II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 292

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19. Der Ruf es Lebens
— 2e Lagesbblen and 1.—.— — ——
schlichte und ruhige Güte, die an seinen und manchmal so¬
Desertion und Flucht Es ist bezeichnend für die schwächliche, unwürdige Abhän¬
gar an Sonnenthals Weiring erinnerte, Weisse
nichts wissen. Plötzlichgigkeit von Berlin, in der sich Wien gegenwärtig in thea¬
nster der parterre ge-tralischen Dingen befindet, daß wir drei Jahre lang war¬
als Oberst war entsprechend knapp und gemessen, — nur
Homma war für den grillig=boshaften Neunundsiebziger
nhof hinausgeht: der #ten mußten, bis „Der Ruf des Lebens“ nach Wien drang,
irgwöhnend, steht im hier gehört wurde und lautes Echo weckte. Was Berlin
zu jung und zu freundlich, und fürs Publikum etwas zu
kurz vorher auf eine sagt und entscheidet, ist heilig. Keinem unserer Direktoren
leise, und auch Edthofer, der bei Shaw unlängst so
hat: „Ich darf ank ist die Kühnheit geläufig, vom Urteil des Berliner Pre¬
unvergleichlich war, enttäuschte etwas, weil er zu flüsternd
Trotzig und höhnend mierenpublikums kühl lächelnd abzusehen, selbständig nach¬
und zu zurückhaltend war. Der Erfolg des Dramas war
l was starrst du mich
zuprifen und, was er als gut befindet, unbekümmert um
laut und ohne jeden Widerspruch, am stürmischesten nach
k's? Schade, daß deine
auswärtigen Mißerfolg, aufzuführen. So dürfte zum an¬
dem effektreichen zweiten Akt, nach dem sich Schnitzler zehn¬
laben als deine Lügen.
deren Beispiel das beste Drama Max Halbes „Das tau¬
mal vor seinen treuen Freunden und Verehrern vernei¬
e.) Irene fällt tot zu
sendjährige Reich“ sein; weil es aber in Berlin nicht zwei
gen konnte.
„Nun an mich. Herr
Aufführungen überstehen konnte, ist es für Wien gar nicht
*
geschrieben, obwohl hier in unabgerissener Reihe „Die
kant. — Nur bitte ich
Jugend“, die „Lebenswende“, „Der Strom“, „Das Haus¬
dmöglicherweise mor¬
Rosenhagen“ und anderes gespielt wurden; ebenso wagt
eckt wird, und, da ich
sich kein Wiener Theater an Halbes „Zweites Gesicht“
rscheinlich nichts mehr
an seine „Insel der Seligen“ oder an seine „Blauen:
hmen. Es wird Ihnen
Berge“ Oh, mangelnde Initiative . .. Der jüngste Ver¬
das Lügen gewohnt.“
lagskatalog von Schnitzlers Verleger S. Fischer zeigt,
nschlicher gewesen, es
wie blind das Lesepublikum die Meinung der Berliner
Premierenweisen nachbetet. Während die Auflagenzahl der
.Aber das laa nicht
meisten anderen Dramen des Dichters drei, vier, fünf,
sieben, neun beträgt, hat es „Der Ruf des Lebens“ nur
kein zurück und greift
auf zwei Auflagen gebracht. Vielleicht wird sich das än¬
In diesem Augen¬
dern nach dem schönen Erfolg, den das Drama voriges
Jahr in Prag, und nach dem noch schöneren, den es jetzt
ung hervor, totenblaß
in Wien erfochten hat.
Worten stellt Max ihr,
Telephon 12.8
ch töten muß, ehe die
Das abweisende Benehmen der Berliner und der
bleibt: „Ich bin ge¬
Leser ist aber nicht ganz grundlos. Es schöpft seine Be¬
neinen Arm, hüllt sie
rechtigung, wahrscheinlich unbewußt, daraus, daß „Der Ruf
„OBSERVER“
antel und eilt mit ihr
des Lebens“ nicht ein straff und normal gebautes Drama
sich versperrend. „Die
ist, sondern in zwei fast völlig voneinander unabhängige
l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Aueschaltte
Einakter und einen angehängten Epilog zerfällt. Der erste
ie liegt auf dem Fu߬
Wien, I., Concordiaplatz 4.
