19. Der Ruf des Lebens box 24/3
liebsten Arme zu werfen und ihres verkümmerten] Biedermeierstil — mit lyrischen Ausblicken. Alles
Nachbruck nur mit Quellenangabe gestattet.
jungen Lebens in Sünden und Wonnen froh zuwunderschön bereit, eine süße Braut und ein junges
werden.
Glück zu empfangen. Aber der Alte mag nicht sterben,
Feuilleton.
O
Und draußen galoppieren stramm und schweigsam
läßt sich ungebührlich Zeit und gibt lebend die Marie
die blauen Kürassiere in ihren ganz nahen und ganz
nicht frei, durchaus nicht, weil er doch jemand um sich
gewissen Tod hinein. Der Hufschlag ihrer Gäule klap¬
haben muß, der ihn pflegt und den er dafür quält.
Theater. 7
pert über das Straßenpflaster, verliert sich — Perspek¬
Aber gäb' er sie auch hin, die Murie nähme den Grün¬
rutsches Volkstheater: „Der Ruf des Lebens“,
tive des Ohrs! — in verhallender Ferne... Trom¬
frack doch nicht mehr, denn sie hat ihr begehrliches Herz
hauspiel in drei Akten von Artur Schnitzler. Zum
petensignale dazwischen, erst lanter, dann leiser...
an einen jungen Offizier gehängt, an einen von den
ersten Male aufgeführt in Wien am 11. Dezember.
Ein Blick in eine Altwiene. Krankenstube, in eine
blauen Kürassieren, mit dem sie eine Nacht toll ver¬
Ein seltsam kurzweiliges Spiel, vom Leben und vom
von 1850 etwa. Der Vater, vordem Rittmeister, ist
tanzt hat. Sie nimmt auch den braven Herrn Doktor
#de ein vieldeutig dunkles Puppenspiel. Kommt
79 alt, kann nicht leben und sterben, nur noch
nicht, den humanen Arzt mit edler Weltanschauung,
ich nach dem „Tapferen Cassian“, der für Mario¬
schimpfen und schelten. Er ist die leibhaftige Bosheit
der von abgeklärten milden Lebenseinsichten bis zum
tten geschrieben ist. Die ganz großen Gebärden, da
im Schlafrock. Eine ihn langsam aufzehrende Krank¬
Überfließen voll ist, und nach dem sie nur das weiße
e dort, so furchtbar steif, das Pathetische eckig und
heit hat alle Tücke, alles Gift seiner niedrigen Natur
Händchen auszustrecken hätte.
kig, stoß und ruckweis. Es hätte auch eine rüh¬
aus ihm herauskristallisiert. Wie der alte Mann seine
Das zierliche Bäschen Katharina ist die Tochter der
nde „Muritat“= und Schrumm=Schrumm=Ballade
Tochter, die Marie, deren Großvater er sein könnte,
guten alten Tante Toni, mit der befransten Um¬
aus werden können, auf dem Jahrmarkt zu sin¬
denn sie ist 26, quält mit Worten und Werken, das
hänge=Seidenmantille, ihre Jüngste, die ihr einzig
n und zu zupfen, und einer schlägt mit dem Stöck¬
ist ganz aus der Weis'. Sie wacht an seinem Lager
übrig verbliebene von drei „Schwestern Fröhlich“. Sie
n immer auf die Bilder hin, wie sie zu den Strophen
mit einem stillen, heißen Haß im Herzen, sie hat sich
müssen alle an der Schwindsucht dahinsterben, sie wer¬
einen eigenen liebreichen Ingrimm zurechtgelegt, sie
hören. Es läßt sich auch so mancherlei Tiefsinn,
den nicht älter als höchstens einundzwanzig. Kathi
Enn man die Zeit dazu hat, hineinlegen und heraus¬
duldet wortlos, und sie sehnt sich nach dem Leben, sie
sieht somit nur noch drei Jahre Lebens vor sich. Die
len. Es liegen so viel abgerissene Fäden herum, die
fühlt sich welken und immer böser und giftiger wer¬
will sie denn, liebesnaschhaft wie sie ist, auf ihre leicht¬
bequem zusammenknüpfen lassen. Ein Puppen¬
den, neben dem bösen, giftigen Alten. In ihr ge= sinnige Art ausnützen. Sie ist in einen jungen Offi¬
heimstes weibliches Empfinden dringt er ein mit rohen
ick ist es, das von Memmen und Helden handelt,
zier verschossen — auch einer von den blauen Küras.
