II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 156

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19. Der Ruf des Len.
er will sie ausleben bis zur letzten Sekunde, gleichviel, welchtg,
Ipren Porster hat sie zurichewiesen, dem Arzt, der ihrf
In einer knappe
hohen Preis seine unglückliche Tochter, die nicht von der Stelb mit verwegener Offenheit ins Gewissen redet, die Pflicht der werwollsten des ganz
aus der dumpfen Krankenstube weichen darf, mit ihrem Verzicht Selbsterhaltung über die einer eingebildeten und falschen Kindes= Leumant. Keine brutch
auf alle Freuden des Lebens, auf Jugend, Sonne, Frühling, pflicht zu stellen, der ihr klar macht, wie sie sich nicht länger wort bedingt. Umschrei
Luft für das Elend seines verflackernden Siechtums zu von dem hinfälligen Quälgeiste peinigen lassen dürfe; sie
um Max den geheimen
zahlen hat.
müsse am lichten Tage ins Freie hinaus, in der Nacht Fenster, einer hochn
Einmal im Laufe des langen letzten Winters hat der un= ausschlafen, er wolle dem Alten schon etwas eingeben, das erkennen zu lassen; un
dankbare mürrische Alte sein Kind auf knapp bemessene Stunden ihm und ihr Nachtruhe verschaffe, — auch dem wohlgesinuten Freunde lassen dem Obersten k#
aus ihrem stickigen Kerker entlassen. Er hat Marie gestattet, mit erklärt sie: Zu spät!
junge Mann beschritten
ihrer Tante Frau Toni und ihrer Cousine Katharina auf einen
Während Max,
Sie irrt! Es ist nicht zu spät. Wohl sind es die blauen
Ball zu gehen. Für die beiden Mädchen ist dieser Ball verhäng¬
Kürassiere gewesen, die eben unter ihrem Fenster in den Tod ge¬
erledigen, seine Stube
nisvoll geworden. Sie haben die ganze Nacht hindurch mit zwei ritten sind. Aber ihr Geliebter war nicht unter den Reitern. Die
von der Leiche ihres
jungen Offizieren von den blauen Kürassieren getanzt und sich in
letzte Schwadron, zu der Max und Albrecht gehören, reitet erst Zimmer geschlichen. 2
ihre Tänzer verliebt.
morgen in aller Frühe. Katharina sagt es ihr, und die weiß es; eine weibliche. Sie st#
Katharina, ein armes, dem sichern Tode in der Jugend ge=sie kommt geradenwegs aus den Armen ihres Geliebten, den sie Sie hört, wie Irene
weihtes Geschöpf
ihre beiden Schwestern sind in des Lebens zum letztenmal geküßt hat.
Plan, den sie erdacht
Lenzestagen dahingerafft worden und sie selbst trägt unverkennbar
Wie der Blitz schlägt Katharinas Mitteilung in Mariens führen, sollte witziger
den Keim derselben tödliben Krankheit in sich — Katharina will in
Tiefstes ein. Noch lebt er. Die eine Nacht, nach der sie mit allen Dasklirren Scheiben,
der lnappen Spanne Zeit, die ihr noch zugemessen ist, die letzten Fasern sinnlichen Sehnens verlangt hat, sie ist noch frei. Zehn Fenster und schießt die
Tage, in denen sie die Sonne schaut, noch genießen, will glücklich
Tropfen des Trankes, den der Arzt ihr gelassen hat, genügen, hin verurteilten treulo
sein, wie sie's versteht und wird die Geliebte des Leutnants
um dem Alten für eine Nacht Ruhe zu verschaffeu; sie aber leert vollstrecken.
