II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 174

19. Der Ruf des Lebens
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Der Roland von Berlin.
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sagt und nichts, und die Erkenntnis ist von der Nutzleere, des Lebens Mannig¬
faltigkeit zu deuten: des Lebens Gipfel ist der Reiz der Gegenwart ... Jene
aber, die dem Ruf des Lebens lauschten in diesem Stücke, jene fühlen: des
Lebens Gipfel ist die Liebe.... Und wer diese Gestalten schuf, Gestalten, deren
letzte Umrißlinien im Grunde doch nie hinauswachsen über eine Eintags¬
erotik, das mußte ein Wiener sein; das mußte Schnitzler sein.
So birgt dieses Werk die Vorzüge und die Mängel des Dichters in gleich¬
sam geläuterter Form. Die Vorzüge in dem Suchen nach des Lebens unend¬
licher Melodie, in dem Aufzeigen tiefster Seelenschachte, in der lebenswahren
Typisierung einer Reihe von Einzelschicksalen, in der restlosen Verschmelzung
von Gestalt und Symbol. Die Mängel aber in der ewig=einseitigen Belichtung
aller Lebensmöglichkeiten vom Standpunkt einer von den Jahreszeiten noch nicht
völlig emanzipierter Erotik. Und der solches tun konnte, der mußte wiederum
Wiener sein, der mußte Frauenkenner sein zudem: der mußte Arthur Schnitzler
sein.
Es ließe sich vielleicht streiten, ob „Der Ruf des Lebens“ nicht größere und
tiefere Töne finden möchte, als die Aufforderung zu einer Liebesnacht. Aber
zuvörderst sind es Frauen, die dem Rufe Folge leisten, Kinder eines Geschlechts,
deren letzte Gedankenausläufer ihre Wurzeln immer nur im Geschlechtlichen
haben; Wesen, denen die Liebe das Leben bedeutet. Und die Männer, die da
kommen und gehen oder sterben, das sind Männer der Resignation, ob nun
still, ob lärmend, die an ihren Schwächen kraftentschlossen sterben; die um
eines koketten Weibes Untreue willen in den Tod gehen und hunderte mit¬
nehmen zum letzten Weg; das sind Männer, die angesichts des Todes, über
die Leiche der einen Geliebten forteilen mit der anderen, um die kurze Spanne
Nacht zu nutzen; das sind Männer, die vor der Nähe des Todes zittern und
es doch nicht verwinden können, daß der Blick einer vor Jahren verstorbenen
Frau sie nur voll Verachten streifte; Männer, die fortziehen in den Krieg,
weil ein Mädchen ihre Neigung nicht erwiderte, kurz: Männer, die an Weibe
leiden; wo eines Weibes Ja oder Nein, wo eines Weibes Treu oder Untreu,
wo eines Weibes Wahr oder Unwahr über ein Mannesschicksal entscheidet ....
Und all diese Gestalten, diese Männer, die aus Schwachheit Helden sind und
aus Heldentum Schwächlinge, diese späterwachten Frauen, die an des letzten
Herbsttages Abendsonne sich anklammern, nun da es zu spät ist, sie gehen
nebeneinander her, und ihre Wege kreuzen sich vielleicht hier, vielleicht dort;
sie reichen sich die Hände, sie nehmen Abschied oder sie sterben, Einer im Arm
des ndern. Und am Ende verweben sie sich zu einer nachdenklichen melan¬
cholischen Dichtung; zu einem schmalen Buche, wo jedes Wort zitternd nach¬
hallt. Aber zu keinem Drama. Es mag paradox klingen, aber dennoch sage
ich es: die Aufführung dieses Stückes scheitert an der Fülle aufgehäufter Ge¬
schehnisse. Geschehnisse, die nur durch einen äußeren Faden, die nur durch
eine Frauengestalt mühsam zu einem Zusammengehören verwebt sind; Ge¬
schehnisse, die aus ganz bestimmten äußeren Voraussetzungen sich notwendig so
entwickeln mußten, ohne daß just diese Voraussetzungen zu zwingender Wir¬
kung kämen. Noch der erste Akt setzt an zu einem geschlossenen Drama; der
zweite schon schwenkt ab und sucht seinen Inhalt bei abseits Liegendem; der
dritte vollends ist nichts denn ein Epilog, ein Nachhall der früheren Geschehnisse,
frei von Notwendigkeit und unfrei von Rührsamkeit. Durch das Ganze aber
flackern eine Fülle von nachdentlichen Sätzen, die müde den Urgrund aller
Dinge betasten, und doch nicht mehr sind als nachdenkliche Sätze. Und ehe der
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