II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 318

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19. Der Ruf des-Lebens
Telephon 12.691.
stand empört sich i
We 1
Scheideweg“ ist ebe
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wie ... „Fuhrm
Kunft und Wissenschaft.
werker. Sie ist ein
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der im Wert=Schaf
I. öeterr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschaltts
und Besserungsmög
schwindlerische Mal
Wien, I., Concordiaplatz 4.
S Winer Theaterbriel.
einen Illusionswer
Vertretungen
ich Wien, Ende Dezember.
seinem Weibe weit
in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Russische Kunst. — Shaw. — „Der Ruf des
dem ein schwerer E
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
Lebens.“ — Hansi Niese. — Gastpiel Wedekind.
weg“ dargestellt
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
mimische Kunst w
Beneidenswerte Vielseitigkeit, die heute von Shaw begeistert
burg, Toronto.
gewachsen. Das
und morgen von Andrejew erschüttert ist. Bedenkliche Charakter¬
(Geellonansgabe ohne Gewähr.
vereinfacht: die Ei
losigkeit, die für die Kunst von übermorgen und die Kunst von
Und man sah vom
ehegestern gleiche Empfänglichkeit vorschützt. Zwischen uns und
Stufungen mensch
der russischen Dramatik liegen Gegenwart und Sehnsucht nach
Ausschnitt ausHEDLINER TAGBLL
die Wiener ein bi
besserer Zukunft. Die Werke der jüngeren russischen Theaterdichter
vom: 28012.1909
Burckhard.
gleichen einander wie Bäume desselben schmalen Landstrichs. Ihre
Bei Shaw „ken
handlungslose Einförmigkeit versetzt in einen quälenden Dusel,
genau wissen, was
aus dem man immer wieder durch plötzliche furchtbare Drohungen
einen Raisoneur
Ein Gast auf den Wiener Bühnen ist der Wiener Artur
aufgeschreckt wird. Und diese wilden Ausbrüche des Jähzorns
Arthur Schnitzlers
stehen in störendem Gegensaitz zur Nichtigkeit ihrer Anlässe. Diese
Bei uns wohnt er, bei euch wird er gegeben! Sein
Man kennt das
Menschen sind so voll von Haß und Verachtung, daß die kle¬
ert des „Einsamen Weg“, hat nach kein Wiener Direkton
kennt seine Mense
lichste Ursache alle Bande kultureller Selbstbeherrschung sprengt.
saufgefahrt, wogegen seine ajjektiertesten=Anjängerszenen „Anatole“
mentanen Kitzels
„Die Versteher“ heißen sie darum ein primitives Volk und sind
ter, die ihren Va
von der linearen Einfalt ihres Weltbildes ergriffen. Ich aber
Leutnant zu sein.
1 hier allezeit affektierte Bewunderer fanden. Nun hat das Deutsche
habe für die Schlichtheit einer Weltweisheit wenig übrig, deren
zwei Leichen aufs
Volkstheater sein Schauspiel „Ruf des Lebens“ das bei Brahm
Leitmotiv sich in dem Satze ausdrückt: „Alles muß man vernich¬
widerruft halb un
durchfiel, ausgegraben und in einer Neubearbeitung herausgebracht.
