box 24/3
19. Der Ruf des Lebens
——
14
Heft 6
4657
0
u. nahr (A#####
HAeikerkei Pee
Ruf des Lebens ist gar vielstimmig und diese
Berichte.
Polpphonie komponiert Schnitzler folgerecht durch.
Triest. Die Herbstsaison bot an Konzerten
„Was starrst du mich an? Ich bin es!“ — „Du
manches Treffliche. Vor allem waren es die
warst es, Jrene!“ Und erschießt sie. Und geht.
vier Abennements-Konzerte des Triestiner
Und da tritt Marie herein. „Ich bin gekommen.“
Quartettes, die in jeder Hinsicht einen glän¬
Sie, die Jamals nicht kam! Und da schlägt
zenden Erfolg hatten; es ist erfreulich zu sehen,
er dea Mantel um sie und stürmt mit ihr
wie diese vorzügliche einheimische Kammer¬
hinaus in die Nacht. Von der Leiche weg ...
musiker-Vereinigung immer mehr Freunde ge¬
Ja, lieber Bürger, du wirst das nicht tun. Denn
winnt und wie die Gemeinde, die sich um sie
erstens bist du nicht so, und zweitens hast du
gebildet hat, stetig wächst. Ein neuer Kompo¬
es gettlob nicht nötig. An dich kommt der
nist, den uns das Quarteft vorstellte, der
Ruf des Lebens im angenehmsten Flötenton
Holländer Leander Schlegel, fandsehr viel An¬
oder Mezzosopran, und kein Mensch verbietet
klang. Besonders gefiel sein Streichquartett,
dir. Und dann, du bist keine Theaterfigur.
das zu den besten zählt, was uns in Kammer¬
Aber applaudiert hast du doch stürmisch nach
musik-Kompositionen in neuester Zeit geboten
dieser Szene, nicht wahr? Deine Hase machte
wurde; auch sein Klabierquartett, bei dessen
Wliene, sich zu rümpfen, aber deine Handflächen
Aufführung der Pianist Emilio Russi sein Bestes
juckten dich gar zu sehr. Du mußtest. Wie
gab, wurde beifällig aufgenommen. Eine sehr
Marie mußte und Max. Und das ist der große
willkommene Neuigkeit war Richard v. Dergers
Sieg des Dichters. Du bist stark, aber er war
Es-dur Streichquartett, dessen klossische Einie
stärker. Du verzeihst ihm dann sogar noch
und wertvoller Inhalt allgemeine Zustimmung
den schwachen letzten Akt. Und seitdem ist
fand. Neu für unser Publikum war noch
überhaupt nie ein Sitz zu kriegen.
Bruckners Quintett, das am dritten Abende auf¬
Ludwig Hevesi.
geführt wurde. Beethovens op. 50 Nr. 2 und
op. 132, Brahmsens Klavierquartette 1 A-dur
Tustspieltheater: „Ssawa“ von
(mit Frau Andrich Florio am Klavier), ein Haydn,
Teonid Andrejew. Ein russisches Revolu¬
ein Boccherini-Quartett und Perinello's Klavier¬
tionsdrania. Alle jungen russischen Dichter
Quintette (am Klavier 6. Curellich) vervollstän¬
schreiben jetzt Revolutionsdramen. Sie können
digten die Programme dieses Konzertzyklus,
wahrscheinlich nicht anders. Die von der Knute
welcher als ein neuer Beweis des Ernstes und
niedergeprügelte Empörung wächst innerlich in
der hohen Künstlerschaft, mit welchen die
jedem dieser Künstler, bis sie sich in drama¬
Kammermusik von Seiten unseres Quartettes
tischen Explosionen Luft macht. Weshalb diese
gepflegt wird, gelten kann. Ein Sonaten-Abend
Art von Stücken sicherlich als brandmarkendes
Jamovich-Curellich zowie das zweimalige
Zeichen ihres leidvollen Tebens einmal histori¬
Ruftreten des Violin-Virtuosen Barison,
schen Wert haber wird. Dieses stürmt gegen
der nach längeren Touren im Auslande wieder
den tief im Volk wurzeinden Glauben und
in seiner Vaterstadt spielte, erfuhren eine glän¬
Aberglauben an. Ein junger Fanatiker will eine
zende Rufnahme. Endlich sei noch der Konzerte
Kirche in die Luft sprengen, in der ein ange¬
der Schwestern von Kranyi und des Pianisten
betetes Wunderbild tausende anlockt, um dem
Alfred Grünfeld erwähnt; auch diesen Künst¬
Velk die Hilflosigkeit und Hinfälligkeit ihres
lern blieb der schon bei ihrem früheren Auf¬
Götzen zu beweisen. Der Anschlag gelingt und
treten errungene Erfolg treu, und es fehlte
mißlingt zugleich: die Kirche fliegt zwar in die
ihnen nicht der gewohnte Applaus.
