nur ein ärmliches Stück Leben rein antmalischer
Qualität Und mit welcher krassen Brutalität setzen
sich diese Instinkte hier durch, mit welcher, man
möchte fast sagen, rohen Unglaubwürdigkeit. Vom
alten Vater wollen wir nicht sprechen: sein plumper
vampyrartiger Egoismus ist zwar eine in hohem
Grade abstoßende Ausnahmeerscheinung, aber immer¬
hin denkbar. Aber ist es denkbar, daß ein
junges Mädchen von der Leiche ihres soeben
von ihr gemordeten Vaters hinausstürmt, ohne
sich auch nur einen Augenblick nach ihm um¬
zusehen, daß es ihn wie ein Stück Holz am Boden
liegen läßt, um nur ja keine Minute des heiß er¬
träumten „Glückes“ zu versäumen? Ist es denkbar,
daß Marie auch angesichts der Leiche der vor ihren
Augen erschossenen Geliebten ihres Max keinen
anderen Gedanken hat, als ihm anzugehören? Nur
einmal hat sie mit ihm eine Nacht durchtanzt und
1 doch erwartete er ihr Kammen als etwas Selbst¬
verständliches. „Sie hätte mich nicht sollen warten;
lasser.“, sagt er. Und dabei ist sie die Tochter eines greits e
ehemaligen Regimentskameraden, ein¬
Mädchen, das doch wohl auch ohne Preisgabe von
Ehre, Leben und Seligkeit hätte die Seine
werden können. Ebenso kraß und befremdlichi
ferner auch die milde Selbstverständlichkeit, mit
der die Tante das zügellose Treiben ihrer
Tochter Katharina hinnimmt und erst recht befremd¬
Die
lich die hohle Schlußsalbaderei des Arztes, in der er
für alles was geschehen, nur eine billige Paraphrase l seres
des Wortes tout comprendre, c’est tout par-gund il
donner übrig hat. Würdig und ernst heben sich fühlen
funder
von dieser Folie im Stück nur die Gespräche der
Bei
beiden Offiziere des „tobgeweihten“ Regiments ab,
die dem lockenden „Ruf des Lebens“ in zwar ver¬ des
schiedener Schattierung, aber in einheitlicher Grund= mußte
stimmung die höheren Begriffe an Ehre und Pflicht der rei
genüberstellen. Aber ist nicht endlich die ganze häßlich
oraussetzung des „todgeweihten“ Regiments eine
unsinnige Phantasterei? Wer vermag vor dem! Theate
deutsch
Ausrücken eines Regiments ihm eine Position im
Felde zuzuweisen, die ihm den sicheren Untergang soll, d
Und seine
bis auf den letzten Mann garantiert.
wozu, denn' vier 2
wenn das nicht möglich ist,
der ganze Lärm? So kann das Stück trotz mancher des N
spannenden Momente im Grunde doch nur einen welcht
in hohem Maße unbefriedigenden, ja in einzelneng auf d
Szenen geradezu abstoßenden, jedes ethische und dem
ästhetische Gefühl verletzenden Eindruck hinterlassen. Wo
Gespielt wurde im gunzen recht befriedigend. über
Namentlich schuf Herr Herdy in dem alten Mo= dergl
ser, den er bei aller Gebrechlichkeit mit der ganzen komn
zähen Galligkeit des verknöcherten Egoisten ausstat¬ halte
tete, einen Typas von realistischer Lebenswahrheit. direk
konn
Seine Tochter Marie hatte in Frl. Weinber¬
sehen
ger eine Vertreterin, die ihrer schwierigen und
S
wenig sympathischen Aufgabe in anerkennenswerter
schon
Weise gerecht wurde, ohne indes der Rolle soviel
abzugewinnen, wie wir es sonst an ihr ge= ben,
Stück
wohnt sind. Als Frau Richter — wir folgen in
Wi
der Reihenfolge der Personen dem Theaterzet¬
tel — Dot Frau Sterry eine annehmbare Leistung. aufge
Ihre schwindsüchtige, dabei aber lebensdurstige] schlim
Tochter Katharina wurde von Frl. Geiger ge= Gem¬
geben, wobei nur ihre äußere Erscheinung mit dem das
Krankheitstypus der Katharina nicht recht harmo=wohl
nierte. Als Dr. Schindler füllte Herr Armin v.litera
Ritter seinen Platz in angemessener Weise aus Deut
und ein gleiches gilt von Herrn Reichenbach und
als Forstadjunkt Rainer. In den kleineren Epi= Hi
sodenrollen des 2. Aktes boten Herr Oehmig dank
als Oberst, Frl. Walden als seine Frau Irene mögl
und die Herren Rudolf Anthony als Max] Mack
und Karl Reif als Albrecht sehr gute Leistungen. ersch.
