II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 329

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19. DerRufdes-Lebens
Aunn Lse Lest hier
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„Wiener Mode“ XXIII.
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Da steigt der Herr Oberst durchs Fenster, schießt sie fir nieder, so daß
sie tot ist (Kadaver Nummer zwei), bittet Max, den Mord auf sich
Kleine Wiener Theaterchronik.
zu nehmen, welche kleine Gefälligkeit Max nicht abzuschlagen vermag,
und verläßt die Stätte seiner Sänseit mit festem Schritt. Max und
Im Deutschen Vollstheater kam man mit einem neuen
Stück von Arthur Schnitzler heraus, das „Der Ruf des
Marie enteilen — in ihr
Lebens“ heißt. Die neunmel Theaterweisen prophezeiten auf Grund
Glück. Der tote Papa zu
der Lektüre, der Generalprobe und fest gestützt auf üble Erfahrungen
Hause, die nicht minder
an anderm Ort das Schlimmste, einen Theaterstandal erster Un¬
tote Oberstin vermögen
ordnung. Aber es ward wieder einmal nichts daraus, kam wieder
das Pärchen nicht von
ganz anders. Die angesagten Revolutionen lösen sich meistens in
seinen Wünschen und
patriotische Kundgebungen auf. Der Respekt vor dem Dichternamen
Zielen abzuhalten.
hielt auch jene Wenigen im Banne, die gern ihrer Unzufriedenheit
Die sentimentale Marie
scharfen Ausdruck gegeben hätten. Die überwiegende Mehrheit war
hat ein munteres Bäschen,
dem Poeten von Haus aus wohlgewogen, hatte den Enthustasmus
namens Katharina, an
die der Ruf des Lebens
gewissermaßen konserviert mitgebracht, so daß er bloß am Feuer der
gleichfalls, und zwar sehr
Darstellung nachgewärmt zu werden brauchte.
Das Leben ruft Fräulein Marie vom Krankenlager ihres
heftig ergeht. Da die junge
79jährigen Vaters in die Kaserne, in die Arme des von ihr geliebten
Dame infolge erblicher
Kürassierofsiziers Max. Dieser Jüngling muß demnächst, und zwar
Veranlagung nur noch
ehebaldigst eines großartigen Heldentodes auf dem Felde der Ehre
zwei Jährchen zu leben
versterben und sämtliche blauen Kürassiere vom Obersten abwärts mit
hat, wünscht sie die ihr
ihm. Weil nämlich Schmach auf dem Regimente liegt. Vor dreißig
zugemessene knapte Frist,
Jahren ist es auf= und davongerannt vor dem Feind. Mariens Vater,
nach Tunlichkeit vergnügt
damals Rittmeister, folgte damals dem Ruf des Lebens und philo¬
durchzutollen. Im dritten
sophierte anstatt zu sechten, wie Ritter Falstaff über Ehre, die sich
Akt, der geistreichen, retro¬
nicht auf die Chirurgie versteht. Marie bringt den Vater einfach um,
spektiven Betrachtungen
weil der ihr den Schlüssel, die Tür und den Weg nicht freigeben mag
und resigniertem Tiefsinn
zu ihrem Max in die Kaserne. Sie tropft ihm eine unerhörte Menge
gewidmet ist, sind die
Morphium in den Abenderfrischungsirunk, die brave Tochter. Ja,
blauen Reiter schon alle
wenn das Leben ruft! Entschuldigungsmotive: 3) Papa ist ohnehin
gefallen. Auch die beiden
Schriftstellerin Mia Evers.
schon 79 Jahre. Wie alt will er denn noch werden? b) Er ist krank
Mädchen, jedes auf seine
und leidet. Also gewissermaßen Erlösung. c) Er ist ein Quälgeist ein
Art. Marie trägt schwarz
um den seligen Papa, den seligen Max, den seligen Oberst,
böser, tückischer, undankbarer, alter Herr, ein unangenehmer, lästiger
die selige Oberstin und sämtliche Regimensangehörige. Nun ist sie
Patient. d) Er ist doch Schuld daran, daß die feschen, blauen Kürassiere
frei — und doch nicht frei. Sie ward frei durch Schuld. Und das ist
sterben müssen, daß sie sich zugeschworen haben, zu sterben! Im zweiten,
nicht das Rechte. Käthchen kommt in holdem Wahnsinn durch den
dem Kasernenakt, macht Marie böse Erfahrungen. Furchtbare Ent¬
Straßenstaub heimgewankt, um zu sterben. Sie hat ein gar zu lustiges
tänschungen warten auf sie, die hinterm Vorhang lauscht und lauert. Der
Leben gehabt. Der weise, abgeklärte Arzt, ein kleiner, grün=passe¬
Max ist nämlich der Geliebte der blendend wunderschönen Frau
poilierter Forstadjunkt, Kathis Mutter, alle besprechen in feinen, wohl¬
Oberstin (der Oberst ist ein alter Philosoph, Kriegskunsthandwerker)
gesetzten, abgedämpften Worten die Vorfälle. Die Komödie, das Puppen
und die Dame kommt jetzt zum Max, um sich ihm an den Hals und zu
Füßen zu werfen, um ihn zu beschwören, für sie am Leben zu verbleiben.

Die seit dem Jahre 1824 bestehende
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anorhannt heste Garnmarbe
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Frankreichs ist nunmehr auch in
Oesterreich-Ungarn unter dem Namen
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in allen besseren Tanisseriegeschäften (0

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