II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 150

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19. Der-Rufdes-Lebans

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und eilt mit Max davon Am nächsten Morgen eines begabten Schviftstellers, der die Grenzen ten S##
Vn Der Ruf des Lebens. wird sie ihr Gelüste gebüßt haben und Max sich seiner Kraft nicht kennt und sich zu Hausknechts= Rittn
die fällige Kugel durch den Kopf jagen. Der dritte arbeiten zwin“ obgleich seine seinen, weißen, dün= herunter
Schauspiel in 3 Aufzügen von Artur Schnitzlex.
Akt bestätigt denn auch diese Vermutungen. Er er¬
nen Finger dabei eine ebenso klägliche Rolle spiele
Weiß
(Erste Aufführung am Berliner#essing=Theater.
zählt uns daneben, daß die interessante junge Dame
wie sie im Salon zur Bewunderung hinre
schriftsm
Als Oskar Blumenthal noch fidele Possen
we#l noch später einmal mit einem uninteressanten
Doch, wie gesagt, hier darf man noch Kritik
Herz söcl
schrieb stand auch der Naturalismus noch in Blüte.
Forsndjunkten leidlich glücklich werden wird, und Der dritte Akt dagegen entwaffnet. Eine ähn
Schroffe
Die günstigen Kritiken, welche jedem entschiedenen
er zeigt uns, damit auch hier wenigstens etwas für Hilflosigkeit hat schon lange nicht mehr auf Ber¬
werden,
Naturalisten damals sicher waren ärgerten Oskar, die Handlung geschieht, wie eine Schwindsüchtige in
liner Breitern gestanden. Ich will nicht von dem
Publika
und er zeigte allen Freunden und Bekannten an, Schönheit stirbt, nachdem sie ausgiebig gelebt und unglaublichen Forstadjunkten sprechen und dem noch seinem
haß er sein nächstes Stück auf Vertiefung und Cha= geliebt hat.
viel unglaublicheren einfach beklagenswerten Tok= Wer sei
Frakteristik deichseln würde. Leider brach die Deich¬
Ernst zu nehmen ist von alledem nur die Exposi= tor, der viertelstundenlang nur dazu da ist, den
gewissen
sel, wahrscheinlich weil sie zu schwach war. Es gab
schön gemalten Hintergrund zu beleben und durch intellige#
tion. Ihre blumige, bilderreiche, allzu schöne
einen klappernden Durchfall nach dessen Aushei¬
stummes Spiel die blecherne Langweiligkeit einer aus. ##
Sprache gemahnt freilich mehr an die Hofmanns¬
lung Oskar vermutlich zu den Fleischtöpfen des thalia als an Schnitzlers geistreiche Knappheit, und Damenunterhaltung zu beleben. Ich will von die= und unm
Schwankes zurückkehrte.
der etwas länglich keifernde Greis mit seiner be-ssem Jammer nicht sprechen, obgleich so grobe tech= doktor,
Artur Schnitzler hat es ganz gewiß sehr unange¬ fleckten Reitervergangenheit nimmt den Hörer nicht nische Schnitzer keinem blutigen Anfänger verziehen fut
werden dürften. Indes sie verschwinden, wenn man
nehm empfunden, daß man ihm immer wieder so gefangen, wie Schnitzler wahrscheinlich erwartet
sich die übrigen Fürchterlichkeiten des Akt
Mangel an Theaterphantasie vorwirft und seinen hat. Immerhin ist der Aufzag thea mäßig ge¬
loc
einmal vergegenwärtigt. Kinder, die symb
Dramen zwar reizvollen, gebildeten Dialog, künst= schickt gebaut und am Schluß von packender Wir¬
listi
auf einer Theaterwiese Theaterblümchen pflücken, h
lerische Feinheit 2c. nachsagt über ihre Handlungs= kung. Da man außerdem den zahlreichen Neben= sich haschen und kosen, während auf der Rampe ein ar
armut und innere Kraftlosigkeit aber die Achseln figuren, dem weitherzigen und redefreudigen Dok¬
zuckt. So wollte er denn diesmal Sudermann über= tor, der schwindsüchtzer Lebedame und ihrer Frau Menschenleben melodramctisch erlischt. Und o
sudermannen und ein Stück auf Handlurg deichseln. Mama noch dramatische Entwicklung und Wichtig¬ diese sterbende Katharina im schlohweißen Kleide, sch
Dabe durfte es selbstverständlich der besonderen keit für das Stück zutreat, so sieht man dem Kom¬ die von ihren Nächten erzthlt und sich gar so gründ= nießt,.
lich ausgelebt hat, wei sie doch zu Grunde gehen
zum E
schnitzlerischen Eigenschaften nicht entbehren und meuden ohne Besorgnis entgegen. Umso grimmiger
muß, und weil der bereits mehrfach erwähnte Ad¬
dies trau
te Literatur sein. Schnitzler soh sich die Arbei= enttäuscht dann allerdings die brutale Aufeinander¬
junkt sie der Vatermördern zuliebe verlan hat!
