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d
19. Der Ruf es Lebens box 24/4
214 Crn Prag.
„Kater Lampe.
„Der Ruf des Lebenk“.
„Das Le¬
„Herodes und Mariamne“.
Einervon unsere Leut'“ (Gast¬
bensfest“
spiel des Berliner Theaters.)
Kal. Deutsches Landestheater. „Kater Lampe“,
die talentvolle Komödie des leider zu früh verstorbenen Rose¬
now, erzielte bei ihrer Premiere einen großen Heiterkeitserfolg,
der sich seither=anch en einem materiellen zu #erbeben“scheint.
Regsseur Faber hat das Stück verständnisvoll inszeniert und
für ein vortreffliches Zusammenspiel gesorat, das rückwirkend
jeder Leistung zugute kam. Die Komödie selbst ist geschickt,
wenngleich nicht sehr originell gearbeitet; doch fehlt es nicht
an wirklich witzigem Dialog und komischen Situationen,
manchem Hörer über das östhetische Unbehagen beim Schlachten
sobwohl hinter der Szenel und beim Verzehren der armen Katze
hinweahelfen mußten. Die gelungenen Typen der Herren
Rittig Löwe, Dr. Manning und Viktora standen im Vorder¬
arund. — Schnitzlers „Ruf des Lebens“ gehört dichterisch und
=Feinsten, das dieser Wiener geschrieben
pfychologisch
hat, der ein Dichter des Lebens ist, wobei das Wort seine ein¬
fachste Bedeutung beansprucht, weil sie die tefste ist. Wie eine
wundervolle Variation des „Schleiers der Beatrice“ mutet uns
„Der Ruf des Lebens an". Tort wie hier muß der Tod das
Telephon 12801.
ganze Werk hindurch seine schwarzen Schatten werfen, um
die Sonne des Lebens recht blendend scheinen zu lassen. Dieses
dessen Inhalt aus diesen Blättern bereits be¬
Schauspiel
kanat ist häuft die Motive seines Themas, als könnte sich
der Dichter nicht genua tun im Variieren des Lebensdranges:
Mne WeerKere
Moser, Marie, Katharina, Max, Albrecht und Irene: und mit¬
ten darin wie heitere, friedvolle Ruhepunkte: der Arzt und der
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Förster. Aber: so sein und tief das Stück als Dichtung ist —
Wien, I., Concordiaplatz 4.
ein Drama ist es nicht. Indem jeder Akt ein Stück für sich
bilden kann, bleibt die innere Einheit ein unerfüllter Wunsch,
4
Vertretungen
was um so mehr zu bedauern ist, als mir die Kühnheit, mit
In Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
der Schnitzler im zweiten Akt neue Personen auftreten und
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis New-Vork,
im nächsten nicht wieder erscheinen läßt, ein Verfahren scheint,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
das vom Standpunkt der dramatischen Technik einer giltigen
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Rechtfertigung entbehrt. Die Aufführung bot unter der Lei¬
tung Dr. Egers viel Erfreuliches: vor allem die packende Lei¬
Ausschnitt aus:
ust- und Theater Anzeiger
stung des Frl. Medelsky (Marie) und die eindrucksvolle, von
München
MK. 1903
Temverament und männlicher Haltung getrogene Gestalt des
E vom:
München
Herren Onno (Max). Sehr warm und mit feiner Zurück¬
haltung gab Herr Dr. Mannina den Arzt. Arthur Schnitzler,
der der Erstaufführung be'wohnte, konnte sehnmal vor der
Ramve erscheinen. —
Die Vorstellung von Hebbels „Herodes
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und Mariamne“ die uns das Gastspiel des „Berliner Theater“
Schnitzlers Drama „Der Ruf des Lebens“.
