II, Theaterstücke 19, Der Ruf des Lebens. Schauspiel in drei Akten (Vatermörderin), Seite 454

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19. Der Ruf des Lebens
-achen im Werte von 170,000.

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hallen lassen, so muß sie handeln. Zu ihrem und andere Rettungsringe über Wasser und auf
Glück fühlt sich der alte Moser gerade heute zu seinem Niveau zu halten. So kommt aber auch
einer Beichte und dem Geständnis gedrängt, daß
manche Breite in den Dialog, und so schön sich hier
er selbst jener Offizier gewesen, der seinerzeit die
Vieles anhört, die Bemühungen Schnitzlers, die
Flucht des Regiments durch eine momentane
Gesamterfahrungen der handelnden Personen der
Schwächeanwandlung veranlaßt hatte. Grau¬
Synthese einzuordnen, die der Titel des Stückes zu
samerweise fügt er noch hinzu, wie sehr es ihn er¬
verheißen scheint, sie sind nicht allenthalben un¬
freue, daß gewissermaßen um seinetwillen nun alle
beschwert von Absichtlichkeit.
diese jungen Leute in den Tod reiten müssen.
Leider hatte auch die Darstellung keinen sehr
Mariens Grausamkeit erhält so das Stichwort. Ein
glücklichen Abend. Ziegels kühler Oberst und
eiwas zu starker Schlaftrunk, den sie dem Vater
der jugendlich=eckige ungebärdige Offizier des
hinterlistig beibringt, genügt, den Greis sogleich
Herrn Oswald besaßen Kontur. An den übrigen
zu Boden zu strecken. Kühn entnimmt sie der er¬
Figuren blieb vieles problematisch. Herr Man¬
starrenden Vaterhand den Zimmerschlüssel und ent¬
flieht.
ning schien über die Stilisierung seines gut an¬
gelegten Moser noch nicht schlüssig zu sein, und ein
Langt dann in der Wohnung des jungen Offi¬
Schwanken zwischen Stilmöglichkeiten ließ auch die
ziers gerade noch rechtzeitig an, um hinter einer
Marie von Fräulein Horwitz zu keiner starken
Gardine Deckung zu finden. Denn ehe sie gemein¬
Einheitlichkeit erwachsen. Eine entbehrliche Pa¬
sam mit dem späten Geliebten eine kurze Nacht
thetik lagerte besonders über dem ersten Akt. Frau¬
dem Ruf des Lebens Folge geben darf, spielt sich
lein Spielmann suchte ohne rechte Wirkung
im Zimmer, noch ein kleines Privatdrama ab.
der Katharina mit Opheliastimmungen zu Hilfe
Max führt eine Dame ins Zimmer, die sich aus
zu kommen. Frau Prasch=Grevenberg (Mutter),
ihren Gesprächen als Geliebte des Offiziers doku¬
Herr Marx (Schindler) und Herr Stahl=Nachbaur
mentiert. Da klirrt eine Scheibe, und wie der
(Forstadjunkt) führten ihre Episoden ansprechend
Oberst, ein kühler Spötter, durchs Fenster herein¬
durch.
tritt, findet sich's, daß die Dame sich als die Gattin
Das ausverkaufte Haus folgte der Aufführung
des Obersten erweist. Der schießt mit feierlicher
mit Interesse. In den Beifall mengte sich eine
Ruhe die Ungetreue nieder und ersucht Max, die
kleine Opposition, aber die Zuschauer ergriffen die
Tat bis zum Morgen zu verheimlichen und auf
Gelegenheit durch ihren Applaus dem anwesenden
alle Fälle auf sich zu nehmen.
Dichter wohl für manches Schöne mit zu danken,
Der dritte Akt bildet eine Art lyrisches Nach¬
was er schon geboten.
spiel, und hat Haus und Gärtchen der Schwägerin
Richsd, Stciger
Moses in einem niederösterreichischen Dorf, als

Schauplatz. Aus einem einleitenden Dialog zwi¬
schen dem Arzt Schindler und dem Forstadjunkten
Nainer, beide schon bekannt als Verehrer Mariens,
erfährt von dem Stand der Geschehnisse. Mario
wähnt man noch in den Armen des Offiziers. Sie
tritt indes herein, jenes nächtliche Erlebnis liegt
weit hinter ihr. Nur der Vatermord lastet noch
schwer auf ihr, das Verbrechen, dessen Verheimi
lichung sie Schindlers Freundschaft verdankt. Ein
vorzeitiges Erlöschen der Tragik weiß der Autor
dadurch zu hindern, daß er den Mutterschmerz der
Schwägerin Mosers in den Vordergrund schiebt.
Die achtzehnjährige Katharina, der Schwindsucht
anheimgefallen, ist, auch ihrerseits dem Ruf des
Lebens gefolgt und seit Monden verschwunden.
Sie findet sich zuletzt in derangiertem Zustand ein,
und stirb am Aktschluß und in de Armen der
Mutter.
Die Schwäche dieses Stückes liegt in der starken
Handiung. Sie hat die Nobustheit eines Kino¬
dramas, und der Autor mag seine Not damit ge¬
habt haben, sie durch psychologische Begründungen