der Konkurrenz genau an. Ihre Wirksamkeit türmung brutaler, verzerrter, unmöglicher Getekte; O diese klingenden, geschninkten Reden über Tod
Die tel
hte auf der täppischen und doch fortreißenden die Ineinanderkoppelung vermischter Nachrichten, und Leben, vergangenem Glück und derzeitigem hier le
lagtraft der Mittelakte; ihre Schwäche war
die böse Abenteuer=Romantik aus zweiter Hand.] Unglück Vernichtungswonzen und Seligkeitsschau= Montags
eil der letzte Aufzug, der gleichfalls mit Lärm
Was hat Schnitzler in diesem unseligen Akte nicht
ern! Lieber noch die tanende Pippa als solchen
Katastrophen arbeitete und gerade dadurch das
lautete:
alles angestrebt! Die Angst und die Heldengröße Notizbuch=Sums, den ma in einem Buche kopf¬
Ein er
likum zur Besinnung brachte. Stein unter der Totgeweihten; die stolze Reue einer aufrechten schüttelnd überschlagen kömte, hier aber wpehrlos
nen“ wäre eine Kassensache ohne dem albernen Natur, die den väterlichen Freund zwar betrogen
Schickfal
mit anhören muß. Jever adere als Schnitzler, der
anitblock geworden, der als grotesk konstruierte
lichen Ke
hat es aber gun nie mehr wieder tun will; das diese klägliche Schnitzlernchahmung schrieb, ver¬
Kolporta
ausefalle zur Heiterkeit stimmte und allen Büh- glühende, flackernde Verlangen nach einer letzten diente, mit Skorpionen gezchtigt zu werden. Da
neuschauer vernichtete. Demgemäß verschrieb
Nacht, die die letzte sein muß, hinter deren flam¬
zu erschü
indessen der Dichter selbst die grausame Parodie
Schnitzler seiner Muse ein neues Rezept. Im ersten
solch'sch
menheißem, lebenzeugendem Ueberschwang das mo¬
verfaßt hat, so ist's besser, achselzuckend an seiner
Akte mächtige Gegensätze, die im Vatermorde gip¬
drige Grauen der Vernichtung lauert. Und als ent¬
sich Schnä
letzten Arbeit vorbeizugehen
feln; vom noch nicht erstarrten Leichnam des ver¬
scheidenden Drucker und Knaller darauf der Revol¬
Eine weitere Beschäftigun mit Einzelheiten er. fand im
gifteten Greises schleicht sich die lebensgierige Toch= verschuß, der die Ehebrecherin richtet. Wie schauer¬
fall, n
übrigt. Man könnte etliche loben, gewiß . .. doch schritt &e
ter fort zu ihrem Schatze. Der zweite Akt biete“llich=erhaben hat Schnitzler kalkuliert muß sich nach
wozu Galvanisierungsversthe, nachdem der Tod jerte
noch mehr der Geschehnisse, fast mehr sogar, als in all diesem Schrecklichen die Liebe Maxens zu der
schon vor Stunden eingetten ist? Man müßte seinen Di
irgend einem Sudermann=Akte gehäuft sind. Ein kleinen Giftmörderin aus dem ersten Akte ausneh¬
mehreres tadeln, mehreres das Schnitzier wahr¬
mus erk#
Reiter=Regiment rückt in den zu guter Stunde hin=men! Die tote Frau in seiner Stube geniert ihn scheinlich für besondere Stäken seiner Arbeit halt: kann, ha
ter der Szene ausbrechenden Krieg und ist entschlos¬
nicht und dämpft mit nichten sein Liebessehnen nach die Charakterzeichnung desilten Rittmeisters zum
wo er al
sen, den Opfertod zu sterben. Bei dieser Gelegen= einer jungen Dame, die er vor drei Monaten auf Beispiel der ganz ohne Grrd, nur dem ungelenken
dieren ged
heit wird reiner Tisch gemacht. Der Oberst er¬
einem Balle und dann nie wieder gesehen hat. Er
Theatraliker Schnitzler zulbe die Geschichte seiner
1200
schießt seine junge Frau, die es mit dem Leutnant
läßt die Tote liegen, wo sie liegt, und zieht mit der
Schande erzählt; dann di Blutlosigkeit der che¬
Max hielt; dem Leutnant Max gibt er auf, sich mitkleinen Farricide davon, um ein gemütlicheres Zim¬
brecherischen Frau Oberst. ie steife Puppenhaftig¬
eigener Hand zu richten. Hinterm Vorhange ver¬
mer für die Nacht zu suchen. Es gibt eben Tat¬
keit aller anderen Nebenfüren. .. Doch wozu?
steckt, lauscht das brünstige Mädchen aus dem ersten menschen.
Hahen doch bereits die Schuspieler alles Un¬
Akte diesem schrecklichen Auftritte, stürzt hervor, so¬
Uleber den zweiten Akt kann man sich zur Notl zulängliche und Langweilialnwahrhafte des Stük¬
hald der Oberst sich schweren Schrittes entfernt hat rechtschaffenärgern. Er ist diebedauerliche Verirrunal kes mit einer im Lessing=Pater bis jetzt unerbör¬“