
n diese targe Lebensfrist denken.
leicht die letzte zum Leben, und der Ruf eines Todgeweihien, wen
ielleicht noch fünf oder drei oder
die vielen Zufälle in ihren feinen Netzmaschen einfangen, noch zwei
sollte das nicht zum Reußersten treiben! Von Base Katharina hört
weitere, in denen die Handlung gleichermaßen fortstürmt, ohne unser
ben schwach gewesen. Als er mit Marie, daß der jungste Leutnant, dem sie auf jenem Ball, dem
Mitempfinden auf solcher Höhe zu erhalten. Wir sind im Zimmer
einzigen in ihrem Leben, ein Rendezvons versprach, sie jetzt grüßen
des Ofiiziers (Kurt Stiler). Wir erwarten jeden Augenblick das
stand. Die Hitze des Tages und
lasse: Sie hätte ihr Wort schlecht gehalten. — Aber er ist doch
ampf jagten ihm Zweifel durch
fort. — Nein, seine Schwadron bleibt noch eine Nacht. Der andere Eintreten Maries. Aber das Schicksal hält uns ein wenig hin.
Wir müssen erst noch eine andere ebenso tragische Geschichte mit¬
verwirrte seinen Verstand, alles
erschienen ihm grausame Ausge=Geiegenheitsmacher wird der Hausarzi Dr. Schindler. Er sagt ihr,
rannei des Staatsbegriffes überl daß der Zustand des Vaiers aussichtslos sei, aber es könne so gutserleben. Der Obersi (Albert Bassermann) tritt ans Fenster. Er
#er sein Pferd herum und floh,noch Jahre wie Tage mit ihm dauern. Wichtiger sei es, daß siel spricht mit Mar vom Sterben, vom Regiment und seiner Geschichte
— und von seiner jungen Frau. Max willst du zurückkehren, ich
das Regiment, und die Schlacht hinaus komme, einmal täglich spazieren gehe und das Leben nicht
draußen vorüberziehen lasse. Und wenn der alte Mann sie nicht muß vor unserem Todesritt eine Ordonnanz nach Wien schicken. —
in junges schönes Weib, das mich
die mich haßt!“ schließt der Altel fortlasse, dann solle sie ihm einen Schlaftrunt geben: In dieser! Es könnte sein, daß dich jemand ins Leben zurücklockt. — Es könnte
sein, daß dieser Jemeand mein Weib ist. — Aufrichtig Max, ist es
Flasche ist der Schlaf von hundert Nächten.
Und nun kommt die Szene, in der der Kranke Marie durch seine mein Weib? Mar schtägt die Sporen zusammen und antwortet
unten vorbei — die blauen Kü¬
Roheit zum Aeußersten treibt. Sein Empfinden für ihre hinaus= mit zitternder Stimme:Ich will. an Ihre Seite sterben Herr Oberst!
e die Schande mit ihrem eigenen
hworen, in den Tod zu reiten, ge=schweifenden Gedanken ist tranthaft gesteigert. Er siebt ihr an, Er verehrt seinen Obersten. Mit einem Kameraden spricht er weiter
um Wohle des Vaterlandes oder daß sie heute Nacht fort will, läßt sich zur Tür führen und zieht über diesen sonderbaren modernen Kriegshelden. Wir warten noch
immer auf Marie, nachdem wir schon einmal zweifelnd wurden, ob
ichtend. Darum ist die Menge solden Schlüssel ab. Es gibt tein Entrinnen. Wasser will der Er¬
Mar es ist, den Maria liebt; dann aber von ihm selbst hörten, daß
schöpfte. Marie reicht ihm das Glas, in dem der Schlaf von hundert
die Kaiserstadt Wien verlassen.
ser nur noch auf Marie wartet, um zu sterben. Des Obersten Frau
Nächten ist: — Sie ist befreit.
ittner) tritt ein, er ist befördert
Das sind die Geschehnisse eines Aktes, wahrlich nicht zu knappf ist in seiner Seele ausgestrichen. Während er seine Mannschaften
nun seinen Lohn holen will nach
revidiert, tritt Marie ein, verstört. Ein Geräusch verscheucht sie
bemessen. Die Macht der Geschehnisse, nicht die Menschen handeln
hinter einen Vorhang. Max kommt zurück, gleich hinter ihm eine
Moser. Doch welches zwiefache
hier auf der Bühne. Es kommen da Dinge zusammen, junge un¬
llte hat nur ohnmächtige Wut und
schuldige Mädchen zu verkuppeln — auch Katharina, die Schwind=verschleierte Frau: die Frau des Obersten. Max soll entfliehen, sie
der ihm seine Tochter fortnehmen
süchtige, hat sich einem Offizier der Blauen versprochen. Die Dinge,serwartet ihn, sie gehen dann beide über die Grenze. Aber Maxh
thisch gegen alles, was in diesem
philosophisch gesprochen Zufälle, machen aus einem Rittmeister einen hat nicht die Seele eines Prinzen von Homburg, er liebt auch diese
Erlichsten Schimpfworte des armen
seigen, ängstlichen Schurten, einen schwachen Haustyrannen. Zu= Frau nicht mehr, er verehrt seinen Obersten. Das Fenster klirrt,
mit Stillschweigen zu beantworten
fälle, fünf, sechs sein ausgesponnene Zufälle, wie sie nur ein ab=der Oberst steht im Zimmer. Nach einem kurzen Wortwechsel er¬
nicht mehr zu hören scheint. Es
Fiyrers seinem Peiniger gegenüber. gefallener Gottengel oder ein romantischer Dichter zusammenbringt, schießt er sein Weib und überläßt Max die Leiche. Max will ein
in dieses Krankenzimmer treten,machen aus der hochherzigen Marie eine Vatermörderin. Und vieses Ende machen auch mit sich. Da witt Marie hinter dem Vorhang her¬