großartigen Jünglingen, die das Dasein und
und häßlichen Reden, weidet sich teuflisch an ihrer
sieren. Sie „hat etwas“ mit ihm und etwas ganz
errötenden, verstummenden, empörten Abwehr. Und
e Lust des Lebens gern von sich abwerfen als ein
Ernsthaftes.
jetzt kommt die Novelle. Ein ganzer Novellenkranz
ertloses, und von einem gierigen Greise, der sich
Die blauen Kürassiere sind alle dem Tode geweiht,
gsterfüllt an ein verächtliches Leben anklammert, das
wird ins Puppenspiel eingeflochten, das Feinste ins
alle. Es umrauscht sie ein volksliedhafter, romantischer
ch längst keines mehr für ihn ist, weil er vor dreißig
Derbste verwoben. Die Marie war mit einem braven
Klang. Des Knaben Wunderhorn bläst ihnen zum
ahren an einer feigen Tat unselig verstorben. Ein
Forstadjunkten, Brakenburg im grünen Jägerfrack,
letzten Ritt. Gleich nach den blauen Husaren kommen
heaterstück von einem jungen Mädchen, das dem
nahezu verlobt, der von ihrem munteren Bäschen Ka¬
sie, die auch zum Tore hinausreiten auf Nimmerwieder¬
Schrumm=Schrumm!“
enen Vater
den
tharina zu ihr abschwenkte. Nun wäre das Männlein
kehr, und denen betränte Mädchenblicke sehnsüchtig
igen Schlaf in den Abendtrunk träufelt, nur um in eine Stellung gelangt, daß es ans Heiraten denken
nachfolgen durch die Gelbveigeleinstöcke an den Erker¬
für weniger Stunden Seligkeit in ihres Herzaller= könnte. Oberförsterei in steirischen Waldgründen — imfensterlein mit den Butzenscheiben...
liebsten Arme zu werfen und ihres verkümmerten] Biedermeierstil — mit lyrischen Ausblicken. Alles
Nachbruck nur mit Quellenangabe gestattet.
jungen Lebens in Sünden und Wonnen froh zuwunderschön bereit, eine süße Braut und ein junges
werden.
Glück zu empfangen. Aber der Alte mag nicht sterben,
Feuilleton.
O
Und draußen galoppieren stramm und schweigsam
läßt sich ungebührlich Zeit und gibt lebend die Marie
die blauen Kürassiere in ihren ganz nahen und ganz
nicht frei, durchaus nicht, weil er doch jemand um sich
gewissen Tod hinein. Der Hufschlag ihrer Gäule klap¬
haben muß, der ihn pflegt und den er dafür quält.
Theater. 7
pert über das Straßenpflaster, verliert sich — Perspek¬
Aber gäb' er sie auch hin, die Murie nähme den Grün¬
rutsches Volkstheater: „Der Ruf des Lebens“,
tive des Ohrs! — in verhallender Ferne... Trom¬
frack doch nicht mehr, denn sie hat ihr begehrliches Herz
hauspiel in drei Akten von Artur Schnitzler. Zum
petensignale dazwischen, erst lanter, dann leiser...
an einen jungen Offizier gehängt, an einen von den
ersten Male aufgeführt in Wien am 11. Dezember.
Ein Blick in eine Altwiene. Krankenstube, in eine
blauen Kürassieren, mit dem sie eine Nacht toll ver¬
Ein seltsam kurzweiliges Spiel, vom Leben und vom
von 1850 etwa. Der Vater, vordem Rittmeister, ist
tanzt hat. Sie nimmt auch den braven Herrn Doktor
#de ein vieldeutig dunkles Puppenspiel. Kommt
79 alt, kann nicht leben und sterben, nur noch
nicht, den humanen Arzt mit edler Weltanschauung,
ich nach dem „Tapferen Cassian“, der für Mario¬
schimpfen und schelten. Er ist die leibhaftige Bosheit
der von abgeklärten milden Lebenseinsichten bis zum
tten geschrieben ist. Die ganz großen Gebärden, da
im Schlafrock. Eine ihn langsam aufzehrende Krank¬
Überfließen voll ist, und nach dem sie nur das weiße
e dort, so furchtbar steif, das Pathetische eckig und
heit hat alle Tücke, alles Gift seiner niedrigen Natur
Händchen auszustrecken hätte.