Albrecht. Und ihre gutmütige Mutter, eine seelische Verwandte des den Inhalt des ganzen Fläschchens, in dem der Schlaf für
Im Leichenhauch
ilten Musikanten in Schnitzlers ergreifendster Dichtung, Frau Toni, hundert Nächte ist, in das Wasserglas des Alten. Und als er sie
Max erschießt sich
die vom Tode ihrer beiden älteren Mädchen, dem nahen Ende wieder martert und zu trinken verlangt, reicht sie es ihm und
bezichtigt hat; und der
katharinens und der Stickwolle für's Sofakissen, an dem sie wendet den Kopf ab. Der Alte trinkt, taumelt, schlägt zu Boden,
rot, das zum frühen
arbeitet, in einem Atem spricht, in schlichter Herzlichkeit, die sich stirbt. Marie hebt den Stubenschlüssel, der seinen erstarrenden
Marie hat bei
nur in der Unbeholfenheit des Ausdruckes wie Gefühllosigkeit Fingern entfallen ist, vom Boden, öffnet die Tür und stürzt davon.
Katharina ist wie von
gebärdet — die gute Frau Toni gönnt ihrem Mädel das bißchen
entlaufen, treibt sich G
Liebelei und fragt nicht viel, wo sie die Nächte außer dem
Währenddem machen sich die blauen Kürassiere von der schem Taumel ihr Rest
Harse verbringt, ob bei ihrer Cousine Marie oder wo anders.
letzten Schwadron in der Kaserne zum letzten Ausritt fertig. Maxs es delirierend auszuha
Marie, die der Alte wie ein bissiger Köter bewacht, hat hat an das kleine Bürgermädel, mit dem er in der Ballnacht
Marie almet zw
ihren Max nicht wiedergesehen. Aber sie hat jeden Augenblick an durch den Saal gerast ist, wohl manchmal gedacht, sogar mitgetötet. Und die etwa
ihn gedacht, und nur an ihn. Sie hat sich abgewandt von dem
zärtlichem Bedauern, daß sie nicht wiedergekommen ist; denn sie wohl auch für sie dere
frischen, tüchtigen Manne, der ihretwegen seine Braut, die kranke hätte ihn vielleicht aus schwerlastenden, schmerzhaft drückenden so weiter, wirkt recht
Katharina, verlassen — vom Forstadjunkten Rainer, dem sie in Banden befreien können; aber sie ist nicht gekommen, und er ist
sein Forsthaus im Waldesfrieben zu folgen versprochen hatte. Die in seiner Umstrickung hangen geblieben. Er hat eine Geliebte,
Die Wiedergabe
Liebe zu Max hat sie völlig gewandelt, hat sie „reif gemacht zu
Irene, die schöne, junge, leidenschaftliche Fran seines Obersten. Und Breite genötigt. Ich g
allen Wonnen und Sünden" Ueber den treulos verlassenen
der Oberst ist sein väterlicher Freund. Der Verrat an seinem Charakter der Dichtung
Geliebten, über die Leiche des Vaters würde sie ohne Reue ihrem edlen Gönner lastet bleischwer auf seinem Gewissen. Er will sich den Dialog beeinflußt.
Max in die Arme fliegen und in seiner Umarmung glücklich sein.
von dem unseligen Weibe losreißen. Aber Irene läßt ihn nicht licher Feinheit und Tie
Das ist der Ruf des Lebens, wie sie ihn vernimmt. „Und wär's
los . .. Für ihn hat der sichere Tod nichts Schreckendes. Er geht fundenen Wendungen
nur für eine Nacht gewesen, es war das Leben, das mich rief.“
ihm gefaßt entgegen wie dem Erlöser von einer erdrückenden kortekten Vortrag des
Nun ist's zu spät, nun hat sie's in der ungelüsteten Gewissenslast, dem Befreier von Ketten, deren Schwere ihn zu Charakteristische, Indiy
Krankenstube des Alten verschlafen ... Der einzige, der sie hätte Boden zerrt.
abhebt, vermissen.
wecken können, ist wohl unter denen, die unter dumpfem Schweigen
Der Oberst ahnt seine Entehrung. Es regt sich widerstrebend
Für die Bühnen
der Menge an ihrem Fenster vorüberreiten, in den Tod. All in ihm auch ein eifersüchtiger Argwohn gegen seinen jungen
spröde und widerspenst
dieses Blühen und Treiben soll vom Schnitter Tod niedergemäht Freund Max. Er möchte, bevor er in die lange Nacht hinüber=lichung auf den Brette
werden, ehe es noch gereift ist.
reitet, die Wahrheit klar durchschauen.
als nötige Schroffheit