ten. Nur die Menschheit soll es überdauern.“ Ich tue dem
das Herr Kutsche
Anarchisten Ssawa nicht den Gefallen, mir unter diesen Be¬
Wir sind stolz darauf, daß es in Wien gefallen hat, und man hat
Homma gab den
griffen „alles“ und „Menschheit“ etwas und beide Mal etwas an¬
hier in allen möglichen Varianten hören können, wie feinhörig, wie
des Lebens über d
deres zu denken. Der Weltzorn, der alles kleinstückchenweis zu¬
musikalisch geschult das Wiener Publikum ist. Im Spielplan dieser
in den Tod reiten
sammenschlagen will, ist nicht bildhaft groß, sondern knabenhaft
Woche steht das Schauspiel freilich nur mehr einmal (nach vier
der Mord der To
unverständig, und das berühmte „ignis sanat“ ein sehr billiges
oder fünf Aufführungen). Die Literatur, die in Wien gefällt, wird
Baracke kann man
Heilmittel. Dieser Fanatismus, dem die Stirnadern schwellen,
hier ebensooft gegeben wie in Berlin die Werke, die durchfallen. „Der
der den Weg 3
sticht stilwidrig von dem kühl bedächtigen Rationalismus ab, der
Ruf des Lebens“ ist ein schönes Werk. Das Beste daran ist Schnitzlers
Hannemann verm
dem Stücke in Wien seinen Erfolg verschafft hat. Man spielte
unbegrenzt gütiges Predigertum, das hier nicht in langer Rede, son¬
ter seine Jugend
Leonid Andrejews „Wunder“ auf Jarnos Praterbühne unter dem
dern in symbolischen Nüancen zum Vorschein kommt. Da tritt im
wirkt nicht wie e
Titel „Ssawa“. Ueberflüssigerweise wird dem gesunden Menschen¬
letzten Akt eine schwarzgekleidete junge Frau auf die Bühne, die ein
wie ein augenblich
verstand wieder einmal bewiesen, daß es keine Wunder gebe,
erhabenes Schicksal eine Nacht lang erlebt hat. Sie war eine
Lieber als solch
worüber sich der gesunde Menschenverstand unbändig freut ..
Jugend lang von einem bösartigen Vater gefangen gehalten, dann!
unbekümmerte
obwohl er es ja ohnehin weiß. Wozu also? Die Dramatisierung
entsprang sie (der Ruf des Lebens zerreißt alle bürgerlichen Gesetze),
Schrottenbachs „B
D. F. Strauß' dünkt uns heute ohne Belang. Uns leuchten andere
lief zu dem Offizier, der morgen in die Schlacht mußte. Der Offizier
herabgekommenen
Sterne.
starb wirklich am anderen Tage. Sie hat nur eine Nacht gelebt.
amerikanischen Mi
Sie weisen uns zu neuer besserer Wahrheit. Solch ein Weg¬
ihre ruinierten
Nun geht sie, eine Verlorene, scheinbar willenlos durch die Welt.
weiser ist Bernhard Shaw (?). Das Volkstheater hat uns seinen
Kunst der Niese
Der Frühlingstag im prangenden Tal sagt ihr nichts, die Kinder¬
„Arzt am Scheidewege“ vermittelt, und unsere kleinmütig

lerischen Erlebnis
gesichter im Grünen sieht sie nicht, sie geht achtlos an der Welt
gewordene Resignation muß ihm dafür Dank wissen, denn das¬
Geistigkeit ist nich
vorbei. Wie sie die Szene in langem schwarzen Kleid betritt, hält sie
selbe Publikum, das den Offenbarungen Victor Leons zujubelt,
alle ihre Gestalt
lehnt Shaw mit einer Beflissentlichkeit ab, die einer edleren
ein paar leuchtende Feldblumen in der Hand. Ganz achtlos hat sie
Sie ist die Verkä
Sache würdig wäre. Für die Skepsis dieses Menschen, der sich
die Blüten von hohen Stilen gepflückt. Ein Arzt nimmt ihr Bekennt¬
ihren „Damen“ g
mit einem Paradoxon über seine verzweiflungsvollen Zweifel
nis zum Ruf des Todes, den sie innerlich hört, mit Milde und Ach¬
gewissen Noblesse.
hinüberhilft, ist den Wienern kein Organ gewachsen. Ihr Ver¬
tung an. Nur ganz behutsam zeigt er auf die Blumen: „Die nahmen
ständnis bleibt an einzelnen Witzworten haften; oder ihr Unver=rung und ist nie
Sie doch mit? ... Wie das Leben zum Leben verführt, ganz un¬
willkürlich, jeden Lebenden, das ist der Sinn dieses zart gemalten
Schauspiels. Eine sanfte, weise Predigerstimme redet verhalten aus
dem Werk: „Das Leben ist eine Gelegenheit, sich die Welt anzu
schauen. Nie ist Schnitzler so philosophisch bewußt gewesen wie i.:
diesem Werk, nie hat sein orientalischer Lebensglaube so primitive,
so farbige Bilder gefunden. Die Aufführung im Deutschen Volks¬
theaterwar durchaus würdig, in den Frauenrollen sogar ungewöhn¬
lich. „Käthe Hannemann, Paula Müller sind Schauspielerinnen
ersten Ranges.
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