kig, stoß und ruckweis. Es hätte auch eine rüh¬
aus ihm herauskristallisiert. Wie der alte Mann seine
Das zierliche Bäschen Katharina ist die Tochter der
nde „Muritat“= und Schrumm=Schrumm=Ballade
Tochter, die Marie, deren Großvater er sein könnte,
guten alten Tante Toni, mit der befransten Um¬
aus werden können, auf dem Jahrmarkt zu sin¬
denn sie ist 26, quält mit Worten und Werken, das
hänge=Seidenmantille, ihre Jüngste, die ihr einzig
n und zu zupfen, und einer schlägt mit dem Stöck¬
ist ganz aus der Weis'. Sie wacht an seinem Lager
übrig verbliebene von drei „Schwestern Fröhlich“. Sie
n immer auf die Bilder hin, wie sie zu den Strophen
mit einem stillen, heißen Haß im Herzen, sie hat sich
müssen alle an der Schwindsucht dahinsterben, sie wer¬
einen eigenen liebreichen Ingrimm zurechtgelegt, sie
hören. Es läßt sich auch so mancherlei Tiefsinn,
den nicht älter als höchstens einundzwanzig. Kathi
Enn man die Zeit dazu hat, hineinlegen und heraus¬
duldet wortlos, und sie sehnt sich nach dem Leben, sie
sieht somit nur noch drei Jahre Lebens vor sich. Die
len. Es liegen so viel abgerissene Fäden herum, die
fühlt sich welken und immer böser und giftiger wer¬
will sie denn, liebesnaschhaft wie sie ist, auf ihre leicht¬
bequem zusammenknüpfen lassen. Ein Puppen¬
den, neben dem bösen, giftigen Alten. In ihr ge= sinnige Art ausnützen. Sie ist in einen jungen Offi¬
heimstes weibliches Empfinden dringt er ein mit rohen
ick ist es, das von Memmen und Helden handelt,
zier verschossen — auch einer von den blauen Küras.
großartigen Jünglingen, die das Dasein und
und häßlichen Reden, weidet sich teuflisch an ihrer
sieren. Sie „hat etwas“ mit ihm und etwas ganz
errötenden, verstummenden, empörten Abwehr. Und
e Lust des Lebens gern von sich abwerfen als ein
Ernsthaftes.
jetzt kommt die Novelle. Ein ganzer Novellenkranz
ertloses, und von einem gierigen Greise, der sich
Die blauen Kürassiere sind alle dem Tode geweiht,
gsterfüllt an ein verächtliches Leben anklammert, das
wird ins Puppenspiel eingeflochten, das Feinste ins
alle. Es umrauscht sie ein volksliedhafter, romantischer
ch längst keines mehr für ihn ist, weil er vor dreißig
Derbste verwoben. Die Marie war mit einem braven
Klang. Des Knaben Wunderhorn bläst ihnen zum
ahren an einer feigen Tat unselig verstorben. Ein
Forstadjunkten, Brakenburg im grünen Jägerfrack,
letzten Ritt. Gleich nach den blauen Husaren kommen
heaterstück von einem jungen Mädchen, das dem
nahezu verlobt, der von ihrem munteren Bäschen Ka¬
sie, die auch zum Tore hinausreiten auf Nimmerwieder¬
Schrumm=Schrumm!“
enen Vater
den
tharina zu ihr abschwenkte. Nun wäre das Männlein
kehr, und denen betränte Mädchenblicke sehnsüchtig
igen Schlaf in den Abendtrunk träufelt, nur um in eine Stellung gelangt, daß es ans Heiraten denken
nachfolgen durch die Gelbveigeleinstöcke an den Erker¬
für weniger Stunden Seligkeit in ihres Herzaller= könnte. Oberförsterei in steirischen Waldgründen — imfensterlein mit den Butzenscheiben...