II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 131

19. Der Ruf des Lebens
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neuesten Drama gesprochenen Worten: „Das sind meine
(Akthur Schnitzlers „Der Auf des Lebens“.
ein „Stück von ihr“
Wege von Irrenden zu Lei enden ..
von Leidenden
Glück, von dem sie sp
(Zur Lessingtheater=Première, 25. Februar 1906.)
zu Sterbenden“ völlig identifizieren können.
0
zarten Reflex sehee
Mit besonderer Liebe, die er wohl seinem ursprüng¬
Aber der Haß gegen den stumpfen, alle Energieen,
Wiederspiel fühlen
lichen Beruf entnahm, taucht der Arzt Arthur
jede Hoffnung und jede Sehnsucht lähmenden Tod wird
ver#iterten, bissigen
Schnitzler seit Je in die dunklen, verschlugenen La¬
bei Schnitzler nun zu einem leidenschaftlichen Hindrängen
sehnenden Kinde die
b####deuen sich jener Grenzpunkt findet, da Tod
auf den reinen Lebensgenu;, auf die kraftvolle Betonung
Reden und die Bel
und Leben einander für eine eilig vorüberhuschende Se¬
aller gesunden, ehrlichen und innigen Freuden. Mit einer
Martyrium macht.
kunde die Hand reichen, und das eine unter der harten
Ichphilosophie, die ihre Formen absichtlich deutlich
das den Keim der
Berührung des Andern blitzesschnell verdunstet. Ja, noch
wählt, sie nicht in dokirinärer Rede, sondern in plastischer
den Mut, (um siche
mehr
Auch die weiteren Verbindungslinien
Bildhafligkeit gestallet, will er jetzt jenen Grenzstrich
obern) von der alter
will er finden, die von den Abgestorbenen (oder den
zwischen Tod und Leben, den er seit Jahren umspürt,
Manne zu laufen.
erst Absterbenden) bis ins heiße, laute Leben hinab¬
verbreitern. Er will die Erziehung zur Kühnheit,
zubinden, müssen
reichen und zu Geschicken führen, die auf diese Art sozu¬
die Nietzsche anbahnte, auf diesem Spezialgebiete wieder
kommen, die den Poe
sagen aus dem Grabe heraus ihre Direktiven erhalten.
aufnehmen, und seine Hand weist vom Kult des Grabes
zu sprechen, mit dem
In einer der feinsten Skizzen aus dem Novellencyklus:
auf den grünen Teppich des Lebens. Wo er reichlich
einander geraten las
„Die Frau des Weisen“ findet man eine besonders deut¬
ein und ein halbes Jahrzehnt lang Verneinendes gab:
von ihr Erwählte
liche Spur dieses düsteren Pfadfindertums. Noch von der
die Einflüsse des Todes, dessen Modergeruch auch noch
nächsten Morgen 8
Erinnerung an ihre letzten Küsse bebend steht ein Mann
blühende Existenzen geistig, physisch, moralisch faulen
wird
Sie
unvermutet vor der Bahre seiner Geliebten. In dem
läßt, will er jetzt bejahen
oder wenig¬
alte Schuld zu fühne
Schauspiel „Das Vermächtniß“ zeigt sich, wie in den
stens eine Möglichkeit zu einem positiven Resultat geben.
i opfern soll, ihr eigen
Lebenden Erinnerungen und Pietäten vom plumpen Edilt
Freilich muß dieses erst erobert werden: erobert durch ein
eine Nacht
der realen Notwendikeit langsam vernichtet werden. In
heroisches Abstreifen aller weichlichen und zagenden Re¬
rächen. So reicht
der „Gefährtin“ fällt auf das Andenken der Dahinge¬
gungen. „Wen die andern kümmern, der darf nicht glück¬
Zärtlinge,
oeim
schiedenen selbst ein schwarzer Schleier
: denn,
lich sein!“ Man lasse also vollends verwelken, was schon
schön
daß sie Ehebrecherin war, merkt der Gatte erst jetzt,
da
im Verdorren ist. Man belaste sich nicht mit Gedächtnis¬
Sie
er ihre Briefe durchstöbert. Und so zieht sich die Linie
zeremonien, mit Reue und Nachdenklichkeit, wo das eigene
mit
weiter. Durch die Erlebnisse der Frau Berta Garlan,
Schicksal kraftvoll gedeihen will. „Wir leben
und
* „
rod
durch die angstzilternde Beichte des Leutnants Gustl.
es war!“ Man opfere sich nicht für die Phantome, die
Sie
Aus einem frischen Grabe tönt das Gebot, daß die
der moralische Schematismus der Tradition als die letzten
Ver
Alterstage des Lebensgenießers Julian Fichtner zum
Ziele des Lebens aufnennt. Nur das Glück, das dem
und
„einsamen Wege“ werden sollen. Auch die „lebendigen
Persönlichen in uns Genüge schafft, ist vollwertig zu eine
Stunden“ variieren das Thema in den verschiedensten Ab¬
nehmen . . . .: ist wirklich ein Ziel unserer Tage. In
Schni
stufungen der Tempi und vier neuartigen, inhaltlichen
allem: die gänzliche Umordnung der Schillerschen Theorie!
(im 6
Abzweigungen. Und das Motiv, das schon in Christi¬
Denn das Leben ist nun der Gütter höchstes,
und
letzte N
nens Verzweiflungsschreien hi ter des jungen Fritz Toten¬
die Schuld bleibt der Uebel größtes nur, so lange man
em
aber von i
bahre zum ersten Male grell angeschlagen ward, klingt] sie als solche #e#ten läßt.
mungen entflammen Ii
in mächtigen Fanfaren wieder, da die Heldenscharen des
Bei Schniler wird Marie Moser, ein Wiener Mädel
art in diesem Falle
Herzogs Bentivoglio im Schleier der Beatrice“ den Tod¬
aus den Vormerztagen, durch eigene Erfahrungen zu
durch ähnliche Stimm
wie ein Geschenk auf sich nehmen. So wird Arthur dieser Tendenz des unerschrockensten Egoismus erzogen.
zuführen. Ich sage:
Schnitzler das Motto seines Schaffens mit den in seinem Daß sie ihn von Hause aus nicht hat; daß er nicht!
Marie stürzt in