II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 241

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Der sensationelle
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hms. — Die Selbstkritik
ne Autor. — Ein auf¬
Loge. — Ausgesperrt.
Freikarten kommt. —
s mysteriöse Dekret.
— Ein Erfolg, auf
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19. Der Ruf des Lebens
bei der Premiere selbstverständlich zugegen sein, trotzdem er einerfund man ist neugierig, ob der Versuch diesmal glückt. Welche
von jenen ist, die es über sich bringen, der Aufführung ihrer Gründe für den ablehnenden Standpunkt maßgebend waren, ist
nicht ganz klar. Es werden nur Mutmaßungen laut: Sym¬
Stücke eventuell auch fernzubleiben.
Dafür gibt es andere Autoren, deren Körperkonstitution sopathien und Antipathien sollen da eine Rolle spielen, was
eigentlich sehr zu bedauern ist. Das Dekret wird durch Dienst¬
gesund ist, daß sie jeder Aufführung ihres Stückes beiwohnen.
jahre erworben, bedeutet also ein gutes Recht.
Sie bleiben sich selbst treue Stammkunden und freuen sich über
Aber recht haben und recht behalten ist bekanntlich
das Gedeihen ihres Musenkindes. Auch Herr X., der heuer mit
zweierlei. Neulich hatte Direktor Jarno mit einem Autor eine
einer Komödie einen großen Efolg gehabt hat, zählt zu dieser
lange Auseinandersetzung; er schlug ihm Aenderungen vor und
Autorengattung. Er fehlt bei keiner Aufführung, und wenn das
blieb bei seiner Meinung auch dann, als der Autor ihn vom
Wetter noch so schlecht ist, scheut er nicht den Weg und erscheint
Gegenteil überzeugen wollte.
in der Dire tionsloge. Er hat erst vor kurzem erklärt: „Und
„Glauben Sie mir, ich habe recht“, fagte der Direktor.
wenn mein Stück hundertmal en suite geht, ich werde es jeden
Aergerlich erwiderte der Autor: „Ja, sagen Sie, Herr
Abend gesehen haben!“ Das ist ein Rekord, den wohl noch kein
Direktor, warum müssen immer nur Sie recht haben?“
Autor zu erzielen die — Empfänglichkeit gehabt hat. Herr X. ist
„Weil Sie immer unrecht haben!“ lautete die schlag¬
Publikum. Dann studiert er
eben sein dankbarstes
fertige Antwort Jarnos, und der andere ging hin — und änderte
die eigenen Wirkungen, um sie für sein nächstes Stück zu ver¬
seine Ansicht.
werten. Er arbeitet natürlich bereits am nächsten Werk. Der
Ein kleines Genrebildchen. Vor kurzem jubilierte man in
Erfolg spornt an. In den Zwischenakten kann man ihn mit einem
einem hiesigen Theater. Einer der Autoren des aufgeführten
großen Bleistift hantieren sehen. Er macht sich Notizen für das
Werkes erhielt folgende Abrechnung von seiten des Theater¬
nächste Stück. Während er sein gegenwärtiges Opus genießt,
sekretärs:
„schafft“ er schon an einem neuen. Und sein Trick ist, daß er
Jubiläumsaufführung: Tantiemenanteil Kronen 80•—, für
allen Schauspielern, die in seinem jetzigen Repertoirestück „brav
Kränze und Blumen Kronen 150•—. Es ergibt sich somit ein
und sittsam sind“, gute Rollen in seiner nächsten Komödie ver¬
Guthaben von Kronen 70•— für die Direktion.
spricht. Wer aber patzt oder nachlässig spielt, ist beim Zukunfts¬
Der glückliche Autor freut sich trotzdem auf das nächste
werk ausgeschaltet. Damit hat er sie nun alle in der Hand, denn
Jubiläumsdefizit!
der Rollenhunger ist bekanntlich groß beim Theater.
Trotz alledem freuen sie sich nicht über den Autor. Sie
nennen ihn den „Kontrollor“. Das Aufpassen ist den lieben
Akteuren nicht sehr angenehm. Wenn ein Stück bereits jubiliert
hat, will man sich doch gehen lassen. Und die scharfen Blicke
eines Dichters, der seine Pointen ängstlich bewacht, verträgt nicht
jeder. Besonders eines Dichters, der nach der 60. Aufführung
noch zu einem Schauspieler kam und ihm sagte: „Sie müssen diesen
Satz viel dämonischer sprechen.“ Der Schauspieler rächte sich und war
so dämonisch, daß dem Autor in seiner Loge angst und bange wurde.
Darauf haben sie ihm nun auch noch einen anderen Streich ge¬
spielt. Sie haben ihn einfach aus dem Theater ausgesperrt.
Mittwoch ging er wie gewöhnlich elastischen Schrittes
schnurstracks auf die Direktionsloge zu. Wer malt
geschlossen. „Bitte,
sein Entsetzen? Die Loge ist
Löffnen Sie“, sagt er dem Billetteur. „Der Herr Direktor hat
den Schlüssel bei sich und ist — abgereist.“ Was tat der Autor,
um keine Aufführung seines Stückes zu versäumen. Er eilte
an die Kasse und bat um ein anderes Billett. „Der Herr
Sekretär muß es anweisen, ich darf keine Karte ausfolgen,“
bemerkt der Kassier. Und so mußte der gute Autor seinen Sitz
auf der letzten Galerie, wo er ganz eingekeilt war, voll bezahlen.
Er hat sich an diesem Abend grün und gelb geärgert. Denn die
Schauspieler, die ihn nicht in der Direktionsloge sahen, glaubten
natürlich, er sei auch nicht im Theater. Sie atmeten erleichtert
auf und ließen sich endlich gehen. So „schlampert“ hatten sie noch
an keinem Abend gespielt!
Man kann sich auf nichts mehr verlassen, nicht einmal auf
den Aberglauben. Ein weiblicher Star, dem nicht weniger als
drei glückbringende Rauchfangkehrer begegnet waren, als er zur
Generalprobe ins Theater eilte, erklärte freudestrahlend: „Das
Stück muß Erfolg haben.“ Und — o Eva! — das Stück fiel
trotzdem durch! Nun schwört die Schwerenttäuschte nicht mehr
auf die sonst so beliebte Rauchsangkehrergilde, die sonst immer
Angenehmes in Aussicht zu stellen pflegt. Sie wird sich nächstens
mehr an die Hufeisen halten, die sie mit emsigem Fleiße sammelt.
Manchmal ist der Aberglaube aber beim Theater doch zu etwas
gut. Das beweist folgendes Geschichtchen:
Alexander Girardi hat eine Konserenz mit einem vater¬
ländischen Dichter, der ihm eine Rolle nach Maß zu verfertigen
hat und gerade zur letzten „Anprobe“ kommt. Das Stück sitzt im
ganzen und großen sehr gut, nur im dritten Akt wirft es noch
Falten. Aber der Stoff ist haltbar für eine Saison, echte
— denn die Grundidee ist von Dickens!
englische Ware
Girardi macht seine kleinen Einwände, die sehr zutreffend sind
und dem vaterländischen Autor auch einleuchten. „Ich mache die
Geschichte heute abend fertig", sagt er. „Für morgen lade ich
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