ille... Ferne Trom¬
Einakter, etwa „Der Ruf des Lebens“ zu betiteln, ist die
Vertretungen
Geschichte des jungen Mädchens, das sich von dem kranken
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
Leben gefunden, dessen
alten Vater peinigen läßt, bis es seine ungestümen Wünsche
nagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork.
dazu treiben, den Vater durch Gift zu töten und hinaus in
ge Wochen später nicht
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Nacht erfahren, was
die Nacht zu stürmen. Niemand empfände einen Mangel,
(Quellenangsbe ozse Gewähr).
wenn der Vorhang nach diesem Einakterakt endgültig fiele.
gen und Nächten ge¬
Ausschnitt aus:
wie Frauen betrügen,
Streicht man im zweiten Akt die vierte Szene, in der
n, habe gesehen, wie
Marie ins Leutnantzimmer stürmt, und die zehnte, in der
SOE1 19
vom:
Wiener Salonblatt
töten. Und was ia
sich Marie und Max verbinden, so ist ein neuer, ganz abge¬
eigenen Schicksal
schlossener Einakter da, der etwa „Vorabend“ heißen
Die Theaterwoche.
keit und meine eigene
könnte. Lauter neue Menschen treten auf, eine ganz andere
fand?
Welt öffnet sich. In der Kaserne, am Abend vor dem
... Es muß
= Der Ruf des Lebens=, Schauspiel in drei Aufzügen von
esen, wie kein mensch¬
Auszug in den Krieg. Der Leutnant wird mit seinem
Artur Schnitzler, wird (im Deutschen Volkstheater bald
wie keines, — bin
Unteroffizier vertraulicher als sonst, er erörtert mit einem
verhallen und das mit Recht. Denn es ist eine peinliche, wenig
Schmerzen ersehnt, —
Kameraden die naheliegenden Probleme von Tod und
originelle, dafür aber mit dem ältesten Rüstzeuge der Bühnenmache
die man sich genom¬
Leben, Bedeutung des Vaterlandsbegriffes, von Zweck oder
und alter plattgeredeter Philosophie gearbeitete Dichtung. Viel besser
habe das Leben ge¬
Sinnlosigkeit des Krieges und dergleichen mehr Dann
als ihre Rollen: die Herren Weisse, Homma, Kutschera, Kramer
seiner Seligkeit, in
kommt des Obersten Frau, zuletzt der Oberst und mit ihm
und Klitsch und die Damen Hannemann, Müller und Thaller. Gar
entgegen.“ So spricht
die Abrechnung. Mit Maxens Selbstmord, während sein
nicht am Platze Herr Edthofer diesmal, und wie meistenteils Frl.
gnisvollen Abenteuer¬
Regiment mit fliegenden Fahnen und unter klingendem
Pellar.
natürlichen Tod
Spiel ins Feld zieht, könnte dieser zweite Einakter
Nordtat gerettet hat.
schließen, wie Hartlebens „Rosenmontag“. Wieder würde
2
niemand irgendein Defizit #ühlen. Durch Mariens Ge¬
auch die schreckliche
stalt werden die zwei Einakter lose verknüpft. Und weil
„Gemordet hatt' ich
damit weder der Theaterabend, noch das übliche dreiattige K
tmir leben — nicht
Schema erfüllt wäre, folgt ein dritter Akt, der nur ein s9
fleht' ich ihn an. —
dialogischer Epilog in lyrisch gehobener Rede ist, aber weder
t ins Dasein hinaus
frühere Fäden weiterspinnt, noch neue knüpft. Instinktiv
er ist gegangen, sich
C
merken das manche Zuschauer und werden widerhaarig.
die ihm so wenig be¬
2.
Ader dieser unbehebbare Baufehler des Dramas — es
e Kraft gehabt, sich zu
war viel davon die Rede, daß Schnitzler für die Wiener
heimgekehrt und hat
und die ihr vorangehende Prager Versuchsaufführung das
teinen Doppelselbst¬
L
Stück ganz umgearbeitet habe; die Aufführung zeigte,
blauen Kürassieren
und
B
Minde!