Luft, aber der Pope — der von dem beabsich¬
Carl von Perinello.
bringt das
#tigten Attentat unterrichtet ist —
Brünn, Nicht vergebens erschallt der
Bild vorher in Sicherheit und zeigt das Unver¬
Ruf nach Heldentenören und ermuntert wohl
sehrte — o Wunder! — den Pilgern, deren
noch manchen Barptonisten, der in sich verkannte
ekstatische Verzückung sich jäh in Wut gegen
Tenorqualitäten vorfindet, zur Nachahmung des
den Frevler wandelt, der seine Tat mit dem
Beispieles, das der über Nacht berühmt
die Mit¬
Leben bezahlt. — Das Publikum,
gewordene Tenor Rudolf Bergers gegeben.
glieder der „Freien Volksbühne“ — bereitete
Bergers Kunst appelliert nur an den Verstand,
dem Werk einen stürmischen Erfolg.
weniger an das Herz. Sie zeigt uns, wie ein
Otto König.
Sänger singen muß, seinen mühelosen Aufstieg
zur Höhe, die unwiderlegliche Sicherheit im
Lustspieltheater; Frank Wede¬
Ansatze, und bietet sich in wohl überlegter
kind eröffnete an dieser Bühne ein kurzes
Phrase und gewählten. Ausdrucksmitteln der
Gastspiel. Über die zur Aufführung gelangten
Darstellung. Mitreißen könnte Bergers Lohen¬
Stücke „Musik“ und „Zensur“ berichtet Max
grin nicht. Vor allem fehlt ihm der metallische
Messer im nächsten left.
P—
19. Der Ruf des Lebens
——
14
Heft 6
4657
0
u. nahr (A#####
HAeikerkei Pee
Ruf des Lebens ist gar vielstimmig und diese
Berichte.
Polpphonie komponiert Schnitzler folgerecht durch.
Triest. Die Herbstsaison bot an Konzerten
„Was starrst du mich an? Ich bin es!“ — „Du
manches Treffliche. Vor allem waren es die
warst es, Jrene!“ Und erschießt sie. Und geht.
vier Abennements-Konzerte des Triestiner
Und da tritt Marie herein. „Ich bin gekommen.“
Quartettes, die in jeder Hinsicht einen glän¬
Sie, die Jamals nicht kam! Und da schlägt
zenden Erfolg hatten; es ist erfreulich zu sehen,
er dea Mantel um sie und stürmt mit ihr
wie diese vorzügliche einheimische Kammer¬
hinaus in die Nacht. Von der Leiche weg ...
musiker-Vereinigung immer mehr Freunde ge¬
Ja, lieber Bürger, du wirst das nicht tun. Denn
winnt und wie die Gemeinde, die sich um sie
erstens bist du nicht so, und zweitens hast du
gebildet hat, stetig wächst. Ein neuer Kompo¬
es gettlob nicht nötig. An dich kommt der
nist, den uns das Quarteft vorstellte, der
Ruf des Lebens im angenehmsten Flötenton
Holländer Leander Schlegel, fandsehr viel An¬
oder Mezzosopran, und kein Mensch verbietet
klang. Besonders gefiel sein Streichquartett,
dir. Und dann, du bist keine Theaterfigur.
das zu den besten zählt, was uns in Kammer¬
Aber applaudiert hast du doch stürmisch nach
musik-Kompositionen in neuester Zeit geboten
dieser Szene, nicht wahr? Deine Hase machte
wurde; auch sein Klabierquartett, bei dessen
Wliene, sich zu rümpfen, aber deine Handflächen
Aufführung der Pianist Emilio Russi sein Bestes
juckten dich gar zu sehr. Du mußtest. Wie
gab, wurde beifällig aufgenommen. Eine sehr
Marie mußte und Max. Und das ist der große
willkommene Neuigkeit war Richard v. Dergers
Sieg des Dichters. Du bist stark, aber er war
Es-dur Streichquartett, dessen klossische Einie
stärker. Du verzeihst ihm dann sogar noch
und wertvoller Inhalt allgemeine Zustimmung
den schwachen letzten Akt. Und seitdem ist
fand. Neu für unser Publikum war noch
überhaupt nie ein Sitz zu kriegen.
