II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 320

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19. Der Ruf des Lebens

W
Blick befremdet freilich das offenkundige Un
1904 erreichte Rose Bernd im Lessingtheater die höchste
Shakespeares Dramatik; denn er gilt un
Darstellungsziffer. — Die Erneuerung der deutschen
7 Sn
größter Bühnenmensch der germanischen
Jeuilleton.
Literatur in den achtziger Jahren brach die alte Pro¬

Aber dem tieferen Eindringen in die
tagonistenstellung Wiens in der deutschen Bühnenwelt.
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des Publikumgeschmacks entwirrt sich auch d
Ludwig Speidel schrieb damals: „Wenn wir den Geist der
Theatergeschmack Wien-Berlin.
Der Wiener verlangt eine deutlich ausgesproc
Zeit richtig verstehen, so mehren sich die Zeichen, daß der
Er will ganz genau wissen, was der Di
dramatische Genius von Wien Abschied nehmen und
Von
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Der Raisonneur ist sein erklärter Liebling
einer großen Stadt im Norden zustreben will.“
Dr. Hans Wantoch.
Beifall übergellt sich selber, wenn die Szene##
Die Bühnenkunst des Naturalismus, die Dramen¬
wird, und der Dichter — wie einst Karl d
kunst des Impressionismus fand im Berliner Publikum
Wir haben in der kurzen Zeitspanne von fünf
— die guten von den bös
der Klosterschule
ihr natürliches Mäzenatentum. Für die dramatische
Tagen zwei jauchzende Theatererfolge erlebt, die, wenn
sondert. Die; zeltweisheit und Lebensausc
Offenbarung letzter seelischer Feinheiten fehlte den
auch nicht großen Dichtungen, so doch Stücken von künst¬
nicht künstlerit) gestaltet, sondern grob d
Wienern das erfassende Verstehen. Das pessimistische
lerischem Wert zufielen. Beide wurden schon in früheren
gesprochen wird: die Tendenz findet hier d
Geau=in=Grau=Verrecken stieß ihren sarbfrohen Sinn ab.
Spielperioden in Berlin aufgeführt, denn Berlin ist —
Applaus. Die breite Behaglichkeit dieses
Man gibt sich hier den Erschütterungen des Sterbens
wie allbekannt — das Mekka der deutschen Bühnendirek¬
sich nicht erst aus Gestalten und Handlung
auf der Szene willig hin. Aber der Tod muß prunkhaft
toren, das ihnen ihre Weisheit offenbart. Vielleicht nicht
des Dichters mühevoll aufbauen; es liebt#
drapiert sein, um die Leiche muß eine purpurrote Makart¬
mehr lange. Diese beiden Dramen wurden an der Spree
die Meinung in handlichen Formeln vorge
sche Blutlache leuchten. In keiner anderen Stadt hätte
von Kritik und Publikum abgelehnt. Und stammten doch
Aber im naturalistischen Drama fehlte jed
dieser Theat#. zner der Palette zum Zeitereignis werden
von Dichtern, die dort zulande Liebkind sind, während
tonung subjektiver Sittlichkeit. Es galt dies
können, in keiner zweiten Stadt der Wolte:=Schrei eine
sie bei uns nur nebenher, gleichsam zur Beruhigung des
als höchster Triumph, ohne Parteinahme
so starke Resonanz gefunden, Das malerische Breite, das
literarischen Gewissens, zu Worte kommen. Diesmal
darzustellen. Schulbeispielmäßigen Ausdru
sinnliche Bunte ist die künstlerische Lust der Wiener. Im
aber klangen Beifall und Zischen aus entgegengesetzten
Kunstlehre in einem kleinen Stücke Artur
Grunde ist diese Stadt die Theaterstadt geblieben, als
Weltrichtungen als sonst. Die Wiener jubelten Schnitzlers
Lebendige Stunden gefunden. Eine Mutter
die man sie einstmals pries. Aber die Dichtungen der
Ruf des Lebens und Wedekinds Musik zu. Und
freiwillig, weil ihr jahrelanges Leiden dis
letztvergangenen Epoche waren keine Theaterstücke. Die
wer die Bewegungen der Theaterereignisse in Noxd##nd
Schaffenskraft ihres Sohnes unterband. Nu
belangloseste Schiller=Aufführung findet bei uns noch
Süd ein wenig verfolgt, wird schon nach kurzer) Frist
Freund, der ein Leben lang in Treue bei
ein volles Haus, dem die Wangen vor Begeisterung
zur Feststellung eines diametral anders gearteien Theater¬
und der Sohn, an den sie ihr ganzes Dasein
glühen. Goethes subtilere Werke, seine tiefgründigere
geschmacks in beiden Städten gelangen. Shaws Der
einander gegenüber. In wunderbar verh##
Geistigkeit verlockt keine willige Gefolgschaft. Der Wiener
Arzt am Scheideweg, Wieds 2X2=5 schwangen sich in
pörung seines Schmerzes ruft dieser Mann
Bühnengeschmack ist nicht fingerbreit von jener Stelle
Berlin bis zu dreistelligen Aufführungsziffern empor
zu: „Was ist denn deine ganze Schreibere
gerückt, an der er lag, als das „Tagebuch eines alten
und vermochte in Wien kaum ein dutzendmal den Kassen¬
du das größte Genie bist, was ist sie de
Wieners“ von sonst unbekannter Hand geschrieben wurde.
vorstand zu befriedigen. Das Publikum der reichs¬
eine Stunde, so eine lebendige Stunde,
Julius Leisching hat es vor einigen Jahren heraus¬
deutschen Hauptstadt ermöglicht Otto Brahm sein wunder¬
Mutter hier auf dem Lehnstuhl gesessen ist
gegeben. Hier flammt Schillers Kunst dieselbe Freude
bar treudeutsches Festhalten an der Kunst Gerhart Haupt¬
geredet hat, oder auch geschwiegen — ab
zu, waltet die gleiche zwangvoll abgerungene Hingabe
manns. Sein Werk gehört zum embarras des richesses
gewesen — da! und sie hat gelebt, gelebt!“
an Goethes Dichtung, wie sie das Wiener Durchschnitts¬
des Brahmschen Spielplanes, keine Woche vergeht, ohne
daß er eine Hauptmannsche Dichtung aufführte, und publikum von heute immer noch empfindet. Den ersten] erwachendem Zusichselberkommen aus bösen