(Direktion: Meinhard=Bernauer) brachte, war in mancher Be¬
gelangte in einer neuen Bearbeitung am Prager
ziehuna sehr lehrreich. Besonders der dekorative Rahmen er¬
Deutschen Theater zur Aufführung und fand be¬
wies sich in seiner aroßartigen Einfachheit als wirkungsvoll
sonders nach den ersten Akten beifällige Aufnahme.
und wort= wie spielunterstützend. Sodann war es das tadel¬
lose Zusammenspiel, die geistvolle Regie, welche uns bei Er¬
kenntnis vieler mittelmäßiger Kräfte den Segen zahlreicher
Proben ad oculos demonstrierte. Aus diesem Ensemble, das
sehr den Eindruck eines vortrefflichen Ganzen macht, ragt
Herr Heine turmhoch empor. Sein Herodes ist eine pracht¬
volle Fiaur, in Spiel und Gesten unübertrefflich (seit Mat¬
kowsky tot ist!). im Wortausdruck tief und eindringlich. Neben
ihm fiel mir als Künstler eigentlich nur Herr Clewing auf, der
den Titus römisch durch und durch spielte und sprach; seine
frappierende Maske bleibt mir unvergessen. Momente großer
künstlerischer Qualität hatten die Damen Renier (Mariamne)
und Wieke (Alexandral. Herr Berger wäre ein ausgezeichneter
Joseph gewesen, wenn ihm die Regie das Jüdeln untersagt
hätte. Ihm, dem Herrn Direktor und manchem anderen. Diese
Stilwidrigkeit hätte nicht vorkommen dürfen. — Als Premiere
brachten uns die Berliner Gäste Röslers „Lebensfest“ ein
Lustspiel ohne originelle Handlung und ohne neue Figuren.
Aber der witzige Dialog und die ausgezeichnete, sehr flotte
Darstellung (Herr Heine war als Maler Roderich von über¬
wältigender Komikl ließen uns die kritische Sonde kaum an¬
setzen. * Den arößten Publikumsersola erzielte das Ensemble
mit der alten Posse „Einer von unsere Leut'“ von Kalisch und
Berg. Sie ward aufgeputzt mit zahlreichen Couplets und son¬
stigen Einlagen schmackhaft gespickt und wurde sehr gut gegeben.
Künstlerisch war der in echtem altwiener Milien gehaltene Stil.
Herz“ Sabo und Herr Clewina, sowie Direktor Meinhardt
hatken den Hauptanteil an dem stürmischen Beifall.
Max Milrath
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19. Der Ruf es Lebens box 24/4
214 Crn Prag.
„Kater Lampe.
„Der Ruf des Lebenk“.
„Das Le¬
„Herodes und Mariamne“.
Einervon unsere Leut'“ (Gast¬
bensfest“
spiel des Berliner Theaters.)
Kal. Deutsches Landestheater. „Kater Lampe“,
die talentvolle Komödie des leider zu früh verstorbenen Rose¬
now, erzielte bei ihrer Premiere einen großen Heiterkeitserfolg,
der sich seither=anch en einem materiellen zu #erbeben“scheint.
Regsseur Faber hat das Stück verständnisvoll inszeniert und
für ein vortreffliches Zusammenspiel gesorat, das rückwirkend
jeder Leistung zugute kam. Die Komödie selbst ist geschickt,
wenngleich nicht sehr originell gearbeitet; doch fehlt es nicht
an wirklich witzigem Dialog und komischen Situationen,
manchem Hörer über das östhetische Unbehagen beim Schlachten
sobwohl hinter der Szenel und beim Verzehren der armen Katze
hinweahelfen mußten. Die gelungenen Typen der Herren
Rittig Löwe, Dr. Manning und Viktora standen im Vorder¬
arund. — Schnitzlers „Ruf des Lebens“ gehört dichterisch und
=Feinsten, das dieser Wiener geschrieben
pfychologisch
hat, der ein Dichter des Lebens ist, wobei das Wort seine ein¬
fachste Bedeutung beansprucht, weil sie die tefste ist. Wie eine
wundervolle Variation des „Schleiers der Beatrice“ mutet uns
„Der Ruf des Lebens an". Tort wie hier muß der Tod das
Telephon 12801.
ganze Werk hindurch seine schwarzen Schatten werfen, um
die Sonne des Lebens recht blendend scheinen zu lassen. Dieses
dessen Inhalt aus diesen Blättern bereits be¬
Schauspiel
kanat ist häuft die Motive seines Themas, als könnte sich
der Dichter nicht genua tun im Variieren des Lebensdranges:
Mne WeerKere
Moser, Marie, Katharina, Max, Albrecht und Irene: und mit¬
ten darin wie heitere, friedvolle Ruhepunkte: der Arzt und der
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Förster. Aber: so sein und tief das Stück als Dichtung ist —
Wien, I., Concordiaplatz 4.
