II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 234

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19. Der Ruf des Lebens
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schleicht von ihm, zum Fenster hin, verraten die Wünsche, junger Menschen in den Tod ziehen und die Furien de
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die sich in ihr regen, die Klagen, die nie über ihre Lippen Krieges auf blutgetränkter Wahlstatt wahre Orgien feiern
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Denn Oesterreich ist in einen Krieg verwickelt und schlimm
kommen, aber immer an ihrem Herzen nagen.
sches Schauspiel.
Das alles weiß der alte Mann ganz genau. Er Nachrichten kommen von der Grenze. In eben denselber
l. Weinberge. Zum erstenmale: „Zivot
weiß, daß das Leben sie lockt, das Leben, das überall, Stunden, da durch die Straßen Wiens die nach dem
Ebens.) Schauspiel in drei Aufzügen von
nur nicht in dieser kalten düsteren Krankenstube blüht. Schlachtfelde abgehenden Regimenter ziehen, kommt der
Ebersetzt von K. Kaminek. Regie Herr
Adjunkt Reiner in die Wohnung des alten Rittmeisters
Eber deshalb will er sie nicht auf einen Augenblick von
[Jitikovsky.,
Moser, um Marie seine Hand anzubieten. Er kommt, ob¬
perer Atmosphäre hebt Schnitzlers sich lassen. So lange er lebt, soll sie ihn nicht verlassen.
wohl die gegenseitigen Beziehungen in der letzten Zeit
die düsteren Schatten tragischer Ge= Erst bis er seinen letzten Athemzug getan, soll sie frei
sein. Marie hätte schon ihr Glück machen können. Zwei merklich kühler geworden, obwohl seine letzten Briefe
hüber den ersten Szenen. Wir sind
Männer, beide ihrer würdig, haben ihr ihre Liebe ge=unbeantwortet geblieben sind. Er ist eben zum Oberförster
ärmlichen Behausung des gewesenen
der, neunundsiebzig Jahre alt, lang=standen. Der Forstadjunkt Reiner und der Hausarzt der auf irgend einer kaiserlichen Herrschaft in der Steiermark
Familie Dr. Schindler. Sie durfte keinem von ihnen die ernannt worden, wird ein herrlich gelegenes Försterhaus
nem Lehnstuhl, ein böser, verbitterter
ter Marie durch seine morosen Lau= Hand reichen, weder dem Förster, der um ihretwillen sein eigen nennen, wie Marie stets von ihm träumte und
quält und ihr nicht einen goldigen seine frühere Geliebte Katharina, eine Verwandte Marias, will daher ihre Entscheidung wissen. Sie lehnt dankend ab.
n frohen Augenblick gönnt. Sie pflegt verließ, noch dem Arzte, der sie dringend auffordert, Nicht wegen des Vaters willen, der nie in diese Verbin¬
die bösen Launen des lebensmüden, endlich einen Beschluß zu fassen und aus dem Hause des dung einwilligen würde, aber weil sie ihm nicht angehören
es gar nicht, daß ihre Jugend rasch Vaters fortzugehen, in dem sie notwendigerweise verkümmern kann, nicht angehören darf. Denn sie hat schon jemand
Jugend bereits in der Stickluft dieser müßte, und der ihr den Rat erteilt, ihren Weg, wenn es anderem gehört, hat sich jemand anderem hingegeben, als
sie dem Rufe des Lebens folgend, einst des Vaters Heim
in der es nach Arzneien duftet, fast nicht anders möglich wäre, über den Leichnam ihres
ie liebt den Vater nicht, aber sie hat Vaters zu nehmen. Es genügt, ihm ein paar Tropfen verließ und eine stürmisch bewegte Nacht in einem Ball¬
mehr von dem Schlafmittel zu reichen, das den Schlummers saale verlebte, in den Armen eines Offiziers von den
nde, die sie an ihn fesseln, zu sprengen
auf seine Lider zaubern soll, und der greise Mann wird blauen Kürassieren, die soeben unter ihren Fenstern in den
ugehen, ihrer Sehnsucht zu folgen. Und
nicht mehr ihrem Glück im Wege stehen. Es ist ein ver= Tod reiten.
ihre verstorbene Mutter klagte nicht,
Sie reiten in den Tod. Um eine alte Schuld zu
zweifeltes, ein verbrecherisches Mittel, aber es ist das
an der Seite des schweigsamen, un¬
sühnen, die nicht ihre Schuld war, aber ihre Fahne mit
einzige, das es gibt. Sonst kann dieses qualvolle würgende
nicht glücklich fühlte, der stets müde
Schmach bedeckte. Die blauen Kürassiere tragen die Schuld
Dasein noch lange Jahre dauern, denn das Leiden des
s nach Hause kam aus dem Amt, wo
daran, daß der Feind vor dreißig Jahren die Schlacht bei
Greises ist nicht von der Art, daß der Tod unmittelbau
lumpigen Gulden plagte, die er drin¬
bevorstünde. Es ist ein sonderbarer Rat, den Dr. Schindler Lindbach gewann. Denn damals hatten sie feige die Flucht
die Pension reichte nicht, um die Fa¬
dem Mädchen erteilt, und berührt doppelt peinlich, weil ergriffen. Das schändlichste Verbrechen, dessen sich ein
Wie stumm saß sie mit ihrer Tochter
es ein Arzt, der Hausarzt des alten Rittmeisters ist, der Kriegsmann schuldig machen kann, die Feigheit, kann nur
Nicht ein Vorwurf, nicht ein Wort
ihn da bietet. Aber Dr. Schindler weiß, wie namenlos durch den Tod gesühnt werden. Ihr Oberst hat es so
ihre Lippen, aber umso mehr empfand
wie sie ihm die Schuld daran zu=Marie leidet und sie dauert ihn. Was liegt an diesem zur dem Kaiser versprochen. Kein einziger von ihnen soll lebend
Neige gehenden Leben, das niemandem Nutzen bringen kann? zurückkehren. Sie werden sich in die größte Gefahr stürzen,
Weben verpfuscht ist. Gerade so ist es
Was liegt an einem kümmerlichen, qualvollen und ssie werden Wunder an Tapferkeit vollbringen. Sie reiten
#lang sitzt sie stumm neben ihm, spricht