II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 328

Telophon 12.891.
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burg, Toronto.
(Gesssgsn
ist seine Rache, die sich noch den Mantel des
patriotischen Opfermutes gt. Die Nähee des
Ausschnitt ans #/ottceAcerte
sicheren Todes bewirkt me die beschlennigte
Abwiekelung der Einzelschieksale, die uns dieses
vom /
chreleteltn
Schauspiel ineinigen Episodlen vorführt.

Die junge, lebenslustige Katharinn lichr den
Forstadljunkten Rainer, der sie aber verlässt, weil
O
er sich zu einer Anderen hingezogen fühlt. Kachn¬
Deutsches Volkstheater. — Die mit Spannung
rina tröstet sich in der Liebe, die sie vielen
erwartete Novität &Der Ruf des Lebens 9 unseres
schenkt und beschleunigt Gedurch ihr Ende, dem
heimischen Dichters, Arthur Sehmitzler ist die
sie die Schwindslichtige mit raschen Schritten
erste literarische Sensation dieser Saison geeworden.
entgegengent: zn kurzer Lust und Frende rief sie
Eine grosse Wahrheit ist es. die er uns verkündet:
das Leben und körperlich elend stosst es sic ins
die Wahrheit, wie kräftig das pulsirende Leben
Grab, der Kuss der Mutter ist ihr letztes Schnen.
ist, wie stark die wahren uatürlichen Empfin¬
Die Andere, die der Forstadjunkt lieht, ist
dungen gegen jeden Zwang ankämpfen, wie Siel:
Marie, die Tochter eines alten kranken Mannes,
aber die Meuschen bei diesem Kampfe doch kör¬
der dieses jugendfrische Mädchen egoistisch an
perlich oder seclisch zugrunde richten und wie die
sein Krankenlager fesselt und ihr Denken, und
harte Wirklichkeit ihnen Wunden schlägt, an
Fühlen mit seinem Siechtum fast erdrückt;
denen sie meist verbinten.
Frausam bestelnt der Alte auf seinen Vaterrech¬
Das Regiment der & blauen Kürassiere 9 Mul
ten. höhnend mahn er sie an ihre Kindespflicht.
ver dreissig Jahren vor dem Feinde die Flucht
Stärker aber als diese Gefühle wirkt schliesslich
ergrisfen und verschuldete dadurch den ungüns¬
in ihr der Ruf des Lebens, der sexnelle Trich. Sie
tigen Ausgang der Schlacht. Es ist wieder Krieg
schent nicht envor zurüick dem Greise den tod¬
uneh chese Schmach, von der man bisher merkwür¬
bringenlen Schlaftrank zu reichen, uin frei zn
digerweise nichts gesprochen, soll jetzt gesühmt
sein und zu ihrem Geliebten eilen zu können. Der
werden. Das Regiment wird sich dem Feinde als
ist aber nicht der Forstadjunkt, sondern ein jun¬
erstes entgegenwerfen, sich selbst bis auf den
der Oflizler der tollgeweihten Kürassiere, der
letzten Mann opfern und der Armee dadurch
Lentnant Max. Morgen Früh zicht auch er fort in
einen grossen Vorteil sichern: Mannschaft und
eien Pod und nur heute noch kann und muss sie
Offiziere sind dem sicheren Todle gewciht, also
die Seine werden.
Meuschen, die nur wenige Tage noch zu leben
Lenthant Max ist es, der die Liebe der jungen
haben. Der derzetige Oberst der Blauen -Kiras¬
an Oberst erwidert und den Argwohn ihres

siere ging vor Jahren unter die Soldlaten, inn
Gatten demnach rechtfertigt. Aber angesichts des
dem Vaterlande im Kriege zu dienen, doch wurde
nahen Todes will er dieses Liebeskapitel schlies¬
damels Frieden geschlossen und sein Beruf brsche
sen. kommmt aber nicht daza, da der Oberst Beide
statt des erschnten Ernstes nur Spielerei: setzt
beim Abschiedneinnen überrascht und seine
bistet sich durch den Krieg Gelegenbeit ins Feuer
treulose Fran erschiesst! Sie war nicht glücklich
zu gehen, unsterblichen Ruhmn zu erwerben und.
in der Ehe und sie glaubte dem Rufe des Lebens
zu sterbeen! Das Lelan und seine junge Fran
zu folgen, indem sie zn dem Geliebten eilte und
haben den Oberst so betrek#dass er sterben
ihn zur Flucht, zum Leben überreden wollte; sie
will, seibst Sterben und alle mmitreissen, die semn
biisst es mit dem Todle. Lentnant Max wird ja in
cheliches Unglück verschuldeten: Ein junger
der ersten Schlacht ollnehin fallen, ihn verschont
Offizier ist es. oder zwei. drei. mehrere, vielleicht
der Oberst. Max will sich scilsst erschiesseh. da
alle miissen mit in den Tod. Sie folgen gerne, denn
etscheint Marie, die vom toten Vater hinweg zn
es ist fiirs Vaterland, für Ruhm und Ehre. es gilf
imn Müchtete. Sie war ungewollt Zengin der vor¬
die Fahne des Regimentes wieder zu Ehren zu
hergegangenen Pragödie, wirft sich nun den heiss¬
bringen, und das wollte ja der geistreiche Oberst
erschnten Gellebten an die Brust und geniesst
mit seiner lancirten Pineht geschichts erreichen. das
Stunden des Glickes. Sie wird Tage, vielleicht
Jahre der Verzweiflung und Reue verleben, weil
Lsie dem Rufe des Lebens folgte, folgen müsste.
Max verlässt sie noch in derselben Nacht und
erschiesst sich an der Seite der Oberstin:; mitt
Marie wollte er nicht gemeinsam sterben.
Das Leben, welches Marie so heiss gerufen, bot
ihr Glück, denn sie wurde gelicht gwie Eine, die
man mit Schmerzen ersehnt v, und es hot ihr
gElend, denn sie wurde vertassen, dwie eine...
Dirne s. Sie zicht sich in die Landeinsamkeit
zzurüick, sicht dort Katharina sterben und nimmt
TAbschied von dem Forstadjunkten, dem sie alles
beichtet.
& Wer weiss, ob nicht spater einmal ans diesen
Ereignissen der Ruf des Lebens viel reiner und
tiefer in ihre Seele klingen wird. als ans jenen
e underen, die so furchtbar glühende Namen tra¬
& gen, wie Mord und Liebe v.
Die Aufführung war eine durchwegs glänzende
Fund Fräulein Hannemann als Marie, sowie das
Preizende Fräulein Müller als Katharmna Doten
ausgezeichnete Leistungen. Herr Kramer ist als
Lentnant Max sehr svmnpatisch und Direktor
Weisse in der Rolled Obersten ausserordentlich
vornehm und wirksam. Als verfallener Greis
brachte Herr Homa wieder eine Meisterleistung.
währen Herr Kutschern, der Arzt und Tröster.
ebenso wie Herr Esthofer, Forstadjunkt, Giesml
nicht immer gut und verständlich waren.