Bruckners Quintett, das am dritten Abende auf¬
Ludwig Hevesi.
geführt wurde. Beethovens op. 50 Nr. 2 und
op. 132, Brahmsens Klavierquartette 1 A-dur
Tustspieltheater: „Ssawa“ von
(mit Frau Andrich Florio am Klavier), ein Haydn,
Teonid Andrejew. Ein russisches Revolu¬
ein Boccherini-Quartett und Perinello's Klavier¬
tionsdrania. Alle jungen russischen Dichter
Quintette (am Klavier 6. Curellich) vervollstän¬
schreiben jetzt Revolutionsdramen. Sie können
digten die Programme dieses Konzertzyklus,
wahrscheinlich nicht anders. Die von der Knute
welcher als ein neuer Beweis des Ernstes und
niedergeprügelte Empörung wächst innerlich in
der hohen Künstlerschaft, mit welchen die
jedem dieser Künstler, bis sie sich in drama¬
Kammermusik von Seiten unseres Quartettes
tischen Explosionen Luft macht. Weshalb diese
gepflegt wird, gelten kann. Ein Sonaten-Abend
Art von Stücken sicherlich als brandmarkendes
Jamovich-Curellich zowie das zweimalige
Zeichen ihres leidvollen Tebens einmal histori¬
Ruftreten des Violin-Virtuosen Barison,
schen Wert haber wird. Dieses stürmt gegen
der nach längeren Touren im Auslande wieder
den tief im Volk wurzeinden Glauben und
in seiner Vaterstadt spielte, erfuhren eine glän¬
Aberglauben an. Ein junger Fanatiker will eine
zende Rufnahme. Endlich sei noch der Konzerte
Kirche in die Luft sprengen, in der ein ange¬
der Schwestern von Kranyi und des Pianisten
betetes Wunderbild tausende anlockt, um dem
Alfred Grünfeld erwähnt; auch diesen Künst¬
Velk die Hilflosigkeit und Hinfälligkeit ihres
lern blieb der schon bei ihrem früheren Auf¬
Götzen zu beweisen. Der Anschlag gelingt und
treten errungene Erfolg treu, und es fehlte
mißlingt zugleich: die Kirche fliegt zwar in die
ihnen nicht der gewohnte Applaus.
Luft, aber der Pope — der von dem beabsich¬
Carl von Perinello.
bringt das
#tigten Attentat unterrichtet ist —
Brünn, Nicht vergebens erschallt der
Bild vorher in Sicherheit und zeigt das Unver¬
Ruf nach Heldentenören und ermuntert wohl
sehrte — o Wunder! — den Pilgern, deren
noch manchen Barptonisten, der in sich verkannte
ekstatische Verzückung sich jäh in Wut gegen
Tenorqualitäten vorfindet, zur Nachahmung des
den Frevler wandelt, der seine Tat mit dem
Beispieles, das der über Nacht berühmt
die Mit¬
Leben bezahlt. — Das Publikum,
gewordene Tenor Rudolf Bergers gegeben.
glieder der „Freien Volksbühne“ — bereitete
Bergers Kunst appelliert nur an den Verstand,
dem Werk einen stürmischen Erfolg.
weniger an das Herz. Sie zeigt uns, wie ein
Otto König.
Sänger singen muß, seinen mühelosen Aufstieg
zur Höhe, die unwiderlegliche Sicherheit im
Lustspieltheater; Frank Wede¬
Ansatze, und bietet sich in wohl überlegter
kind eröffnete an dieser Bühne ein kurzes
Phrase und gewählten. Ausdrucksmitteln der
Gastspiel. Über die zur Aufführung gelangten
Darstellung. Mitreißen könnte Bergers Lohen¬
Stücke „Musik“ und „Zensur“ berichtet Max
grin nicht. Vor allem fehlt ihm der metallische
Messer im nächsten left.
P—