II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 451

19. Der Ruf des Lebens
sschnitt aushengr Neuenl.
T 9.
n:
Mühchen
Theater= und Kunstnachrichten
Bünchen, 6. September
In den Kammersielen fand heute abend die
glers vor etlichen
erste Aufführung von Sch#
Jahren erschienenem Schausple Ruft
[Lebens“ statt. Die drei Akte weisen zwar
piele Vorzüge der Schnitzlerschen Diktion auf, doch
geben wirksame Theatralik und erfühlte Nachdenk¬
lichkeiten diesmal keine völlig bezwingende Lösung.
er anwesende Dichter konnte sich nach dem letz¬
#ten Akt wiederholt für den starken Beifall be¬
danken—

box 24/4
Ausschmlee aus:
umsche Zeitung, Berlin
vom:
07, Der Ruf des Lebens.“ Aus München berichtet unser
Mitarbeiter in Ergänzung seines Telegramms: Der Ruf des
[Lebens“, das 1905 entstandene Schauspiel Arthur Schnitzlers,
geriet nach dem Berliner Mißerfolg in Vergesseuhe##ch
Ziegel, der neue Leiter der Kammerspiele, kam mit Bewußtsein
auf das Drama zurück, mit dem er die neue Saison der Münchener
Kammerspiele einleitete. Jedenfalls ging er von der richtigen
Veraussetzung aus, daß in einem als verfehlt angesehenen Werk
Schnitzlers der künstlerischen Reize immer noch mehr verborgen
sind als in vielen Theaterschlagern. Der Erfolg hat Ziegel recht
gegeben. Das Publikum zeigte sich nicht sehr erwärmt, aber es
folgte den Vorgängen mit starkem Interesse.
Das Drama hat einen Bruch. Er liegt ungefähr in der Mitte
dort, wo die Teilnahme von der Heldin abgelenkt wird auf Ge¬
stalten, die in der ursprünglichen Konzeption des Werkes nur
episodisch erschaut waren. Schnitzler verliert den Hauptfaden, läßt
sich durch den Reichtum seiner Gedanken zum Thema „Der Ruf des
Lebens“ zu Entgleisungen so verleiten, daß er der Lösung des
auptkonflikts nicht zustenert, sondern immer wieder neue Motive ein¬
bt. Und doch gibt es gerade in Szenen, die viel Retardierung
irsachen, Dialoge, die eigenste Schnitzlersche Melancholie von
tem Dufte ausströmen. Die so drohend auseinanderfallenden
eile des Ganzen sind im letzten Akte allein gebunden durch die
Devise, die dem Schauspiel den Titel gab. Dieser letzte Akt litt.
nebenbei durch die Vertreterin der schwindsüchtigen Katharina, die der)
schwierigen Rolle nicht gewachsen war. Im übrigen erkannte map'
im neuen Personal mehrere vielversprechende Talente. A. M. #
Intendant Felix Holländer kam, so schreibt man uns aus
Erankfurt a. M., dem Publikum am Sonnabend französisch. Es