ein Drama ist es nicht. Indem jeder Akt ein Stück für sich
bilden kann, bleibt die innere Einheit ein unerfüllter Wunsch,
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Vertretungen
was um so mehr zu bedauern ist, als mir die Kühnheit, mit
In Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
der Schnitzler im zweiten Akt neue Personen auftreten und
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis New-Vork,
im nächsten nicht wieder erscheinen läßt, ein Verfahren scheint,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
das vom Standpunkt der dramatischen Technik einer giltigen
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Rechtfertigung entbehrt. Die Aufführung bot unter der Lei¬
tung Dr. Egers viel Erfreuliches: vor allem die packende Lei¬
Ausschnitt aus:
ust- und Theater Anzeiger
stung des Frl. Medelsky (Marie) und die eindrucksvolle, von
München
MK. 1903
Temverament und männlicher Haltung getrogene Gestalt des
E vom:
München
Herren Onno (Max). Sehr warm und mit feiner Zurück¬
haltung gab Herr Dr. Mannina den Arzt. Arthur Schnitzler,
der der Erstaufführung be'wohnte, konnte sehnmal vor der
Ramve erscheinen. —
Die Vorstellung von Hebbels „Herodes
5
und Mariamne“ die uns das Gastspiel des „Berliner Theater“
Schnitzlers Drama „Der Ruf des Lebens“.
(Direktion: Meinhard=Bernauer) brachte, war in mancher Be¬
gelangte in einer neuen Bearbeitung am Prager
ziehuna sehr lehrreich. Besonders der dekorative Rahmen er¬
Deutschen Theater zur Aufführung und fand be¬
wies sich in seiner aroßartigen Einfachheit als wirkungsvoll
sonders nach den ersten Akten beifällige Aufnahme.
und wort= wie spielunterstützend. Sodann war es das tadel¬
lose Zusammenspiel, die geistvolle Regie, welche uns bei Er¬
kenntnis vieler mittelmäßiger Kräfte den Segen zahlreicher
Proben ad oculos demonstrierte. Aus diesem Ensemble, das
sehr den Eindruck eines vortrefflichen Ganzen macht, ragt
Herr Heine turmhoch empor. Sein Herodes ist eine pracht¬
volle Fiaur, in Spiel und Gesten unübertrefflich (seit Mat¬
kowsky tot ist!). im Wortausdruck tief und eindringlich. Neben
ihm fiel mir als Künstler eigentlich nur Herr Clewing auf, der
den Titus römisch durch und durch spielte und sprach; seine
frappierende Maske bleibt mir unvergessen. Momente großer
künstlerischer Qualität hatten die Damen Renier (Mariamne)
und Wieke (Alexandral. Herr Berger wäre ein ausgezeichneter
Joseph gewesen, wenn ihm die Regie das Jüdeln untersagt
hätte. Ihm, dem Herrn Direktor und manchem anderen. Diese
Stilwidrigkeit hätte nicht vorkommen dürfen. — Als Premiere
brachten uns die Berliner Gäste Röslers „Lebensfest“ ein
Lustspiel ohne originelle Handlung und ohne neue Figuren.
Aber der witzige Dialog und die ausgezeichnete, sehr flotte
Darstellung (Herr Heine war als Maler Roderich von über¬
wältigender Komikl ließen uns die kritische Sonde kaum an¬
setzen. * Den arößten Publikumsersola erzielte das Ensemble
mit der alten Posse „Einer von unsere Leut'“ von Kalisch und
Berg. Sie ward aufgeputzt mit zahlreichen Couplets und son¬
stigen Einlagen schmackhaft gespickt und wurde sehr gut gegeben.
Künstlerisch war der in echtem altwiener Milien gehaltene Stil.
Herz“ Sabo und Herr Clewina, sowie Direktor Meinhardt
hatken den Hauptanteil an dem stürmischen Beifall.
Max Milrath