II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 128

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19. Der Ruf des Lebens
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anspruch. Erst das Verzweifeln des Mutes am Leben Gruft unserer Sehnsuchten gelegt wird. War denn der
des Mutes.)
und dann der Mut der Verzweiflung. Der Oberst hatte sich Oberst, der seine Brust den feindlichen Kugeln öffnete,
8 Theatermarktes: Ein neuer
für einen nachweltlichen Beruf entschieden.
nicht ein anderer als der Mann, der noch nichts von der
Lebens“ in der gedämpften
Verirrung seiner Frau wußte? Hätte er als glücklicher
'hote=Aesthetikers. Eigentlich
Schnitzler sagt uns wohl damit nichts Neues. Schon Gatte nicht gezögert, sein Erdenwallen mit einem Knall¬
e Garbe. Das feine artistische Hermann Bahr und Bernhard Shaw haben den Helden leffekt abzuschließen, wären in ihm nicht Bedenken aufge¬
indet hinter Reflexionsgebüsch begriff innerlich ausgehöhlt. Beide haben uns sophistisch stiegen, ob mori pro patria dolce est? Es ist ähnlich wie
spielerischer pariserischer Witz nachgewiesen, daß sich an einem kleinen Herdfeuer die mit dem Verbrechen. Ist der armselige Kauz, der die
auf den Trauerweiden des! Todesverachtung entflammt, daß winzige äußere Anlässe Richter um Gnade anwinselt, das gleiche Geschöpf, das roh
a ist eigentlich moralisch: Wiesaus uns das Seltenste, Edelste hervorholen. Schnitzler ist mit der Hacke auf das Haupt seines Opfers losschlug? Ist
au in die Dirne, die Dirne in nur tiefer ins Menschliche eingedrungen, bei ihm jagt ein das Individuum mit den geknickten Instinkten verantwort¬
n in eine reuige, bußfertigesgroßes Unglück das Leben in die Flucht. Der lich für das frühere mit den ungebrochenen, gewalttätigen
n eine Todeskandidatin ver=Daseinsdrang rennt davon und läßt alle seelischen Fourage¬
Trieben? Läßt man das zweite Ich nicht dafür schuldig
oet, den der „schieberisch“ zur magazine, den Glauben, die Hoffnungen zurück. Diewerden, was das erste angestiftet? Und umgekehrt:
gut kleidet, sich die Angströhre Angst vor einer illusionsarmen Zukunft, die Angst vorheimst nicht der tollkühne Krieger den Ruhm ein, der
nd seine Mundwinkel auf dem Zerstieben aller Lebenslügen, die Angst vor trostlosen rechtlich dem blessierten, innerlich lädierten Ehekrüppel ge¬
Firkt es outriert, naturwidrig. Wahrheiten macht uns tapfer. Wir wollen nicht rückwärts bührt? Ist nicht dabei das Uebermenschliche die lückenlose
e ist wie das fromm gewordene schauen, wo die losen Scherben unseres Glückes liegen, Folge des allzu Menschlichen? Der Held lebt in unserem
eines amüsanten Anfanges. wenn auch vorne die Säbel blinken und die Gewehrkolben Gedächtnisse mit einer Gloriole weiter, aber für den
blitzen. Lieber den Schädel gespalten, als ihn von wirren Hahnrei hätten wir nur ein mitleidiges Lächeln. Wie
interessantes Werk. Ein tief= Gedanken zerfressen zu lassen. Der Mut ist hierbei nur innig sind die Motive nur verwoben, die unsere Verehrung
krt seine Lider, schließt sie aber das kleinere Uebel als die Feigheit. Und unwillkürlich muß
und unsere Geringschätzung auslösen.
einem neuen Seiniment fort= man daran denken, wer schon lange vor Schnitzler eine
sein bißchen auf, aber windetlähnliche Schicksalsfrage aufgeworfen: Schillets schöner
Die Heroen, zu denen unsere verirrten Blicke empor¬
Einem Knäuel. Ich meine den Jüngling Max Pikkolomini taucht im Silberpanzer vor
dringen, sind eigentlich nur auf Marmorsockel gestellte
ls der biedere Regimentschefunseren sinnenden Blicken auf, dessen Pein gleichfalls
Schwächlinge. Das große Unglück hat sie mit eisernen
Etrogen, faßt er den Entschluß, der Heldentod beendigte. Auch er wußte keinen Ausweg
Fängen umkrallt und die Willenlosen in den Engpaß von
einst feige vor dem Feinde ge=aus dem furchtbaren Konfli“ Pflicht oder Liebe, und
Thermopylä, in die ersten Schlachtreihen geschoben. Dort
jetzt eine erlesene, eine be=starb daher in Schönheit.
ux Pikkolomini hat Hedda
stehen sie, sie können nicht anders, doch Gott hilft ihnen
bllführen und seine Leute auf Gablers posthume Forderung schon a priori erfüllt, als
nicht, amen! Ihre anscheinende Energie gegen die Todes¬
ktellen, wo sie die sausenden Eilert Lövborg in Uniform!
furcht ist nur der Ausfluß ihrer wirklichen Energielosigkeit
bar durchbohren müssen. Also
gegen das Schicksal. Sie können ihm nicht entrinnen,
chon geweihten Hauptes, dazu
Das große Unglück kommt nie allein, es bringt uns und hypnotisieren sich durch ausomatisches Nachplappern
Ala, bezahlt mit einem Glücks= immer einen blitzblanken neuen Menschen mit, der in die des Satzes: „Sei ein Mann!“ Wenn man sich dieses aber
Ansere heutige Aummer umfaßt 12 Seiten.