Durchaus unverständlich blieb uns aber das giter
Biedermeierartige Kostüm der im Stück beschäftigtendes
Zivilpersonen männlichen und weiblichen Geschlechts, Lu
wo doch auf dem Theaterzettel das Jahr 1866 als Mö
C. m. tref
Zeitbestimmung angegeben war.
gwie
Qualität Und mit welcher krassen Brutalität setzen
sich diese Instinkte hier durch, mit welcher, man
möchte fast sagen, rohen Unglaubwürdigkeit. Vom
alten Vater wollen wir nicht sprechen: sein plumper
vampyrartiger Egoismus ist zwar eine in hohem
Grade abstoßende Ausnahmeerscheinung, aber immer¬
hin denkbar. Aber ist es denkbar, daß ein
junges Mädchen von der Leiche ihres soeben
von ihr gemordeten Vaters hinausstürmt, ohne
sich auch nur einen Augenblick nach ihm um¬
zusehen, daß es ihn wie ein Stück Holz am Boden
liegen läßt, um nur ja keine Minute des heiß er¬
träumten „Glückes“ zu versäumen? Ist es denkbar,
daß Marie auch angesichts der Leiche der vor ihren
Augen erschossenen Geliebten ihres Max keinen
anderen Gedanken hat, als ihm anzugehören? Nur
einmal hat sie mit ihm eine Nacht durchtanzt und
1 doch erwartete er ihr Kammen als etwas Selbst¬
verständliches. „Sie hätte mich nicht sollen warten;
lasser.“, sagt er. Und dabei ist sie die Tochter eines greits e
ehemaligen Regimentskameraden, ein¬
Mädchen, das doch wohl auch ohne Preisgabe von
Ehre, Leben und Seligkeit hätte die Seine
werden können. Ebenso kraß und befremdlichi
ferner auch die milde Selbstverständlichkeit, mit
der die Tante das zügellose Treiben ihrer
Tochter Katharina hinnimmt und erst recht befremd¬
Die
lich die hohle Schlußsalbaderei des Arztes, in der er
für alles was geschehen, nur eine billige Paraphrase l seres
des Wortes tout comprendre, c’est tout par-gund il
donner übrig hat. Würdig und ernst heben sich fühlen
funder
von dieser Folie im Stück nur die Gespräche der
Bei
beiden Offiziere des „tobgeweihten“ Regiments ab,
die dem lockenden „Ruf des Lebens“ in zwar ver¬ des
schiedener Schattierung, aber in einheitlicher Grund= mußte
stimmung die höheren Begriffe an Ehre und Pflicht der rei
genüberstellen. Aber ist nicht endlich die ganze häßlich
oraussetzung des „todgeweihten“ Regiments eine
unsinnige Phantasterei? Wer vermag vor dem! Theate
deutsch
Ausrücken eines Regiments ihm eine Position im
Felde zuzuweisen, die ihm den sicheren Untergang soll, d
Und seine
bis auf den letzten Mann garantiert.
wozu, denn' vier 2
wenn das nicht möglich ist,
der ganze Lärm? So kann das Stück trotz mancher des N
spannenden Momente im Grunde doch nur einen welcht
in hohem Maße unbefriedigenden, ja in einzelneng auf d
Szenen geradezu abstoßenden, jedes ethische und dem
ästhetische Gefühl verletzenden Eindruck hinterlassen. Wo
Gespielt wurde im gunzen recht befriedigend. über
Namentlich schuf Herr Herdy in dem alten Mo= dergl
ser, den er bei aller Gebrechlichkeit mit der ganzen komn
zähen Galligkeit des verknöcherten Egoisten ausstat¬ halte
tete, einen Typas von realistischer Lebenswahrheit. direk
konn
Seine Tochter Marie hatte in Frl. Weinber¬
sehen
ger eine Vertreterin, die ihrer schwierigen und
S
wenig sympathischen Aufgabe in anerkennenswerter
schon
Weise gerecht wurde, ohne indes der Rolle soviel
abzugewinnen, wie wir es sonst an ihr ge= ben,
Stück
wohnt sind. Als Frau Richter — wir folgen in
Wi
der Reihenfolge der Personen dem Theaterzet¬
tel — Dot Frau Sterry eine annehmbare Leistung. aufge
Ihre schwindsüchtige, dabei aber lebensdurstige] schlim
Tochter Katharina wurde von Frl. Geiger ge= Gem¬
geben, wobei nur ihre äußere Erscheinung mit dem das
Krankheitstypus der Katharina nicht recht harmo=wohl
nierte. Als Dr. Schindler füllte Herr Armin v.litera
Ritter seinen Platz in angemessener Weise aus Deut
und ein gleiches gilt von Herrn Reichenbach und
als Forstadjunkt Rainer. In den kleineren Epi= Hi
sodenrollen des 2. Aktes boten Herr Oehmig dank
als Oberst, Frl. Walden als seine Frau Irene mögl
und die Herren Rudolf Anthony als Max] Mack
und Karl Reif als Albrecht sehr gute Leistungen. ersch.
Durchaus unverständlich blieb uns aber das giter
Biedermeierartige Kostüm der im Stück beschäftigtendes
Zivilpersonen männlichen und weiblichen Geschlechts, Lu
wo doch auf dem Theaterzettel das Jahr 1866 als Mö
C. m. tref
Zeitbestimmung angegeben war.
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